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LSV kompakt September 2009 - Die Landwirtschaftliche ...

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lsV <strong>kompakt</strong><br />

MaGazin für sicherheiT & GesundheiT<br />

www.nb.lsv.de september <strong>2009</strong><br />

GülleGase:<br />

Tödliche<br />

Gefahr<br />

Aufklärung beugt vor<br />

vorsicht:<br />

hochspannung


inhalT<br />

<strong>September</strong> l 09<br />

richTiG enTscheiden<br />

Jeder kann in eine situation kommen,<br />

in der ein selbstverantwortliches<br />

handeln verwehrt ist, aber<br />

Entscheidungen getroffen werden<br />

müssen. 04<br />

lKKaktiv noch aTTraKTiVer<br />

Mit einem veränderten vortragsund<br />

Kursprogramm kommt die<br />

LKK einem Wunsch vieler teilnehmerinnen<br />

und teilnehmer nach, die<br />

gern erneut mit LKKaktiv selbstständig<br />

etwas für ihre Gesundheit<br />

tun wollen. 06<br />

GülleGase: Tödliche Gefahr<br />

immer wieder ereignen sich Unfälle<br />

mit Gülle- und Biogas. Aufklärung<br />

beugt vor. 08<br />

TeilnahMe brinGT<br />

beTrieblichen nuTzen<br />

Landwirt hans-Lüder Behrens<br />

spricht über seine Erfahrungen<br />

mit dem LUv-Modell. 10<br />

VorsichT: hochspannunG<br />

immer wieder unterschätzen<br />

Landwirte die risiken bei Arbeiten<br />

in der Nähe von Freileitungen. 12<br />

zu jeder zeiT Gesehen werden<br />

vor allem im herbst, wenn Feldund<br />

transportfahrten zunehmen,<br />

steigen die Unfallzahlen. 14<br />

„neubürGer“ iM pflanzenreich<br />

Neophyten können problematisch<br />

für die Gesundheit sein und wirtschaftliche<br />

schäden verursachen. 15<br />

Zum Titelbild: Oft überqueren Freileitungen<br />

gefährlich tief den Arbeitsbereich von Landwirten.<br />

Wer sich jedoch an einige Regeln hält,<br />

ist vor Stromkontakt geschützt.<br />

❘❘❘■ notRufVeRoRDnunG<br />

( 112 jetzt in ganz Europa<br />

Über die einheitliche Rufnummer 112<br />

lassen sich seit diesem Jahr die Notfalldienste<br />

in den EU-Ländern aus<br />

dem Festnetz, von öffentlichen Telefonen<br />

oder vom Handy aus kostenlos<br />

erreichen. Sie ergänzt die bereits bestehende<br />

nationale Notrufnummer 110.<br />

<strong>Die</strong> 112 kann angerufen werden, um<br />

im Notfall den Krankenwagen, die<br />

Feuerwehr oder die Polizei zu rufen.<br />

Unnötige Anrufe können das System<br />

überlasten und so das Leben dringend Hilfebedürftiger gefährden.<br />

Anrufer müssen sich mit Name, Adresse und Telefonnummer identifizieren,<br />

um Doppelmeldungen zu vermeiden. Sollte einmal irrtümlich<br />

diese Nummer gewählt worden sein, dann nicht auflegen, sondern eine<br />

kurze Erklärung abgeben. Der Mitarbeiter der Notrufzentrale schickt<br />

sonst vergeblich Rettungskräfte los.<br />

❘❘❘■ neue VeRoRDnunG iM StRaSSenVeRkeHRSRecHt<br />

Zusatzqualifikation für Kraftfahrer<br />

Seit dem 10. <strong>September</strong> müssen Kraftfahrer im gewerblichen Güter- oder<br />

Personenverkehr zusätzlich zum Führerschein eine Qualifizierung nach<br />

dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) nachweisen. Für<br />

Führer und Fahrzeuge in der Landwirtschaft gelten besondere Regelungen.<br />

Genaue Informationen gibt es im Internet unter www.lsv.de / spv > Aktuelles<br />

/ Presse.<br />

❘❘❘■ taG DeR zaHnGeSunDHeit aM 25. SepteMbeR <strong>2009</strong><br />

Gesund beginnt im Mund ...<br />

... krank sein oftmals auch. <strong>Die</strong>ses Motto macht deutlich, dass eine Mundgesundheitsvorsorge<br />

unerlässlich ist. Sind die Zähne krank, wirkt sich das<br />

negativ auf den gesamten Körper aus. Eine fortgeschrittene Parodontitis<br />

kann beispielsweise zum Risiko für Herz und Kreislauf werden.<br />

<strong>Die</strong> gesetzlichen Krankenkassen stellen deshalb gezielt Mittel für die<br />

Aufklärung der Versicherten, die Maßnahmen der Gruppen- und Individualprophylaxe<br />

sowie die zahnerhaltende Therapie bereit.<br />

lsV-iMpressuM<br />

<strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> – Magazin für Sicherheit und Gesundheit<br />

Herausgeber: <strong>Landwirtschaftliche</strong> sozialversicherung Niedersachsen-Bremen,<br />

30156 hannover, telefon 05 11 80 73 - 0, Fax 05 11 80 73 - 4 98 – spitzenverband der<br />

landwirtschaftlichen sozialversicherung, Weißensteinstraße 70 - 72, 34131 Kassel,<br />

telefon 05 61 93 59 - 2 41, Fax 05 61 93 59-2 44<br />

Redaktion: Erster Direktor hartmut Andrä, www.nb.lsv.de, E-Mail: info@nb.lsv.de –<br />

Albert Münz, www.lsv.de, E-Mail: presse1@spv.lsv.de<br />

Erscheint fünf Mal pro Jahr. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag<br />

abgegolten. Keine Gewähr für unverlangte Manuskripte. Nachdruck ist nach<br />

rücksprache mit der redaktion möglich.<br />

Druck: <strong>Die</strong>richs Druck + Media Gmbh & co. KG, Frankfurter straße 168,<br />

34121 Kassel. Bei den Adressangaben werden die Bestimmungen des<br />

Datenschutzes beachtet.


❘❘❘■ SaiSonaRbeitSkRäfte<br />

Neue vermittlungsplattform<br />

In den landwirtschaftlichen Betrieben der Bundesrepublik sind<br />

jährlich etwa 250.000 Saisonarbeitskräfte beschäftigt. Bewirtschafter<br />

arbeitsintensiver Sonderkulturen sind auf die Erntehelfer<br />

aus Polen, Rumänien und anderen osteuropäischen Staaten<br />

angewiesen. Zur Gewinnung von Arbeitskräften hat der Gesamtverband<br />

der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeber<br />

eine Internetplattform eingerichtet. Über die Adresse<br />

www.saisonarbeit - in - deutschland.de<br />

erhalten Landwirte die Möglichkeit, ihren Betrieb einfach,<br />

schnell und kostengünstig in der jeweiligen Landessprache interessierten<br />

Saisonarbeitskräften vorzustellen. So kann ein Betriebsprofil<br />

erstellt werden. Ein Faltblatt mit weiteren Hinweisen<br />

gibt es unter www.sind-gmbh.de > Downloads.<br />

❘❘❘■ Renten-anpaSSunG zuM 1. JuLi<br />

Korrekter rentenwert<br />

In der letzten Ausgabe von <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> wurde auf Seite 2 auf<br />

die Höhe der Rentenanpassung zum 1. Juli <strong>2009</strong> hingewiesen.<br />

Dabei ist ein Schreibfehler unterlaufen. Richtig muss es heißen:<br />

<strong>Die</strong> Renten aus der Alterssicherung der Landwirte (AdL)<br />

und der landwirtschaftlichen Unfallversicherung (LUV) werden<br />

ab 1. Juli <strong>2009</strong> um 2,41 Prozent in den alten bzw. 3,38 (nicht 3,98)<br />

Prozent in den neuen Bundesländern erhöht.<br />

❘❘❘■ <strong>LSV</strong> auf auSSteLLunGen iM HeRbSt <strong>2009</strong><br />

Blickpunkt sicherheit<br />

Reha care <strong>2009</strong><br />

14. bis 17. Oktober <strong>2009</strong><br />

in Düsseldorf<br />

Halle 3 – Stand C74<br />

Thema: Besondere Therapieformen<br />

a + a <strong>2009</strong><br />

3. bis 6. November <strong>2009</strong><br />

in Düsseldorf<br />

Halle 10 – Stand 10D20<br />

Thema: <strong>Landwirtschaftliche</strong> Sozialversicherung<br />

aus einer Hand<br />

agritechnica <strong>2009</strong><br />

10. bis 14. November <strong>2009</strong><br />

in Hannover<br />

Halle 4 – Stand B04<br />

Thema: Rund um den Rücken, kostenlose<br />

Körperfett- und Blutzuckermessung<br />

Für jede der drei Ausstellungen stellt <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> zehn<br />

