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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Konus waren 1 mm im Durchmesser zu breit, um sie mit der neuen Gabel in Einklang zu bringen.<br />
Arrrggg!!! Hier passt auch wirklich nichts zusammen!!! Ich frage mich, ob das in Deutschland genauso<br />
schlimm ist mit den Normen bei Fahrradgabeln. Also habe ich die beiden Jungs beauftragt doch<br />
einfach den Konus und den Vorbau etwas kleiner zu schleifen, so dass alles zusammenpasst. Denn<br />
im Flexen, Schweißen und Schleifen sind die beiden Meister. Die neue Gabel passt eigentlich nur in<br />
der Länge von Schaft bis Narbe - sonst gar nichts. Aber was soll's! Am Abend kann ich mein<br />
fahrbares Rad endlich in Empfang nehmen. Man will mir sogar für die alte Gabel noch Geld geben -<br />
hier wird nichts weggeschmissen.<br />
Und bezahlt habe ich (inklusive Trinkgeld) insgesamt 20.000 Pesos (ca. 25 EUR) - also zweitagelange<br />
Montage, die Verarbeitung und Gabel und Entfernung vom Schlag aus dem Vorderrad. Eigentlich ein<br />
ziemlich annehmbarer Preis würde ich behaupten.<br />
Jetzt habe ich eine ziemlich abenteuerliche Gabel: - Ösen oben wurden nachträglich eingeschweißt. -<br />
Das Schaftrohr war zu lang und musste abgeschnitten werden. - Die alten Bremshalterungen wurden<br />
abgeflext und neue an einer für die Hydraulikbremsen passenden Stelle angebracht. Die Bremsen<br />
sitzen jetzt trotzdem zu tief unten. Was soll's - sie funktionieren... - und viele, viele Kleinigkeiten<br />
mehr...<br />
Interessant ist, dass ich den Leuten im Laden erst einmal klar machen musste, was der Dynamo<br />
(Nabendynamo), was die Bremsen (Hydraulikbremsen) usw. sind. Sie waren hin und weg von der<br />
Technik, die ich an meinem Rad habe und hätten mir am liebsten das halbe Rad abgekauft.<br />
An der Touristeninformation treffe ich an meinem zweiten Tag in Calama Steffen, für mich der erste<br />
Deutsche in Südamerika. Er hat in Santiago einen Spanisch-Sprachkurs gemacht und reist jetzt "mal<br />
eben" ein paar Monate durch Südamerika. Es wird leider nichts aus einem Ausflug zum Dorf Chiu<br />
Chiu und wir begnügen uns mit dem Parque de Loa, wo eine Nachbildung des Dorfes steht. Von hier<br />
aus hat man einen tollen Blick auf die Kulisse der schneebedeckten 6000er, die allesamt noch fast<br />
100 Kilometer entfernt liegen. Der Park wird vom Rio Loa durchflossen; einem kleinen Rinnsal, dass<br />
als einziger "Fluss" weit und breit die Atacama durchquert und den Pazifik erreicht. Leider ist er hier<br />
schon ziemlich verschmutzt, unter anderem mit Arsen. Das Arsen kommt aus der nahe gelegenen<br />
Kupfermine namens Chuquicamata und geht bis ins Trinkwasser. In Calama gibt es einen Laden, in<br />
dem man nichts anderes als Wasser in Gallonen kaufen kann. Am Eingang wirbt er groß mit einer<br />
Leuchtreklame: "Agua sín Arsenico" - "Arsenfreies Wasser"...<br />
Am nächsten Tag treffen Steffen und ich uns früh am Morgen in der Straße, von wo aus die<br />
Sammeltaxis in die einige Kilometer entfernte "Chuqui" abfahren. Jemand fragt mich, wo ich<br />
herkomme. Deutschland? Da wäre er auch schon mal gewesen - mit dem Schiff. Ob ich Bremen und<br />
Rostock kennen würde? Er wäre aus San Salvador und möchte heute Morgen versuchen, einen Job<br />
in der Mine zu bekommen. Das kann man wirklich als ein international geprägtes Leben bezeichnen!<br />
Noch lange bevor wir Chuquicamata erreichen, können wir es aus der Ferne erkennen. Eine riesige<br />
Staubwolke steigt über der Siedlung empor und gigantische Berge von Abraum befinden sich überall.<br />
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