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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Das Einchecken gestaltet sich gar nicht so einfach, obwohl die Lufthansa mit dem eigentlichen<br />
Fahrradtransport kaum Probleme hat. Erst einmal muss ich den Schalter finden. Natürlich bin ich mit<br />
dem Rad am falschen Terminal angekommen und muss mit dem so genannten Skytrain weiter zum<br />
Lufthansa-Terminal. Kaum dass ich in den Zug steigen will, kommt die Durchsage: "Es ist verboten<br />
Gepäckwagen mit in den Zug zu nehmen!"<br />
Fragend blicke ich einen Flughafenmitarbeiter an. Gilt mein Rad als Gepäckwagen??? Er nickt mir<br />
verschwörerisch zu und schon bin ich im Zug.<br />
Als ich endlich den Schalter gefunden habe, suche ich mir ein ruhiges Eckchen und bereite alles für<br />
den Flug vor. Das Ganze artet mit der Zeit in ein ziemliches Chaos aus. Ich muss die schwersten<br />
Sachen ins Handgepäck stopfen (darunter darf allerdings kein "Terroristenwerkzeug" sein), die<br />
Taschen müssen gleichmäßig ausgefüllt werden, das Fahrrad muss teilweise demontiert werden<br />
(Pedalen und Lenker) und nicht benötigte Dinge müssen in das für meine Eltern bestimmte Päckchen<br />
geschmissen werden. Dann müssen alle Taschen in meine Zeltunterlage geschnürt werden, damit<br />
alles zusammen zwei Gepäckstücke ergibt. Ich darf zwar 2x32kg mitnehmen. Ergo: Das Rad als ein<br />
Gepäckstück und die in die Plane geschnürten Taschen als ein weiteres. Doch das muss ich dann<br />
alles noch einmal ganz auseinander nehmen, da mein Handgepäck als zu groß erachtet wird und ich<br />
dadurch wieder umdisponieren muss.<br />
Kopfzerbrechen bereitet mir noch die am Fahrrad befestigte Benzinflasche. Im Wald wollte ich sie<br />
nicht einfach auskippen und nun frage ich den Lufthansa-Mitarbeiter am Schalter:<br />
"Ähem, ich habe da eine Benzinflasche unten am Rad. Mit Inhalt ist die doch verboten, oder?"<br />
"Ja, das Benzin muss weg!"<br />
"Hmm, sie haben doch bestimmt des Öfteren mit dem Problem zu tun. Können sie mir sagen, wo ich<br />
das hinkippen kann?"<br />
"Öhem...", man sieht, wie es in seinem Kopf rattert, "...in die Toilette?"<br />
"Aha... und wenn nun jemand nach mir auf der Toilette eine raucht?"<br />
"...Ich habe ihnen das ja nicht gesagt."<br />
"Ok, und können sie dann mal kurz auf mein Fahrrad aufpassen?"<br />
"N..nn...n...nein! Das geht nicht! Dann kommt die Polizei und sperrt hier alles ab! Das Fahrrad muss<br />
raus!"<br />
Aha... also nehme ich mein Fahrrad widerwillig mit nach draußen und frage dort einen weiteren<br />
Lufthansa-Angestellten, der gerade ein Päuschen macht. Er sagt mir, dass ich für meinen Gang zur<br />
Toilette erst das Rad vom Flughafengelände wegschieben muss. Arrg!<br />
Wir einigen uns darauf, dass er nichts gesehen hat...<br />
Also gehe ich nur kurz zur Toilette, entleere die Flasche in der Kloschüssel und werfe noch Klopapier<br />
hinterher um den Gestank wenig erfolgreich zu unterdrücken. Was der Mensch nebenan bei seiner<br />
Sitzung wohl gerade über diesen Gestank denkt?<br />
Macht nichts. Danach checke ich problemlos ein. Für die am Rad befestigte Flasche mit der<br />
deutlichen Aufschrift "Brennstoff" interessiert sich dann plötzlich niemand mehr...<br />
Im Flugzeug sitze ich neben einer Münchnerin, die in São Paulo lebt und dort mit einem Chilenen<br />
verheiratet ist. Mit ihr unterhalte ich mich zu beginn des Fluges angeregt über Südamerika, während<br />
ich hin -und wieder einen Blick auf das unter mir verschwindende Deutschland und Europa werfe. Zu<br />
Beginn des Fluges meldet sich der Captain und lässt uns wissen, dass in Frankreich, Italien und<br />
Österreich heute die Fluglotsen streiken. Heißt also, dass wir über England auf den Atlantik<br />
hinausfliegen müssen, dort noch eine Gewitterfront umfliegen und dann endlich Kurs nach Süden<br />
nehmen werden...<br />
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