Eintrittsgutscheine bereit. <strong>Die</strong> ersten interessierten Anrufer<br />

unter ( 0561 9359-241 erhalten einen davon per Post zugeschickt.<br />

inteRView<br />

sichere landMaschinen,<br />

sichere ernTe<br />

in Kürze ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

Der alternierende verbandsvorsitzende<br />

Arnd spahn beantwortet<br />

Fragen zum thema Maschinen- und<br />

Arbeitssicherheit.<br />

lsV <strong>kompakt</strong>: <strong>Die</strong> vereinigung der<br />

europäischen Gewerkschaften führt eine studie durch, um<br />

ergonomische und sicherheitstechnische verbesserungsmöglichkeiten<br />

bei Landmaschinen festzustellen. Damit soll<br />

handlungsbedarf bei sicherheitsnor men für Landtechnik<br />

aufgezeigt werden.<br />

spahn: Der Einsatz von Landmaschinen spielt in der<br />

modernen Landwirtschaft eine entscheidende rolle. Das<br />

European trade Union institute (EtUi) möchte mit diesem<br />

AGri Project die sicherheit an Landmaschinen verbessern,<br />

aber auch die Ergonomie. immerhin werden die Maschinen<br />

in saisonspitzen rund um die Uhr bedient. stress lässt sich<br />

unter schwierigen Einsatzbedingungen dabei kaum<br />

vermeiden. Wichtig ist, dass die Erfahrungen der Bediener<br />

der Maschinen genutzt werden, um die Maschinen sicherer<br />

und ergonomischer zu gestalten. <strong>Die</strong>s steht bei diesem<br />

Projekt ganz klar im vordergrund.<br />

lsV <strong>kompakt</strong>: Bei welchen Maschinen werden schwerpunkte<br />

gesetzt?<br />

spahn: Ziel ist es, die harmonisierte c-Norm „Landmaschinen,<br />

Mähdrescher und Feldhäcksler – sicherheit“ zu<br />

verbessern. Dazu werden Workshops mit sechs bis acht<br />

Fah-rern und servicemitarbeitern von Mähdreschern<br />

durchgeführt. <strong>Die</strong> teilnehmer werden gebeten, über die<br />

Erfahrungen ihrer täglichen Arbeit zu berichten. <strong>Die</strong><br />

Analyse dauert einen tag und legt Beobachtungen und<br />

Anregungen zur Gestaltung der Maschinen und zur<br />

Arbeitsorganisation offen. <strong>Die</strong>ses Wissen der Arbeitnehmer<br />

wird genutzt, um Anpassungsbedarf in der Landtechniknormung<br />

– zunächst bei den Mäh dreschern – aufzuzeigen.<br />

Darüber hinaus ist es geeignet, die Einbindung von<br />

Arbeitsmitteln in den Arbeitsplatz zu verbessern.<br />

lsV <strong>kompakt</strong>: in welchen europäischen Ländern wird<br />

dieses AGri Project durchgeführt?<br />

spahn: schweden, Dänemark, Großbritannien, italien und<br />

Deutschland beteiligen sich an dem sicherheitsrelevanten<br />

Projekt. Gerade dort ist die Mechanisierung in der Landwirtschaft<br />

auch am weitesten fortgeschritten. Allein in<br />

Deutschland werden jährlich rund 10.000 Mähdrescher<br />

produziert, von denen etwa 2.000 im inland eingesetzt<br />

werden, der rest wird exportiert. ich stelle fest, auch in der<br />

Landtechnikindustrie wird eine starke Konzentration<br />

sichtbar. Etwa vier Anbieter teilen sich den Markt. Da wird<br />

es einfacher, mit den Konstrukteuren bessere Lösungen zu<br />

finden. Gleichzeitig sehen wir jedoch, dass noch viele ältere<br />

Maschinen im Einsatz sind, die den geforderten sicherheitsund<br />

Arbeitsschutznormen nur unzulänglich entsprechen.<br />

Mit dem Projekt sollen landwirtschaftliche Arbeitgeber,<br />

aber auch die Landtechnikindustrie für diesen Bereich<br />

sensibilisiert werden. in Deutschland wird das Projekt von<br />

den <strong>Landwirtschaftliche</strong>n Berufsgenossenschaften<br />

Mittel- und ostdeutschland sowie Nordrhein-Westfalen<br />

und dem spitzenverband unterstützt und durchgeführt.<br />

lsV <strong>kompakt</strong>: Wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?<br />

spahn: <strong>Die</strong> Konferenz wird Anfang 2010 die ersten<br />

Ergebnisse vorlegen. Gegenwärtig werden auch in Deutschland<br />

Betriebe anzusprechen und Workshops vorzubereiten.<br />

september i 09 lsV <strong>kompakt</strong> 3


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ iM focus<br />

PAtiENtENvErFüGUNG & co.<br />

RichTig<br />

EnTschEidEn<br />

Ein Unfall oder eine<br />

schwere Krankheit<br />

können jeden in eine<br />

situation bringen, in der<br />

ein selbstverantwortliches<br />

handeln verwehrt<br />

ist, aber Entscheidungen<br />

getroffen werden müssen.<br />

Wie sollte für solche<br />

situationen vorgesorgt<br />

werden?<br />

4 lsV <strong>kompakt</strong> september i 09<br />

zuR peRSon<br />

wolfGanG büser ...<br />

... ist Fachjournalist und als ratgeber in<br />

rechts-und verbraucher fragen bei Fernsehen<br />

und radio tätig. Er schreibt für<br />

verschiedene Zeitungen und hat mehrere<br />

ratgeberbücher zu rechts fragen verfasst.<br />

in Lsv <strong>kompakt</strong> beantwortet er Fragen zu<br />

Patienten-, Betreuungsverfügung und vorsorgevollmacht.<br />

Jeder Volljährige hat die Möglichkeit,<br />

für den hier beschriebenen<br />

Fall der Fälle eine<br />

„patientenverfügung“<br />

zu schreiben, in der er detailliert aufgelistet<br />

hat, ob er – und gegebenenfalls<br />

welche – lebensverlängernde<br />

Maßnahmen wünscht. Nach dem<br />

zum 1. <strong>September</strong> <strong>2009</strong> in Kraft getretenen<br />

