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Sieger mit Kinderstube - Der Trakehner

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SPORT | Von Projekt Nurmi entdeckt<br />

<strong>Der</strong> gekörte Brioni v.<br />

Friedensfürst, qualifiziert fürs<br />

Bundeschampionat,<br />

überzeugt <strong>mit</strong> vielseitigem<br />

Sporttalent und ist aktuell<br />

im Landgestüt Redefin<br />

aufgestellt.<br />

8 | <strong>Der</strong> <strong>Trakehner</strong> . o4 | 2oo8<br />

<strong>Sieger</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kinderstube</strong><br />

Projekt Nurmi sei Dank – drei <strong>Sieger</strong> aus einem Stall,<br />

genauer gesagt aus der Zucht von Dr. Marliese Dobberthien.<br />

Alle drei fanden sich später auf den Startlisten der<br />

Bundeschampionate wieder. Für „<strong>Der</strong> <strong>Trakehner</strong>“ gab die<br />

Züchterin Auskunft auf die Frage: Was muss ein Pferd<br />

können, um bei Projekt Nurmi zu starten?


Foto: Jutta Bauernsch<strong>mit</strong>t<br />

iese Frage stellt jede/r, der <strong>mit</strong> dem Ge-<br />

D danken spielt, sein Pferd zur Prüfung in<br />

Valluhn/Mecklenburg zu schicken. Mittlerweile<br />

ist der „Nurmi-Test“ als Feldprüfung<br />

für die Stutenleistung anerkannt und die Zulassung<br />

als Veranlagungstest für Hengste ist beantragt.<br />

Es müssen weder Häuser übersprungen,<br />

noch komplizierte Dressuraufgaben bewältigt<br />

noch müssen Sterne ausgetreten werden. Es werden<br />

vielmehr reelle Grundqualitäten, Leistungsbereitschaft,<br />

Balance und Talent am Sprung abgefragt.<br />

Leicht ist der Test allerdings nicht. Er<br />

beginnt <strong>mit</strong> einer 2500m langen Galoppstreck<br />

<strong>mit</strong> 12 festen Hindernissen, für die Vierjährigen<br />

<strong>mit</strong> Wassereinsprung, dann folgt eine 500m lange<br />

Trabstrecke <strong>mit</strong> kurzem Zulegen, eine 200m<br />

lange Schrittstrecke, nach der wiederum ein<br />

Springparcours <strong>mit</strong> 5 bunten Hindernissen inklusive<br />

Kombination zu absolvieren ist. Weiter<br />

geht es auf eine 500m lange Renngaloppstrecke<br />

<strong>mit</strong> abschließendem ausgiebigen Veterinärcheck.<br />

Ein Pferd, das auf der Geländestrecke zu<br />

heiß wird, hat Schwierigkeiten, einen taktreinen,<br />

durchschwingenden Trab zu zeigen, beim Tritte<br />

verlängern scheitern Pferde <strong>mit</strong> zu wenig Dynamik<br />

und Antritt. Einen gelassenen, raumgreifenden<br />

Schritt zeigen nach 2.5 km Galoppstrekke<br />

nur diejenigen, die loslassen können. Pferde<br />

<strong>mit</strong> zu aufwändiger Springmanier sind nach der<br />

langen, kräftezehrenden Anfangsgaloppstrecke<br />

oft schon erschöpft. Nur ein Pferd, das von Natur<br />

aus vorsichtig und sorgfältig springt, Intelligenz<br />

und Geist <strong>mit</strong>bringt, hebt auch über den<br />

bunten Stangen die Beine noch ordentlich an<br />

und springt über den Rücken. Bei der abschließenden<br />

Renngaloppstrecke kommt es auf das<br />

Galoppiervermögen und die Kondition an,<br />

Grundbedingungen für gute Buschpferde. <strong>Der</strong><br />

VetCheck dokumentiert nicht nur die körperliche<br />

Verfassung, sondern sagt viel über die innere<br />

Einstellung des Pferdes – nur wer schnell wieder<br />

„runter“ kommt, ist als Buschpferd geeignet.<br />

Ein Fremdreitertest <strong>mit</strong> 2 Testreiterinnen am<br />

nächsten Tag über feste und fallende Hindernisse<br />

beendet die Prüfung.<br />

Erfahrungswerte<br />

„Wie trainieren Sie ihr Pferd bis zum Start beim<br />

Nurmi-Test?“ Diese Frage kennt Dr. Marliese<br />

Dobberthien vom Altmarkhof inzwischen gut. In<br />

drei Teilnahmejahren stellte sie drei Mal den<br />

Von Projekt Nurmi entdeckt | SPORT<br />

<strong>Sieger</strong> aus eigener Zucht. Die Antwort ist verblüffend<br />

einfach: „Eigentlich nicht viel. Für das<br />

Projekt Nurmi wurde keiner meiner Hengste gezielt<br />

vorbereitet. Wichtig sind eine gute robuste<br />

und artgerechte Aufzucht, die Pferde müssen<br />

Qualität, Ausgeglichenheit, Rittigkeit und Geist<br />

<strong>mit</strong>bringen. Unverzichtbar sind eine solide<br />

