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Übersichtskarten - LimeSim

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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />

guten Eindruck. An der zerfallenen Rezeption sitzt steif und veraltert eine hässliche Frau, die jedem<br />

Horrorfilm alle Ehre gemacht hätte. Innerlich denke ich mir schon flehend: "Bitte lass mich hier nicht<br />

übernachten, bitte lass mich hier nicht übernachten". Sie erfüllt mir meinen Wunsch. "Mit dem<br />

Fahrrad?" fragt sie krächzend und schüttelt steif den Kopf von einer Seite zur anderen. Uff!<br />

Ich fahre noch ein Stückchen weiter bis zum Hotel Brasil und werde von einem freundlichen alten<br />

Ehepaar empfangen und die auf meine Fragen meistens eine Antwort haben.<br />

Für heute ist der Tag gelaufen. Ich schließe mein Fahrrad ab, schleppe das Gepäck ins Zimmer und<br />

lasse mich kraftlos auf die durchgelegene Matratze fallen. Jetzt nur noch Duschen und schlafen. Zum<br />

Duschen habe ich kaum noch Kraft, zum Schlafen schwirren mir zu viele Eindrücke im Kopf herum...<br />

Im wahrsten Sinne des Wortes angeschlagen<br />

Am folgenden Tag mache ich mich Angst und Bange auf den Weg zum einzigen Fahrradladen in der<br />

Stadt. Hier der Eintrag aus meinem Tagebuch:<br />

Heute Morgen habe nach längerem Auskundschaften die einzige Fahrradwerkstatt hier ausfindig<br />

machen können. Da habe ich dann sicher ein paar Stunden verbracht, da hier sowieso nicht alles so<br />

schnell vonstatten geht. Es ist eben Südamerika...<br />

Nach einigem Telefonieren ist man dann zu dem Schluss gekommen, dass es in ganz Chile keine<br />

Gabel für mein 28er-Rad gibt. Doch eine einzige gäbe es immerhin in der anderen Filiale des Ladens<br />

- angeblich sogar inklusive Ösen für den Lowrider.<br />

Die zwei Jungs im Radladen kommen dann aber noch auf die glänzende Idee, dass man die Gabel ja<br />

wieder gerade biegen könnte. Das haben sie dann auch mit Stahlrohren gemacht und das Ergebnis<br />

ist entsprechend: Ein paar neue Defekte am Fahrrad und ein leierndes Vorderrad. Da habe ich dann<br />

gedacht: Es geht gar nichts mehr und ich kann mir die Reise abschminken...<br />

Doch immerhin haben die beiden Jungs es so hinbekommen, dass das Rad wieder fast genauso<br />

fährt, wie vorher. Und bezahlt habe ich auch nichts dafür. Mir sind in diesem Laden sicher ein paar<br />

Nervenstränge gerissen, aber über das Ergebnis bin ich dann doch ganz zufrieden. Das Rad fährt<br />

wieder. Und nach einstimmiger Aussage soll ich es damit sogar bis ins rund 200 Kilometer entfernte<br />

Calama schaffen, wo ich sowieso hinwollte. Wenn die Gabel bis dahin alles gut durchhält, werde ich<br />

sie evtl. sogar weiter benutzen. Es ist aber noch nicht gesagt, dass die Gabel im Radladen in Calama<br />

auch wirklich allen Kriterien entsprechen wird...<br />

Am gleichen Tag gehe ich noch ein wenig durch die Stadt schlendern. An der Plaza Mayor gibt es<br />

eine Nachbildung, die den Big Ben aus London darstellen soll. Das war's dann auch schon an<br />

Attraktionen. Doch die Unterschiede zu Europa faszinieren mich immer wieder. So muss ich in jedem<br />

Laden erst einmal herausfinden, wie ich denn bezahlen soll. Am schwierigsten gestaltet sich das<br />

Einkaufen neuer Handtücher. Die hat man mir im Flugzeug nämlich aus dem Gepäck (!) geklaut. Die<br />

Verkäuferin drückt mir einen Zettel in die Hand und verweist mich an einen kleinen Glaskasten hinter<br />

mir. Tief im Glaskasten sitzt ein alter grimmiger Zwerg, der dort seine Pfründe bewacht. Er nimmt<br />

meinen Geldschein entgegen und quittiert die Rechnung über 2 Euro als bezahlt. Erst danach darf ich<br />

meine Handtücher in Empfang nehmen.<br />

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