Gesetz haben sich die Ärzte<br />

grundsätzlich an eine solche Verfügung<br />

zu halten – es sei denn, die Niederschrift<br />

liegt schon mehrere Jahre<br />

zurück, so dass nicht mit Sicherheit<br />

angenommen werden kann, ob es sich<br />

tatsächlich noch um den aktuellen<br />

Willen der betreffenden Person handelt.<br />

Oder dass die in der Patientenverfügung<br />

niedergelegten Fakten zu<br />

unbestimmt sind, um sie buchstabengetreu<br />

zu befolgen. Oder dass seit der<br />

Niederschrift die medizinische Entwicklung<br />

derart fortgeschritten ist,<br />

dass davon auszugehen ist, dass die in<br />

der Patientenverfügung vorgegebenen<br />

Anweisungen nicht geschrieben<br />

worden wären, wenn der neueste<br />

medizinische Stand schon bekannt<br />

gewesen wäre.<br />

? Wie muss so eine Erklärung<br />

aussehen?<br />

Eine Patientenverfügung wird am besten<br />

selbst handgeschrieben. Sie kann<br />

durchaus einem Formular „nachempfunden“<br />

sein. Doch sollte die Verfügung<br />

zumindest erkennen lassen,<br />

dass sich der Verfasser intensiv mit<br />

dem Thema befasst hat, etwa so wie<br />

im Beispiel auf der folgenden Seite.<br />

Wer sich nicht zutraut, eine solche<br />

Verfügung „individuell“ abzufassen,<br />

der spricht mit dem Hausarzt oder<br />

einem Notar. Auch Verbraucherberatungsstellen<br />

helfen oft<br />

weiter. Natürlich kann die Verfügung<br />

jederzeit geändert werden.<br />

Sinnvoll ist es, von der Verfügung<br />

Kopien zu ziehen, eine davon in der<br />

Hand- oder Brieftasche und eine weitere<br />

zu Hause aufzubewahren. Es genügt<br />

auch, nur einen Hinweis mit sich<br />

zu führen, aus dem hervorgeht, dass<br />

eine Patientenverfügung geschrieben<br />

wurde und wo das Original zu finden<br />

ist. Weitere Exemplare können sich<br />

bei vertrauten Personen befinden.<br />

„Offiziell“ aufbewahren lassen kann<br />

man sich seine Patientenverfügung<br />

im Zentralen Vorsorgeregister bei der<br />

Bundesnotarkammer in Berlin (www.<br />

vorsorgeregister.de), bei dem bisher<br />

mehr als 930.000 Bürgerinnen und<br />

Bürger eingetragen sind. Ärzte wie<br />

Gerichte machen nach Auskunft der<br />

Kammer im Falle des Falles regen<br />

Gebrauch von diesem Verzeichnis.<br />

Wer sich dort hat notieren lassen, der<br />

trägt am besten einen entsprechenden<br />

Vermerk bei sich, dass die Patientenverfügung<br />

dort abgerufen werden<br />

kann.<br />

? Was wird, wenn ich persönlich<br />

auf die Fürsorge anderer<br />

ange-wiesen bin? Wer handelt und<br />

ent-scheidet für mich?<br />

Wenn zur richtigen Zeit ein Anderer<br />

für einen Sterbenskranken handeln<br />

soll, damit der in der Patientenverfügung<br />

niedergelegte Wille auch tatsächlich<br />

umgesetzt wird, so muss ein<br />

weiteres Schriftstück vorhanden sein.<br />

Das geschieht mit einer<br />

„Vorsorgevollmacht“.<br />

Sie wird zweckmäßig zeitlich mit der<br />

Patientenverfügung geschrieben. Damit<br />

kann ein Ausersehener ermächtigt<br />

werden, in Fragen der Heilbehandlung<br />

bis hin zur Entscheidung, wann


eispiel für den inhalT<br />

einer paTienTenVerfüGunG<br />

Für den Fall, dass ich zu einer<br />

Entscheidung oder einem Gespräch<br />

nicht mehr fähig bin, verfüge ich:<br />

im Fall<br />

■ meiner nicht mehr zu heilenden<br />

Bewusstlosigkeit,<br />

■ einer aller voraussicht nach<br />

schwersten Dauerschädigung<br />

meines Gehirns,<br />

■ des dauernden Ausfalls lebenswichtiger<br />

Funktionen meines<br />

Körpers,<br />

■ oder im Endstadium einer zum<br />

tod führenden Krankheit, wenn<br />

sie beendet werden soll, für den Kranken<br />

einzutreten. Grundsätzlich jedenfalls.<br />

Denn nach einem Urteil des<br />

Bundesgerichtshofs, das auch heute<br />

noch Bedeutung hat, kann auch in<br />

einem solchen Fall die Zustimmung<br />

des Vormundschaftsgerichts zum Absetzen<br />

lebensverlängernder oder -erhaltender<br />

Maßnahmen verlangt werden,<br />

wenn die Ärzte der Meinung<br />

sind, dass der in der Patientenverfügung<br />

niedergelegte Wille vielleicht<br />

doch nicht auf die aktuelle Situation<br />

angewendet werden könne (AZ: XII<br />

ZB 2 / 03).<br />

? Können in der Vorsorgevollmacht<br />

auch geschäftliche<br />

dinge geregelt sein?<br />

Das sollte nicht miteinander vermengt<br />

werden. Besser ist es, dafür<br />

eine<br />

„betreuungsverfügung“<br />

aufzusetzen. Das heißt: Wer für den<br />

Ernstfall geschäftliche und persönliche<br />

Angelegenheiten keinesfalls durch einen<br />

Fremden erledigt sehen will, was<br />

der Fall sein könnte, wenn nicht rechtzeitig<br />

auch für diesen Fall vorgesorgt<br />

wurde, der kann das mit der Betreuungsverfügung<br />

regeln. Darin wird dem<br />

Amtsgericht, das gegebenenfalls für die<br />

Bestellung eines offiziellen Betreuers<br />

zuständig ist, eine vertraute Person als<br />

Betreuer vorgeschlagen, zum Beispiel<br />

der Ehepartner, eines der Kinder oder<br />

ein Freund.<br />

Beispiel: Für den Fall, dass eine gerichtliche<br />

Betreuung notwendig werden<br />

sollte, wünsche ich, dass X. zum<br />

die Behandlung nur noch dazu<br />

führen würde, das sterben zu<br />

verlängern, insbesondere, wenn<br />

die Behandlung mit erheblichen<br />

schmerzen oder Beeinträchtigungen<br />

verbunden wäre,<br />

will ich<br />

* keine intensivbehandlung,<br />

* die Einstellung der Ernährung,<br />

nur noch Mundpflege,<br />

* nur angst- und / oder schmerzlindernde<br />

Maßnahmen, wenn<br />

nötig,<br />

* keine künstliche Beatmung,<br />

Betreuer bestellt wird, bei seiner Verhinderung<br />

Y. Der Betreuer soll vor<br />

allem mein Aufenthaltsbestimmungsrecht<br />

wahrnehmen (etwa einen Mietvertrag<br />

oder die Überweisung in ein<br />

Pflegeheim betreffend), ferner meine<br />

finanziellen Angelegenheiten regeln<br />

sowie Zugriff auf meine Post haben.<br />

<strong>Die</strong> Gerichte folgen den Vorschlägen<br />

regelmäßig.<br />

? Wo erhalte ich weitere<br />

informationen?<br />

Das Bundesjustizministerium (BJM)<br />

nimmt ausführlich Stellung zu dem<br />

neuen Gesetz, mit dem die Rechte der<br />

Patienten gegenüber den Ärzten auf<br />

<strong>Die</strong> nebenstehende Broschüre mit weiterführenden<br />

Informationen kann beim<br />

B u n d e s m i n i s t e r i u m d e r J u s t i z<br />

M o h r e n s t r a ß e 37<br />

10117 Ber lin<br />

Te l e f o n: 030 18580-0<br />

Te l e f a x: 030 18580-9525<br />

bestellt oder im Internet unter<br />

www.bmj.bund.de<br />

Topthema patientenverfügung<br />

(links auf der Startseite<br />

oder über die Suchfunktion)<br />

per Kontaktformular bestellt oder<br />

heruntergeladen werden.<br />

<strong>Die</strong> Redaktion von <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> hilft tele-<br />

fonisch unter 0561 9359-241 oder per E-Mail<br />

unter presse1@spv.lsv.de gern weiter.<br />

* keine Bluttransfusion,<br />

* keine organtransplantation,<br />

* keine künstliche Niere,<br />

* keinen Anschluss an eine<br />

herz-Lungen-Maschine,<br />

* keine Einweisung in ein heim.<br />

Meine vertrauensperson(en):<br />

Name(n), Adresse(n), telefon ...<br />

<strong>Die</strong>se verfügung wurde bei klarem<br />

verstand und in voller Kenntnis der<br />

rechtslage unterzeichnet.<br />

ort, Datum und Unterschrift<br />

■ und * – mögliche Angaben<br />

eine stabilere Grundlage gestellt wurden.<br />

<strong>Die</strong> auf der Internetseite des BJM<br />

nachzulesende „Formulierungshilfe<br />

Patientenverfügung“ umfasst 14 Seiten<br />

und schildert detailliert, wer für<br />

welche Situation Vorsorge treffen<br />

kann – mit individuellen Textvorschlägen.<br />

Zahlreiche andere Institutionen<br />

äußern sich ebenfalls zum Thema<br />

– anzuklicken im Internet unter<br />

„Patientenverfügung“. ■<br />

iM focus ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

september i 09 lsV <strong>kompakt</strong> 5


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ GesundheiT<br />

NEUEs ProGrAMM Für WiEDErhoLEr<br />

LKK aktiv noch aTTRaKTiVER<br />

6 lsV <strong>kompakt</strong> september i 09<br />

Foto: Knoll<br />

Mit einem veränderten<br />

vortrags- und Kursprogramm<br />

kommt die LKK Niedersachsen-Bremen<br />

einem Wunsch<br />

vieler teilnehmerinnen und<br />

teilnehmer nach, die gern<br />

erneut mit LKKaktiv selbstständig<br />

etwas für ihre<br />

Gesundheit tun wollen.<br />

in Zusammenarbeit mit unseren<br />

Kooperationspartnern, der Rheuma-Klinik<br />

in Bad Nenndorf und dem<br />

Reha-Zentrum am Meer in Bad Zwischenahn,<br />

wurden die Inhalte von<br />

LKKaktiv für die unterschiedlichen<br />

Nutzergruppen optimiert.<br />

Für Einsteiger oder Fortgeschrittene<br />

LKKaktiv richtet sich zunächst an<br />

Einsteiger, also an Versicherte, die<br />

zum ersten Mal an LKKaktiv teilnehmen<br />

möchten. Das Angebot bietet ein<br />

gesundheitsorientiertes Konzept, das<br />

in einem 4-Tagesprogramm Kurse<br />

wie u. a. Aquafitness, Entspannungstraining<br />

und Nordic-Walking miteinander<br />

verbindet.<br />

Alle Aktivitäten sind so konzipiert,<br />

dass das Ausprobieren an erster Stelle<br />

steht. <strong>Die</strong> Vielfalt der Angebote soll<br />

in erster Line animieren, das Erlernte<br />

auch zu Hause – im familiären und<br />

beruflichen Umfeld – weiterhin anzuwenden<br />

und z. B. sportliche Aktivitäten<br />

in einer Gruppe oder im Verein<br />

fortzuführen.<br />

LKKaktiv als Aufbaukurs spricht speziell<br />

Fortgeschrittene an, die schon<br />

einmal an LKKaktiv teilgenommen<br />

haben und neue Impulse durch professionelle<br />

Trainer und Therapeuten<br />

suchen.<br />

Der Schwerpunkt liegt also bei diesem<br />

4-Tages-Angebot auf der Vertiefung<br />

bereits vorhandener Kenntnisse<br />

und richtet sich auch mit den Inhalten<br />

der Vorträge zu Prävention und<br />

Gesundheit speziell an diesen Teilnehmerkreis.<br />

So kann zum Beispiel<br />

bei den Bewegungseinheiten in Abstimmung<br />

mit allen Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern auf die Erklärung<br />