Grundausbildung und vor allem Vertrauen.“ Mit<br />

dem Halbtrakehner Florin Gold v. Burbon a.d.<br />

Fleur/Trak. begann die Siegesserie 2003 beim<br />

ersten Nurmi-Test. „Etwas überraschend kam<br />

der Erfolg schon“, Dr. Dobberthien wollte ihren<br />

„Kleinen“ bei Nurmi eigentlich nur „<strong>mit</strong>laufen“<br />

lassen, weil sie das Konzept der Prüfung<br />

gut fand und sowieso viel Abwechslung für die<br />

jungen Pferde befürwortet. „So eine Remonteprüfung<br />

ist viel schöner als ein normales Turnier<br />

und fordert gleich mehrere Fähigkeiten vom<br />

jungen Tier“, ist sie überzeugt. Es sei besser erkennbar,<br />

was in dem Pferd stecke. Und genau<br />

das zeigte dann der Goldfalbe Florin. Dreijährig<br />

angeritten durfte er im Sommer Weidegang<br />

genießen. Vierjährig kam er zum Springreiter<br />

Stephan Lerche, Gieseritz, wo er nicht nur eine<br />

gute Grundkondition erwarb, sondern bereits<br />

Schleifen in Springpferdeprüfungen bis Kl. L<br />

holte. Geländehindernisse lernte er erstmals einen<br />

Tag vor Prüfungsbeginn bei einer freigegebenen<br />

Jagdstrecke in der Nachbarschaft kennen.<br />

Stephan Lerche ist reiner Springreiter und hält<br />

von festen Hindernissen gar nichts, so bedurfte<br />

es einiger Überredungskunst, ihn zur Teilnahme<br />

am Nurmi-Test zu überreden. Nach Florins<br />

Sieg kam Dr. Marliese Dobberthien ins Grübeln,<br />

ob ihr „Kleiner“ nicht doch besser Buschpferd<br />

werden sollte. Seine etwas flachere und da<strong>mit</strong><br />

ökonomischere Bascule ist eher im Busch<br />

gefragt, weniger im Springparcours. Und Florin<br />

hatte Mut, war gleichzeitig vorsichtig genug und<br />

zeigte Geist, Übersicht und „Biss“. Immerhin ist<br />

er ein Enkel Tümmlers, der unter Martin Plewa<br />

erster Bundeschampionatssieger der Vielseitigkeitspferde<br />

war. Nach dem Valluhner Erfolg kam<br />

der Hengst zur jungen Sächsischen Meisterin der<br />

Vielseitigkeit, Juliane Adner, die ihn schleifenreich<br />

zum Buschpferd ausbildete. Florin schaffte<br />

die Bundeschampionatsqualifikation und<br />

wurde platzierter Finalist in Warendorf 2004. Er<br />

qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft der<br />

jungen Vielseitigkeitspferde, holte Gold <strong>mit</strong><br />

Anna Topf bei den bayerischen jungen Reitern,<br />

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o4 | 2oo8 . <strong>Der</strong> <strong>Trakehner</strong> |<br />

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SPORT | Von Projekt Nurmi entdeckt<br />

ging dann als drittteuerstes Pferd über die Top-Eventer Auktion<br />

in Luhmühlen nach Schweden, wo er unter einem Junior Seriensieger<br />

in Sterneprüfungen wurde. In Anerkennung seines großen<br />

Leistungsvermögens wurde der goldfarbene Florin gekört.<br />

Bei BRIONI v. Friedensfürst a.d. Bagheerah ox, gekörter <strong>Trakehner</strong><br />

Hengst, der 2005 vierjährig den Test des Projekt Nurmi<br />

souverän gewann, verlief der Ausbildungsweg ähnlich. <strong>Der</strong> hoch<br />

im Blut stehende Brioni wurde dreijährig angeritten und absolvierte<br />

gleich im Frühjahr seinen 30-Tage-Test. Danach erhielt<br />

auch er eine ausgiebige Ruhepause, um weiter reifen zu können.<br />

Erst vierjährig ging es weiter. Im Spätsommer absolvierte er die<br />

HLP, von wo er, noch voll im Training, direkt nach Valluhn zum<br />

Nurmi-Test reiste. Juliane Adner, die schon Florin zum Erfolg<br />

geführt hatte, probierte Brioni am Abend vor der Prüfung erstmalig<br />

aus. Grundvertrauen, Rittigkeit und Geist – auch Brioni<br />

wurde <strong>Sieger</strong>. Auch er löste nach einer in allen drei Teildisziplinen<br />

außerordentlich erfolgreichen Turniersaison das Ticket zum<br />

Bundeschampionat der Vielseitigkeitspferde. Eine ärgerliche Verletzung<br />

ein paar Tage vor Warendorf verhinderte seinen Start.<br />

<strong>Der</strong> Dritte im Bunde der siegreichen Pferde vom Altmarkhof<br />

war der <strong>Trakehner</strong> Halbbluthengst GRISANDER v. Wilawander<br />

xx a.d. Griseldis. Er genoss dreijährig ein ruhiges Jahr unter<br />

Tochter Philine Dobberthien <strong>mit</strong> vielen Ausritten über Stock und<br />