der grundliegenden Technik beim<br />

Nordic Walking verzichtet werden.<br />

Dafür wird die Gruppe verstärkt ihre<br />

Leistungsfähigkeit im Bereich Kondition<br />

und Ausdauer trainieren.<br />

Termine<br />

<strong>Die</strong> für das Jahr <strong>2009</strong> organisierten<br />

Termine sind im Internet unter<br />

www.nb.lsv.de > Leistungen ><br />

Vorsorge / Prävention ><br />

LKKaktiv > Termine<br />

zu finden. Anmeldungen können direkt<br />

in der Rheumaklinik Bad<br />

Nenndorf und im Reha-Zentrum am<br />

Meer in Bad Zwischenahn erfolgen.<br />

Für Wiederholer stehen exklusiv folgende<br />

Veranstaltungen zur Auswahl:<br />

■ Bad Nenndorf: 19. bis 22. Oktober<br />

und 3. bis 6. Dezember <strong>2009</strong><br />

■ Bad Zwischenahn: 4. bis 7. November<br />

und 16. bis 19. Dezember <strong>2009</strong><br />

unbürokratisch<br />

<strong>Die</strong> Teilnahme an LKKaktiv ist vollkommen<br />

unbürokratisch möglich.<br />

Weder eine ärztliche Verordnung<br />

noch eine gesonderte Kostenzusage<br />

der LKK NB sind erforderlich.<br />

<strong>Die</strong> Teilnahme steht grundsätzlich<br />

allen Versicherten der LKK NB unabhängig<br />

von ihrem Alter offen.<br />

Kosten<br />

Bei regelmäßiger Teilnahme übernimmt<br />

die LKK die Kosten für die<br />

angebotenen Gesundheitskurse sowie<br />

drei Übernachtungen inklusive Verpflegung,<br />

die bei unseren Kooperationspartnern<br />

anfallen.<br />

<strong>Die</strong> Eigenbeteiligung der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer liegt bei<br />

114 Euro im Doppelzimmer bzw. 169<br />

Euro im Einzelzimmer pro Person.<br />

Wichtige Änderung<br />

Um jedem interessierten Versicherten<br />

zeitnah eine erstmalige Teilnahme an<br />

LKKaktiv zu ermöglichen, besteht bei<br />

der Anmeldung für Termine seit dem<br />

1. Januar <strong>2009</strong> folgende Regelung:<br />

Eine Kostenbeteiligung der LKK erfolgt<br />

seit diesem Zeitpunkt nur noch,<br />

wenn im voran gegangenen Kalenderjahr<br />

keine Teilnahme an LKK aktiv in<br />

Bad Nenndorf oder in Bad Zwischenahn<br />

stattgefunden hat. Mit dieser<br />

Regelung wollen wir allen Versicherten<br />

einen möglichst fairen Zugang zu<br />

unserem Leistungsangebot offen halten<br />

und auch den Rahmenbedingungen<br />

bei der Finanzierung der Kurse<br />

entsprechen.<br />

Allen Versicherten stehen aber weiterhin<br />

die Präventionsangebote der<br />

LKK vor Ort zur Verfügung. ■<br />

Joachim Knoll<br />

lsV-KonTaKT<br />

Rheuma-klinik bad nenndorf<br />

13:00 bis 16:00 uhr<br />

Magdalena engelking<br />

bahnhofstraße 9<br />

31542 bad nenndorf<br />

( 0 57 23 70 27 37<br />

info@edelweiss-badnenndorf.de<br />

Reha-zentrum am Meer<br />

8:00 bis 14:00 uhr<br />

Renate borgmann<br />

unter den eichen 18<br />

26160 bad zwischenahn<br />

( 0 44 03 6 14 93<br />

r.borgmann@fk.bad-zwischenahn.de


waT icK Man noch seGGen wull<br />

von Dage geiht et dorum, dat de Bedrievsleiter eene tämliche<br />

Mitverantwortung an de höchte ehrer jährlichen Biedragsreknung<br />

drägen dot.<br />

Mennigmol kummt man ut dat staunen nich herut! Alleen in<br />

Neddersassen un Bremen hebbt sick in’n vergahnen Johr öber<br />

18.000 Unfälle in rund 100.000 Bedrieven von ünnerscheedlichen<br />

Gröten todragen. tosamengereknet wören leider ok 23<br />

Unfalldoode to beklagen. Angemeten an disse tatsaken fallt<br />

denn ok de alljährliche Biedragsreknung ut. twor is keen Minsch<br />

dorgegen gefeit, den eenen oder annern Fehler to maken, aber<br />

de ganz groten schnitzer sind bi kortem Nahdenken wirklich<br />

vermeidbor. in mennigeener Diskussion unner Berufskollegen<br />

entsteiht aber jümmers wedder de indruck, dat „Unfälle blot<br />

den annern passieren dot, aber mi sülvst doch nich“!<br />

ohne Frage hett de johrteintelange Unfallverhütungsarbeit von<br />

de landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften ok Früchte<br />

dragen. De Maschinen sind sicherer word’n un de schutzvörrichtungen<br />

werden den Anforderungen gerecht. Dorher sind<br />

eene ungeschützte Gelenkwelle oder een unverkleedetet<br />

Kettenritzel an’n Meststreuer eher de grote Utnahme. Dorut<br />

kann man ok ersehn, dat de Möglichkeiten der technischen<br />

Unfallverhütung hütigendags al wietgahnd utreizt sind. Dor<br />

blievt aber noch disse verdammten verhaltensfehler nich blot<br />

in’n stratenverkehr. Dor geev dat im letzten Johr alleen veer<br />

Doode un eene querschnittgelähmte Froo up een streich.<br />

in de hochgeföhrte Frontladerschüffel bauliche reparaturen<br />

vörtonehmen oder in datsülbe Gerät bi Kriechgang stahend un<br />

freehändig mit de Kettensäge de schatten smietenden telgens<br />

un Astwark an’n Feldrand aftosagen, dor blifft eenem doch<br />

würklich de spucke weg. Minschen un vör allem Kinner gehört<br />

Vom Berufsstand Braunschweiger Land<br />

hAFtPFLichtvErsichErUNG<br />

selbstverwaltet!<br />

iMMER nah dRan<br />

<strong>Die</strong> Haftpflichtversicherungsanstalt nahm ihre Geschäftstätigkeit<br />

im Jahre 1914 als Selbsthilfeeinrichtung der damaligen<br />

Braunschweigischen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft<br />

auf.<br />

Eng verbunden mit der <strong>Landwirtschaftliche</strong>n Berufsgenossenschaft<br />

Niedersachsen-Bremen sind wir Ihr Partner im südniedersächsischen<br />

Raum.<br />

Als Selbsthilfeeinrichtung der damaligen<br />

Braunschweigischen <strong>Landwirtschaftliche</strong>n<br />

Berufsgenossenschaft gegründet,<br />

bieten wir den land wirtschaftlichen<br />

Betrieben im Bezirk<br />

Gerhard Schwetje (Cramme),<br />

Jürgen Görg (Grauhof), stellvertre-<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

tender Vorstandsvorsitzender<br />

Braun schweig seit über 95 Jahren Ver-<br />

sicherungsschutz in den Berei chen<br />

■ P r iv at h a ft pfl ic ht<br />

■ Betriebshaftpflicht<br />

■ Ja gd h a ft pfl ic ht<br />

■ Schlepperhaftpflicht und<br />

Otto-Karl Behrens (Wrescherode), Vorsit- Johannes-<strong>Die</strong>trich Arbogast (Sem-<br />

■ Schlepperkaskoversicherung.<br />

zender der Vertreterversammlung<br />

menstedt), stellvertretender Vorsitzender<br />

der Vertreterversammlung<br />

Überzeugen Sie sich noch heute von<br />

unseren Tarifen und lassen Sie sich ein<br />

individuelles Angebot für Ihren Versicherungsschutz<br />

von morgen machen.<br />

Bitte beachten Sie: Wenn Sie jetzt zu<br />

uns wechseln Hartmut Andrä, wollen, Geschäftsführer der dann Carsten können Ilsemann (Braunschweig), Sie<br />

<strong>Landwirtschaftliche</strong>n Berufsgenos-<br />

Leiter der HVA<br />

senschaft Niedersachsen-Bremen<br />

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problemlos bis zum<br />

Kontakt<br />

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Haftpflichtversicherungsanstalt Braunschweig<br />

Sie Helene-Künne-Allee gern! 5<br />

38122 Braunschweig<br />

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Telefon: (05 31) 48 00-2 21 – Helga Gellrich<br />

(05 31) 48 00-2 20 – Gudrun Gräwe<br />

Fax: (05 31) 48 00-2 29<br />

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Stand: 6/2007<br />

e-Mail HVa-braunschweig@nb.lsv.de<br />

sicherheiT ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

weder bie’n Wischenwalzen noch anners wo in de Frontladerschüffel,<br />

ok wenn dat insbesonnere den Nachbars- oder ok<br />

Ferienkinnern möglicherwies eenen heidenspaß bereiten deit.<br />

Dat glieke gellt för de Entstörung an der loopenden Maschine.<br />

Dat mutt jo nun würklich nich mehr sien.<br />

Besünners schmerzlich wören de beiden Dooden Ende April in<br />

de Güllegrube. Beide im besten Öller un good utgebildet.<br />

schrecklich de Fall! Fief Angehörige sind nachbleben un sind<br />

tügnis för dissest vermeidbore Desaster.<br />

De Berufsgenossenschaft ward deswegen wieter an eener<br />

verhaltens- und Bewusstseinsänderung arbeiten möten, dorto<br />

gifft dat keene Alternative. Dat draf eenfach nich sien, dat sick ut<br />

bedrivsbedingter ile, ut purem reflex oder verkehrt verstandenem<br />

helfersyndrom ok in tokunft Unfälle ereignen, de sülvst<br />

bi blot kortem inneholen to eenem gedanklichen stoppteeken<br />

föhren müssten. Dor künnt för de Gülleproblemaktik noch so<br />

veele Frischluftsaugschlauchgeräte anschafft un kostenlos to’r<br />

verfügung stellt werd’n. Wenn use todem good utgebildeten<br />

Bedrievsleiter ehr verhoolen nich ännert, denn so blievt de<br />

Probleme. se verursaken sehr veel minschlichet Leid, von<br />

wirtschaftlichen Aspekten von de Bedrieve un Familien ganz to<br />

swiegen. Un am Enne schrift de solidargemeenschaft aller<br />

Bedrievsleiter de höchte der alljährlichen Biedragsreknung<br />

wietestgahend sülvst.<br />

Wi hebbt us intwüschen noch mehr infallen laten, un Unfälle in<br />

de Güllegruben to verhindern. Use Berater werdt bie jedem<br />

Besök in derartigen Bedrieven in besonderer Wiese up de<br />

tödlichen Gefahren henwiesen. hoffentlich hülp dat!<br />

Schorse<br />

Haftpflichtversicherungsanstalt<br />

Braunschweig<br />

Nicht mehr<br />

bezahlen als nötig!<br />

Gegründet 1914<br />

hva_flyer_var3.indd 1 28.06.2007 14:27:22<br />

september i 09 lsV <strong>kompakt</strong> 7


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ sicherheiT<br />

GüLLEGAsE:<br />

TödLichE gEFahR<br />

immer wieder ereignen sich<br />

Unfälle mit Gülle- und Biogas.<br />

Aufklärung beugt vor.<br />

in der Hektik des Tages sind wir<br />

Landwirte nicht immer sensibel<br />

genug beim Umgang mit betrieblichen<br />

Gefahren – so Lothar Lampe,<br />

alternierender Vorstandsvorsitzender<br />

der <strong>Landwirtschaftliche</strong>n Berufsgenossenschaft<br />

Niedersachsen-Bremen,<br />

auf die Frage, warum es immer wieder<br />

zu tödlichen Unfällen durch Güllegase<br />

kommt. Vorschriften der Berufsgenossenschaft,<br />

„die den Prak tikern<br />

an die Hand gegeben“ werden, geraten<br />

im betrieblichen Alltag allzu schnell<br />

in Vergessenheit.<br />

Thema für jedermann<br />

Um dieses Thema nicht nur Landwirten,<br />

sondern auch Besuchern und An-<br />

8 lsV <strong>kompakt</strong> september i 09<br />

wohnern landwirtschaftlicher Betriebe<br />

in das Bewusstsein zu rufen,<br />

hatte die LBG Niedersachsen-Bremen<br />

Mitte Juni eine Pressefahrt für das<br />

NDR-Fernsehen, NDR 1 Radio Niedersachsen<br />

sowie Vertreter landwirtschaftlicher<br />

Fachzeitschriften organisiert.<br />

Denn häufig sind es gerade<br />

zufällig vorbeikommende Personen,<br />

die bei einer Hilfeleistung die Gefahren<br />

falsch einschätzen und un überlegt handeln.<br />

Oberstes Gebot sollte hier immer<br />

die eigene Sicherheit sein.<br />

Retter unter „112“<br />

Ein zügig abgesetzter Notruf „112“ an<br />

die Retter der Feuerwehr ist im Zweifelsfall<br />

immer die beste Lösung. Niemals<br />

sollte versucht werden, ohne<br />

Schutzausrüstung den verunfallten<br />

Personen durch Einsteigen in die<br />

Güllegrube folgen zu wollen. Schnell<br />

werden sonst aus Rettern Opfer!<br />

Erste Station der Pressefahrt war der<br />

Hof von Hans-Heinrich Küster in<br />

Wettmar (Region Hannover). Hier<br />

christian Lüschow<br />

vom Tad erläutert<br />

die gefahren durch<br />

güllegase<br />

stehen 53 Kühe, die rund 600 m3 Gülle<br />

im Jahr produzieren. Zu Unfällen<br />

kann es in Vieh haltenden Betrieben<br />

z. B. bei der Überprüfung der baulichen<br />

Anlagen oder der eingesetzten<br />

Technik kommen. Christian Lüschow,<br />

ausgewiesener Fachmann der LBG<br />

NB, erklärt, warum dies so ist: „Vielen<br />

Landwirten ist nicht bewusst, dass<br />

eine lebensfeindliche Atmosphäre<br />

herrscht. Das liegt an dem Gemisch<br />

aus dem Nervengift Schwefelwasserstoff,<br />

Methan, Kohlendioxid und Ammoniak,<br />

welches in Güllegruben immer<br />

vorzufinden ist“. Eine tödliche<br />

Situation, der in den Jahren 2003 und<br />

<strong>2009</strong> allein in Niedersachsen insgesamt<br />

sechs Menschen zum Opfer fielen.<br />

Dabei ist die Zahl der Unfälle mit<br />

glimpflichen Ausgang nicht fassbar.<br />

nicht erkannte gefahr<br />

Was viele nicht wissen: Schon beim<br />

Aufrühren der Gülle vermischen sich<br />

die Gase und bilden den giftigen<br />

Cocktail! Hier reicht unter Umstän-<br />

interview für<br />

die Radiosendung<br />

FunKBiLdER:<br />

dennis Maschmann<br />

im gespräch<br />

mit uwe hotes<br />

vom Tad<br />

Fotos: Knoll


alternierender<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Lothar Lampe<br />