Stein, in Wald und Flur, gekrönt von einer Hubertusjagd im<br />

Herbst. Vierjährig erhielt auch Grisander eine solide Springaus-<br />

Nach den erfolgreichen Fahrten in den letzten Jahren<br />

bieten wir auch im Jahr 2008 wieder eine 12-tägige<br />

Bus-Sonderreise in die<br />

Heimat der <strong>Trakehner</strong> an.<br />

Es handelt sich um eine große Rundreise durch Masuren, Ost- und Westpreussen<br />

<strong>mit</strong> sehr viel Kultur, 7 Gestütsbesichtigungen einschließlich Trakehnen!<br />

22. Juni bis 3. Juli 2008<br />

Reiseprogramm <strong>mit</strong> Detailinformationen bitte anfordern bei:<br />

BAYER-REISEN »Volker von Alzey«<br />

Tel.: 06731-2355 · Fax: 06731-3310<br />

Im Internet finden Sie uns unter: www.bayerreisen.de<br />

10 | <strong>Der</strong> <strong>Trakehner</strong> . o4 | 2oo8<br />

Foto: Fotoagentur Dill<br />

Links aussen |<br />

Grisander v. Wilawander<br />

xx errang unter Philine<br />

Dobberthien Siege<br />

und Platzierungen in<br />

Geländepferdeprüfungen<br />

und war<br />

fürs Bundeschampionat<br />

qualifiziert.<br />

Links | Florin Gold war<br />

erster Nurmi-<strong>Sieger</strong>,<br />

Bundeschampionatsfinalist,<br />

WM-Teilnehmer<br />

und ging über die erste<br />

Top-Eventer Auktion<br />

nach Schweden.<br />

bildung bei Stephan Lerche, belohnt <strong>mit</strong> vielen Platzierungen.<br />

Unter Juliane Adner, die – wie schon Brioni - auch Grisander am<br />

Abend vor der Prüfung das erste Mal ritt, gewann das Paar 2006<br />

souverän die Prüfung <strong>mit</strong> dem bis dato besten Ergebnis aller Prüflinge.<br />

Philine reizte Grisanders Talent im Busch, so fasste sie sich<br />

ein Herz und nannte die erste Prüfung. Nahezu unerfahren starteten<br />

beide im Juni 2007 das erste Mal in einer Geländepferdeprüfung<br />

– Wertnote 8.5, Freudentränen bei der Reiterin und eine<br />

goldene Schleife an Grisanders Kopf. Die beiden machten das<br />

Unmögliche wahr, jede Geländepferdeprüfung ging in die Platzierung,<br />

die Wertnote der ersten Prüfung blieb kein Zufallstreffer<br />

und so qualifizierten sich auch diese beiden für das Bundeschampionat<br />

der Vielseitigkeitspferde.<br />

<strong>Der</strong> Erfolg der drei Nurmi-Pferde vom Altmarkhof basiert auf<br />

einer soliden Grundausbildung, Rittigkeit, Durchlässigkeit, Grundvertrauen<br />

und Geduld. Es war nichts Spektakuläres oder Hexerei im<br />

Spiel. Nicht einmal ein spezielles Konditionstraining. Keine zusammengezogenen<br />

Pferde, keine Überforderung, dafür Ruhepausen<br />

und artgerechte Haltung haben die körperliche und mentale<br />

Reifung gefördert. Die Pferde müssen gelernt haben, gut zuzuhören,<br />

auch wenn es junge Hengste sind, die eigentlich anderes wünschen.<br />

„Gas“ und „Bremse“ müssen funktionieren, wie Stephan<br />

Lerche zu sagen pflegt. Eine Aufzucht, die Fohlen bereits in allerjüngsten<br />

Jahren bei jedem Wind und Wetter auch <strong>mit</strong> schwierigsten<br />

Bodenverhältnissen vertraut macht, bringt trittsichere und ausbalancierte<br />

Pferde hervor. Täglicher Umgang nimmt ihnen die Scheu,<br />

fördert die Disziplin und schafft Grundvertrauen. „Das alles funktioniert<br />

nicht, wenn man das Pferd dreijährig das erste Mal anfasst.<br />

Die viele Handarbeit ist mühsam und zeitaufwändig – aber der Umgang<br />

<strong>mit</strong> einem Pferd, das <strong>mit</strong>macht, klar im Kopf ist und auf das<br />

man sich verlassen kann, zahlt sich später im Sport und bei den täglichen<br />

Kleinigkeiten mehrfach wieder aus“, sagt die Züchterin. <strong>Der</strong><br />

Erfolg gibt ihr Recht. Und sie ergänzt: „Konditionstraining und die<br />

systematische Buschpferdeausbildung haben bei meinen drei erfolgreichen<br />

Hengsten erst nach Valluhn begonnen“. Da waren alle ihre<br />

Hengste älter als 4 1 /2 Jahre. Philine Dobberthien<br />

Foto: Ronald Hogrebe

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