bei seinem<br />

statement für<br />

das Fernsehteam<br />

des ndR<br />

den schon eine geringfügige Bewegung<br />

der Oberfläche aus, z. B. durch<br />

das Rühren mit einer Dachlatte, um<br />

die tödliche Mischung zu erzeugen.<br />

schutz zum ausleihen<br />

Damit niemand zu Schaden kommt,<br />

bietet die Berufsgenossenschaft ihren<br />

Mitgliedsbetrieben neben Informationsseminaren<br />

auf Grundlage der<br />

bestehenden Unfallverhütungsvorschriften<br />

leihweise auch eine komplette<br />

Schutzausrüstung an. <strong>Die</strong>se sogenannten<br />

Frischluftschlauchgeräte<br />

können landesweit kostenlos beim<br />

Technischen Aufsichtsdienst angefordert<br />

werden. <strong>Die</strong> Ansprechpartner<br />

für die jeweilige Region sind nebenstehend<br />

im <strong>LSV</strong>-Kontakt aufgeführt.<br />

Das Frischluftschlauchgerät sollte<br />

immer dann zum Einsatz kommen,<br />

wenn eine wirksame Lüftung und<br />

eine gleichzeitig überwachende Gasmessung<br />

nicht möglich sind.<br />

Biogasanlagen sicher betreiben<br />

Auch von den derzeit über 800 Biogasanlagen<br />

in Niedersachsen – und<br />

täglich werden es mehr – können bei<br />

unsachgemäßem Umgang mit der<br />

Technik Gefahren ausgehen. Zweite<br />

Station der Pressefahrt war daher die<br />

Biogas Heitlingen GmbH in der Region<br />

Hannover, die von den Landwirten<br />

Volker Tegtmeier und Heinrich Lindemann<br />

sowie Lohnunternehmern<br />

aus der Umgebung aus sicherheitstechnischer<br />

Sicht, genau wie der Betrieb<br />

Küster in Wettmar, vorbildlich<br />

betrieben wird.<br />

Problematisch sind bei Biogasanlagen<br />

Reparaturversuche in Eigenregie,<br />

wenn dadurch Gas aus dem Speicher<br />

austritt und sich mit der Umgebungsluft<br />

vermischt. Hier ist aber nur ein<br />

vergleichsweise geringes Unfallaufkommen<br />

festzustellen.<br />

Fazit<br />

<strong>Die</strong> Gefahr durch Güllegase ist ständig<br />

präsent. Das wurde in den veröffentlichten<br />

Beiträgen der Medienvertreter<br />

auch Laien gut erklärt. <strong>Die</strong><br />

Bilder des NDR-Fernsehens haben<br />

zur besten Sendezeit die breite Öffentlichkeit<br />

erreicht. Dabei wurde<br />

aber auch deutlich, das der überlegte<br />

und gut geplante Reparatureinsatz in<br />

der Güllegrube ein beherrschbares<br />

Risiko ist. Voraussetzung ist, dass bestehende<br />

Sicherheitsregeln penibel<br />

eingehalten werden. Dazu gehört in<br />

sicherheitsgerechte<br />

Vorbereitung für den<br />

Einstieg in eine grube<br />

auf dem hof Küster<br />

jedem Fall, immer mit zwei weiteren<br />

Personen zu arbeiten, die für eine<br />

ausreichende Absicherung (Sicherheitsleine<br />

und -geschirr) bei den Reparaturarbeiten<br />

außerhalb der Grube<br />

sorgen. Ideal, weil kräftesparend, ist<br />

es, die Sicherungsleine über eine am<br />

Frontlader befestigte Umlenkrolle zu<br />

führen. <strong>Die</strong> Helfer können so im Notfall<br />

retten, ohne selbst die Güllegrube<br />

betreten zu müssen.<br />

Bei Fragen helfen die Experten des<br />

Technische Aufsichtsdienstes gern<br />

weiter. ■<br />

Joachim Knoll<br />

lsV-KonTaKT<br />

<strong>Die</strong> regional zuständigen betriebsrevisoren<br />

(bR) sind telefonisch wie folgt zu<br />

erreichen:<br />

Region weser-ems:<br />

bR Middendorf, ( 0173 2080318<br />

Region elbe-weser-Dreieck und<br />

<strong>Die</strong>pholz/Verden<br />

bR tietjen, ( 0173 2080323<br />

Region nord-ost-niedersachsen:<br />

bR kopmann, ( 0173 2080315<br />

Region Süd-ost-niedersachsen:<br />

bR wilcke, ( 0173 2080324<br />

zentrale des technischen aufsichtsdienstes<br />

Hannover ( 0511 8073-484<br />

nehmen Sie bei bedarf kontakt auf.<br />

sicherheiT ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

september i 09 lsV <strong>kompakt</strong> 9


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ sicherheiT<br />

LUv-MoDELL<br />

TEiLnahME BRingT<br />

BETRiEBLichEn nuTZEn<br />

Landwirt hans-Lüder<br />

Behrens spricht über<br />

seine Erfahrungen mit<br />

<strong>Landwirtschaftliche</strong> Unternehmer<br />

mit Beschäftigten müssen in ihren<br />

Betrieben die sicherheitstechnische<br />

und arbeitsmedizinische Betreuung<br />

gewährleisten. <strong>Die</strong>s erfolgt in den allermeisten<br />

Fällen durch die Teilnahme<br />

des Betriebsunternehmers am LUV-<br />

Modell. Hierbei handelt es sich um das<br />

„Alternative Betreuungsmodell der<br />

landwirtschaftlichen Unfallversicherung<br />

für die Bereiche Land-, Forstwirtschaft<br />

und Gartenbau“. Das LUV-Modell<br />

besteht aus einem zweitägigen<br />

10 lsV <strong>kompakt</strong> september i 09<br />

Grundkurs und mehreren eintägigen<br />

Aufbaukursen.<br />

Landwirt Hans-Lüder Behrens bewirtschaftet<br />

in Bremen–Borgfeld einen<br />

Milchviehbetrieb und hat bereits am<br />

dem LUv-Modell. Grundkurs und einem Aufbaukurs hans-Lüder Behrens Foto: hotes<br />

arbeiTGeberbeTriebe<br />

luV-Modell: jeTzT anMelden<br />

<strong>Landwirtschaftliche</strong> Unternehmer mit<br />

Beschäftigten, die bisher noch nicht am<br />

Grundkurs des LUv- Modells (siehe<br />

dazu Artikel auf dieser seite) teilgenommen<br />

haben, sollten sich umgehend<br />

dafür anmelden. <strong>Die</strong> im Winterhalbjahr<br />

<strong>2009</strong>/2010 angebotenen Grundkurse<br />

sind unten aufgeführt.<br />

Neben den Grundkursen werden im<br />

nächsten Winterhalbjahr weitere<br />

Aufbaukurse angeboten. <strong>Die</strong> in Frage<br />

kommenden Betriebe werden<br />

schriftlich eingeladen. Dabei werden<br />

primär die Betriebsunternehmer<br />

angeschrieben, bei denen die teilnahme<br />

am Grundkurs am längsten zurück<br />

liegt.<br />

Folgende Grundkurse werden angeboten:<br />

■ 01./02.12.<strong>2009</strong> Deula Freren<br />

Bahnhofstr. 25, 49832 Freren<br />

■ 01./02.12.<strong>2009</strong> Landvolkhaus<br />

schulstr. 4, 21762 otterndorf<br />

teilgenommen. Er hat uns folgendes Interwiev<br />

gegeben:<br />

? Herr Behrens, wodurch haben Sie<br />

das erste Mal vom LUV-Modell<br />

der <strong>Landwirtschaftliche</strong>n Berufsgenossenschaft<br />

erfahren?<br />

Erstmalig habe ich durch einen Artikel<br />

in Sicher Leben (jetzt <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong>)<br />

davon erfahren. In dem Artikel wurden<br />

Art und Umfang der neuen Schulungsmaßnahme<br />

beschrieben. Einige<br />

Zeit später kam dann der Betriebsrevisor<br />

vom Technischen Aufsichtsdienst<br />

zur Überprüfung und Beratung auf<br />

meinen Betrieb. Er hat mich ebenfalls<br />

über das LUV-Modell informiert.<br />

■ 02./03.12.<strong>2009</strong> Deula Westerstede<br />

Max-Eyth-str. 12-18,<br />

26655 Westerstede<br />

■ 05./06.01.2010 Gaststätte Kühling<br />

(An der Pferdeklinik)<br />

Essener str. 41, 49456 Lüsche<br />

■ 05./06.01.2010 haus der Landwirtschaft,<br />

Landwirtschaftskammer<br />

Am schölerberg 6, 49082 osnabrück<br />

■ 12./13.01.2010 Niedersächsisches<br />

Forstliches Bildungszentrum<br />

sautalstr. 5, 38723 seesen,<br />

ot Münchehof<br />

■ 19./20.01.2010 Deula Westerstede<br />

Max-Eyth-str. 12-18,<br />

26655 Westerstede<br />

■ 19./20.01.2010 Landvolkhaus<br />

Bleichergang 10, 21680 stade<br />

■ 19./20.01.2010 Lehr- und<br />

Forschungsgut ruthe<br />

schäferberg 1, 31157 sarstedt, ot ruthe<br />

? Was haben Sie am Anfang darüber<br />

gedacht?<br />

Der erste Gedanke war: Noch mehr<br />

Bürokratie und damit für mich ein<br />

wiederum steigender Zeitaufwand.<br />

Weiterhin habe ich die Schulung gedanklich<br />

mit ähnlichen, mir bekannten<br />

Maßnahmen aus anderen Bereichen<br />

verglichen. Daraus entstand bei mir<br />

erstmal Skepsis wegen der praktischen<br />

Umsetzung und vor allen Dingen der<br />

Akzeptanz bei uns Landwirten. Gleichzeitig<br />

stellte sich mir die Frage, ob für<br />

mich direkte Kosten entstehen.<br />

■ 26./27.01.2010 Meyer`s scheune<br />

ortstr. 1, 27711 osterholz-scharmbeck<br />

■ 02./03.02.2010 haus am Luhner Forst<br />

Zum Flugplatz 11, 27356 rotenburg<br />

/ Wümme<br />

■ 03./04.02.2010 Johann heinrich von<br />

thünen-institut (ehemals FAL)<br />

Bundesallee 50, 38116 Braunschweig<br />

■ 09./10.02.2010 schöpfwerk Lune<br />

Bütteler sielstr., 27612 Loxstedt –<br />

ot Büttel-indiek<br />

■ 15./16.02.2010 Lehr- und versuchsanstalt<br />

für Landwirtschaft<br />

Zur Blecke 6, 21379 Echem<br />

Anmeldungen und rückfragen sind<br />

möglich unter:<br />

telefon 0441 3408-413<br />

Fax 0441 3408-444<br />

E-Mail alide.hiebenga@nb.lsv.de<br />

internet www.nb.lsv.de > Aktuelles<br />

> termine


? Sie haben im Jahr 2003 am Grundkurs<br />

und letztes Jahr am Aufbaukurs<br />

des LUV Modells teilgenommen.<br />

Wie sind Ihre Erfahrungen?<br />

Durchweg gut, trotz anfänglicher Skepsis.<br />

Da es sich um regionale Veranstaltungen<br />

handelte, kannte ich einige der<br />

anderen Teilnehmer und habe mich im<br />

Kreise der Berufskollegen wohl gefühlt.<br />

Im Laufe der Veranstaltung habe ich<br />

einiges Neues erfahren. Etliche Dinge,<br />

die man im Zuge der täglichen Routine<br />

leicht vergisst, wurden wieder aufgefrischt.<br />

Als sehr effektiv habe ich die<br />

praxis- und regional bezogene Darstellung<br />

des Unfallgeschehens empfunden.<br />

Ich habe mich dabei sehr gut wieder gefunden.<br />

Hinzu kam, dass der zeitliche<br />

Rahmen (Jahreszeit, Uhrzeiten) sehr<br />

passend abgesteckt waren.<br />

? Welche betrieblichen Nutzen haben<br />

Sie ziehen können?<br />

Ich bin deutlich sensibilisierter gegenüber<br />

dem Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

nach Hause gefahren und anschließend<br />

mit „offeneren“ Augen<br />

durch meinen Betrieb gegangen. Auch<br />

wurde mir meine Verantwortung für<br />

meine damalige Praktikantin sehr viel<br />

bewusster. Ich habe sie allgemein auf<br />

die Gefahrenschwerpunkte in der<br />

Landwirtschaft hingewiesen. Speziell<br />

habe ich sie in den Umgang mit der<br />

Gülle und den damit zusammenhängenden<br />

Güllegasgefahren unterwiesen.<br />

? Was raten Sie Berufskollegen,<br />

wenn Sie von der <strong>Landwirtschaftliche</strong>n<br />

Berufsgenossenschaft zum<br />

LUV-Modell eingeladen werden?<br />

Trotz der vermutlich vorhandenen<br />

Skepsis sollte jeder positiv eingestellt<br />

dorthin gehen. Mit ein wenig Offenheit<br />

wird jeder für sich und seinen Betrieb<br />

etwas mitnehmen können, was der<br />

Verbesserung der Arbeitssicherheit<br />

dienlich ist.<br />

? Was tun Sie, wenn Sie zu einem<br />

weiteren Aufbaulehrgang eingeladen<br />

werden?<br />

Mich anmelden und hingehen. ■<br />

Uwe Hotes<br />

ZUr PrEisFrAGE iM APriL<br />

daMiT Es nichT<br />

in’s augE gEhT<br />

<strong>Die</strong> Augen gehören zu den am<br />

meisten gefährdeten Körperteilen<br />

bei land- oder forstwirtschaftlichen<br />

Arbeiten.<br />

So ergibt eine Auswertung der Unfallursachenstatistik<br />

für das Jahr 2008,<br />

dass allein im Zuständigkeitsbereich<br />

der <strong>Landwirtschaftliche</strong>n Berufsgenossenschaft<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

über 2.000 Unfälle mit Augenverletzungen<br />

zu verzeichnen waren. <strong>LSV</strong><br />

<strong>kompakt</strong> 2 / <strong>2009</strong> stellte unter dem<br />

Eindruck dieses Unfallgeschehens<br />

eine Preisfrage: Welche persönliche<br />

Schutzausrüstung muss bei der Arbeit<br />

mit dem Hochdruckreiniger unbedingt<br />

getragen werden?<br />

Natürlich haben es viele Leser herausgefunden:<br />

<strong>Die</strong> Schutzbrille muss die<br />

Augen schützen!<br />

Oft ist der Eintrag von Fremdkörpern<br />

die Unfallursache bei Augenverletzungen,<br />

auch bei Reinigungsarbeiten<br />

mit dem Hochdruckreiniger. Durch<br />

den hohen Druck des austretenden<br />

Wasserstrahls werden Schmutzparti-<br />

Eva-Marie Wulf ist auszubildende<br />

im 2. ausbildungsjahr<br />

als Landwirt in einem Betrieb<br />

in schneeren, neustadt am<br />

Rübenberge; sie freut sich über<br />

ihren gewinn als sicherheitstechnische<br />

Bereicherung für die<br />

hofwerkstatt ihres elterlichen<br />

Betriebes in Rodenberg im<br />

schaumburger Land<br />

Foto: Rasche<br />

kel gelöst und mit dem Wasser fortgeschleudert.<br />

So ist es gewünscht und nur<br />

so wird das angestrebte Reinigungsergebnis<br />

erreicht.<br />

Vom gelegentlich zurückprallenden<br />

Wasserstrahl getragen erreichen dann<br />

aber auch Fremdkörper den Bediener<br />

und es kommt häufig zu Unfällen.<br />

Jeder weiß, dass Augenverletzungen<br />

meist außerordentlich schmerzhaft<br />

verlaufen. Wenn bei der Arbeit mit<br />

wegfliegenden Teilen zu rechnen ist,<br />

muss immer eine Schutzbrille getragen<br />

werden.<br />

Wir empfehlen die Beschaffung einer<br />

Vollsichtbrille, die dicht sitzend auch<br />

über der „normalen Sehhilfe“ getragen<br />

werden kann. Der Handel hält<br />

Modelle bereit, die beschlagfrei ausgestattet<br />

sind und einen hervorragenden<br />

Tragekomfort bieten.<br />

Unsere zehn Gewinne, jeweils eine<br />

Schutzbrillen komplett mit Aufbewahrungsboxen,<br />

haben die Gewinner<br />

längst erreicht. ■<br />

Walter Rasche<br />

sicherheiT ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

september i 09 lsV <strong>kompakt</strong> 11


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ sicherheiT<br />

rEicht DEr ABstAND?<br />

VoRsichT: hochspannung<br />

immer wieder unterschätzen Landwirte die risiken<br />

bei Arbeiten in der Nähe von Freileitungen.<br />

ein Blick nach oben mahnt zur<br />

Vorsicht – oft überqueren Freileitungen<br />

gefährlich tief den Arbeitsbereich<br />

von Land- und Forstwirten. Der<br />

Abstand zur Leitung ist oft nur schwer<br />

einzuschätzen. Schwere oder tödliche<br />

Verletzungen durch Stromkontakt sind<br />

oft die Folge. Wer sich jedoch an einige<br />

Regeln hält, ist davor geschützt.<br />

abstand schützt Leben<br />

Der Sicherheitsabstand zwischen landwirtschaftlicher<br />

Maschine und Freileitung<br />

ist nötig, um einen Stromübertritt<br />

zu vermeiden. <strong>Die</strong>ser kann schon vor<br />

dem Berühren der Leitung erfolgen.<br />

Der Abstand ist von der Nennspannung<br />

der Freileitung abhängig und<br />

zwischen Leitung und Anbaugerät<br />

oder Anhänger unverzichtbar. Bei Unterschreiten<br />

besteht Lebensgefahr.<br />

Werden Maschinen oder Fahrzeuge<br />

eingesetzt, die eine Gesamthöhe von<br />

sicherheitsabstände<br />

12 lsV <strong>kompakt</strong> september i 09<br />

vier Metern haben oder überschreiten<br />

(beispielsweise Kippfahrzeuge, Lader),<br />

muss sich der Betriebsunternehmer<br />

beim Betreiber der Freileitungen über<br />

die Sicherheitsabstände informieren<br />

und diese einhalten. Zur Maschinenhöhe<br />

ist auch immer die Ladung hinzu<br />

zu rechnen. Auf Grundlage der Gefährdungsbeurteilung<br />

sind alle Mitarbeiter<br />

über die Gefahren aufzuklären.<br />

Kann ein ausreichender Abstand zu<br />

den Freileitungen nicht eingehalten<br />

werden, muss der Leitungsbetreiber<br />

benachrichtigt werden, der andere Sicherungsmaßnahmen<br />

gegen den<br />

Strom übertritt durchführen kann.<br />

Fehleinschätzung kann tödlich sein<br />

Maschinenführer achten oft ausschließlich<br />

auf ihre Arbeit und nicht<br />

auf die Abstände zu Leitungen. Dabei<br />

können gefährliche Annäherungen an<br />

diese auch beim Ausschwingen von<br />

nennspannung<br />

Sicherheitsabstand von unter Spannung stehenden<br />

freileitungen ohne Schutz gegen direktes berühren<br />

bis 1 kv 1 m<br />

über 1 bis 110 kv 3 m<br />

über 110 bis 220 kv 4 m<br />

über 220 bis 380 kv 5 m<br />

bei unbekannter Netzspannung 5 m<br />

lsV-info<br />

n Verband der elektrizitätswirtschaft<br />

VDew e.V.<br />

Robert koch platz 4, 10115 berlin<br />

( 030 726147-506.<br />

n broschüren zum thema:<br />

Vwew-energieverlag GmbH<br />

Rebstöcker Straße 59<br />

60326 frankfurt a. Main<br />

( 069 6304-351<br />

<strong>Die</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des technischen aufsichtsdienstes<br />

beraten gern zu weiteren fragen.<br />

Aufbauten oder beim Kippen großer<br />

Hänger auftreten.<br />

Auch Beregnungsanlagen im Freiland<br />

müssen so weit von elektrischen Anlagen<br />

aufgestellt werden, dass bei größtmöglicher<br />

Sprühweite und ungünstigen<br />

Windverhältnissen das Wasser<br />

nicht mit spannungsführenden Teilen<br />

in Berührung kommen kann.<br />

Wenn es ernst wird<br />

■ Dem verunglückten Fahrzeug nicht<br />

nähern – Lebensgefahr! Sich nähernde<br />

Personen warnen!<br />

■ Führerstand nicht verlassen.<br />

■ Durch Schwenken des Auslegers,<br />

Wegfahren des Fahrzeugs den Gefahrenbereich<br />

verlassen.<br />

■ Wenn das nicht geht und weiterer<br />

Aufenthalt im Fahrzeug unmöglich<br />

ist: Nicht normal aussteigen. Mit geschlossenen<br />

Füßen möglichst weit<br />

abspringen, Sturz / Abfangschritte<br />

sowie Kontakt mit dem Fahrzeug<br />

unbedingt vermeiden. Mit Sprungschritten<br />

mit geschlossenen Füßen<br />

entfernen.<br />

■ Stromversorger informieren, Abschalten<br />

des Stromes veranlassen. ■


KATER MORITZ<br />

Herbstzauber<br />

<strong>Die</strong> Natur im Herbst verzaubert und lockt mit ihren bunten<br />

Farben und intensiven Gerüchen. Jetzt sind einige<br />

Sorten Äpfel, Birnen und Kartoffeln reif für die Ernte. Aber<br />

lange nicht alles, was appetitlich aussieht, ist genießbar:<br />

Manche Blätter oder Beeren sind sehr giftig! Lass dir von<br />

einem Erwachsenen zeigen, welche Früchte und Samen ungefährlich<br />

und essbar sind oder sich als Vogelfutter eignen.<br />

Naturkundler<br />

aufgepasst:<br />

Hast du dein Naturtagebuch angelegt und über das Jahr viele<br />

Eintragungen und Dinge aus der Natur darin gesammelt?<br />

Dann kannst du im Dezember an unserem Wettbewerb teilnehmen<br />

und schöne Preise gewinnen. Genauere Infos gibt´s<br />

in der nächsten Ausgabe!<br />

Im Filzwald Birnenigel<br />

Mit ein paar Filzplatten in<br />

herbstlichen Farbtönen<br />

kannst du ganz einfach für<br />

eine individuelle Tischdeko sorgen: Suche dir<br />

draußen schön geformte, größere Blätter und<br />

lege sie als Vorlage auf die Filzbögen. Zeichne<br />

mit einem Bleistift um das Blatt herum und<br />

schneide die Blattform aus dem Filz aus.<br />

Linktipps<br />

Noch mehr Filz: http://wiki.zum.de/Filzen<br />

Baumschlau - <strong>Die</strong> Eibe im Portrait:<br />

baumschlau.de/schlau6.html<br />

Zugvögel unterwegs in den Süden:<br />

www.ndr.de/kinder/sehen_erleben/kinder442.html<br />

Frucht<br />

& Baum<br />

Schneller Nachtisch: Schneide eine reife Birne der<br />

Länge nach durch, entferne Schale, Kerngehäuse,<br />

Stiel- und Blütenansatz. Lege die Hälften mit der<br />

Schnittfläche nach unten jeweils in ein Schälchen<br />

und stecke geröstete Mandelstiftchen sowie Rosinen<br />

als Augen hinein. Gieße Schokosauce um die Frucht<br />

herum und lass es dir schmecken!<br />

Wer kennt<br />

sich aus?<br />

Bildet zwei Gruppen: Im<br />

WechselsammeltdaseineTeam<br />

Früchte oder Blätter von Bäumen und die andere<br />

Gruppe muss erraten, um welchen Baum es<br />

sich jeweils handelt. Für jede richtige Antwort<br />

gibt es einen Punkt.


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ sicherheiT<br />

ZU JEDEr ZEit<br />

gEsEhEn WERdEn<br />

<strong>Landwirtschaftliche</strong> Fahrzeuge prägen im ländlichen raum das<br />

straßenbild. vor allem im herbst, wenn Feld- und transportfahrten<br />

zunehmen, steigen auch die Unfallzahlen.<br />

ich wusste gar nicht, was mir da<br />

entgegenkommt – so lautete die<br />

Aussage eines Autofahrers, der auf einer<br />

engen Landstraße von einer landwirtschaftlichen<br />

Zugmaschine gestreift<br />

worden war. Es war schon fast<br />

dunkel, als auf einer Kuppe plötzlich<br />

ein grelles Licht auftauchte, das ihn<br />

blendete. Der Pkw-Fahrer konnte nur<br />

die Konturen eines riesigen Fahrzeuges<br />

erkennen. Instinktiv lenkte er<br />

brinGT sicherheiT bei arbeiTen<br />

wie ernTe oder silierunG<br />

■ information (gegebenenfalls Beschilderung)<br />

vor Beginn der Arbeiten, damit sich<br />

jeder darauf einstellen kann; Polizei oder<br />

ordnungsbehörde fragen<br />

■ situationsbedingt langsamer fahren<br />

– spart sprit, senkt den Lärmpegel erheb-<br />

lich, macht die Arbeit sicherer<br />

■ zwischendurch und nach den Fahrten die<br />

straße von verschmutzungen durch Erde<br />

oder Ladungsverluste säubern<br />

■ möglichst bei tageslicht arbeiten<br />

■ bei unvermeidlichen Nachtfahrten Pau-<br />

senzeiten einhalten – verhindert stress,<br />

beugt Unfällen durch übermüdung vor<br />

14 lsV <strong>kompakt</strong> september i 09<br />

weit nach rechts und bremste. Trotzdem<br />

krachte es, sein Fahrzeug wurde<br />

zur Seite gestoßen und kam auf einer<br />

Wiese zum Stehen. Ein großer Schlepper<br />

mit Frontladerschaufel und Muldenkipper<br />

hatte ihn gestreift.<br />

<strong>Die</strong> Ermittlungen ergaben, dass das<br />

landwirtschaftliche Zugfahrzeug die<br />

Frontladerschaufel auf eine Höhe von<br />

etwa einem Meter abgesenkt und die<br />

Arbeitsscheinwerfer an der Kabine<br />

eingeschaltet hatte. Seine Geschwindigkeit<br />

zum Aufprallzeitpunkt betrug<br />

50 km / h. Eine Anzeige wegen<br />

mehrerer Verstöße gegen die StVO<br />

war die Folge.<br />

Fahrzeuge kenntlich machen<br />

An Schleppern müssen Fern- und<br />

Abblendlicht, Rücklicht sowie Fahrtrichtungsanzeiger<br />

und Warnblinklicht<br />

vorhanden sein. Zur Kennzeichnung<br />

der seitlichen Begrenzung sind<br />

Ackerschlepper nach vorn mit zwei<br />

Begrenzungsleuchten auszurüsten.<br />

Arbeitsscheinwerfer können unbegrenzt<br />

angebracht werden, dürfen<br />

aber auf öffentlichen Straßen nicht<br />

benutzt werden. <strong>Die</strong>s ist ausnahmsweise<br />

nur dann gestattet, wenn die<br />

vorderen Scheinwerfer durch Arbeitsgeräte<br />

verdeckt werden. In diesem<br />

Fall können zwei oben an der Kabine<br />

angebrachte Scheinwerfer zugeschaltet<br />

werden. Sie sind so einzustellen,<br />

dass andere nicht geblendet werden.<br />

anbaugeräte und anhänger<br />

nicht vergessen<br />

An Anbaugeräten sind gefährliche<br />

Teile (Zinken, Schneiden) vor der Straßenfahrt<br />

abzubauen oder wegzuklappen.<br />

Ist dies nicht möglich, müssen sie<br />

abgedeckt und deutlich kenntlich gemacht<br />

werden. Als nicht verkehrsgefährdend<br />

gelten Teile, die sich in einer<br />

lsV-info<br />

<strong>Die</strong> broschüre „<strong>Landwirtschaftliche</strong> fahr-<br />

zeuge im Straßenverkehr“ mit umfassenden<br />

informationen über ausrüstung und<br />

Vorschriften für diese fahrzeuge ist<br />

ge-gen entgelt zu erhalten beim<br />

aid-infodienst<br />

Heilsbachstraße 16, 53123 bonn<br />

telefon: 0228 8499-0 / fax: -177<br />

e-Mail: aid@aid.de<br />

Höhe von mehr als zwei Metern über<br />

der Fahrbahn befinden. Der Frontlader<br />

sollte deshalb auf der Straße immer<br />

über zwei Meter angehoben sein.<br />

Falls Anbaugeräte seitlich mehr als 40<br />

Zentimeter über die Begrenzungs- bzw.<br />

Schlussleuchten des Traktors hinausragen,<br />

müssen zusätzlich Beleuchtung<br />

und Warntafeln angebracht werden.<br />

Sofern es die Sichtverhältnisse erfordern,<br />

sind zusätzlich Begrenzungs-<br />

und Schlussleuchten sowie Rückstrahler<br />

anzubringen.<br />

Anhänger und Anhängegeräte müssen<br />

ständig mit Beleuchtungseinrichtungen<br />

versehen sein.<br />

Rücksicht nehmen<br />

<strong>Landwirtschaftliche</strong> Fahrzeuge sind<br />

von anderen Verkehrsteilnehmern nur<br />

schlecht einzuschätzen. Dabei können<br />

schon durch Erschrecken gefährliche<br />

Situationen entstehen. Schlechte Sichtverhältnisse<br />

bei Regen oder Dämmerung<br />

verstärken den Effekt. Freiwillige<br />

Maßnahmen (siehe Kasten) können<br />

für Sicherheit und Verständnis anderer<br />

Verkehrsteilnehmer sorgen.<br />

Fragen zum Thema beantworten die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

Technischen Aufsichtsdienstes der<br />

land wirtschaftlichen Berufsgenossenschaft<br />

unter<br />

Telefon: 0511 8073-484<br />

E-Mail: tad@nb.lsv.de


„nEuBüRgER“ iM<br />

pFLanZEnREich<br />

Neophyten können problematisch für die Gesundheit<br />

sein und wirtschaftliche schäden verursachen.<br />

neophyten, Neu-Pflanzen – so<br />

heißen Pflanzen, die nicht in<br />

Deutschland vor kamen und erst durch<br />

Einfluss des Menschen hier auftauchten.<br />

<strong>Die</strong> Entdeckung Amerikas<br />

1492 und der damit entstehende Handel<br />

gelten als „Stichtag“ für ihre Einführung.<br />

Manche wurden bewusst<br />

mitgebracht als landwirtschaftliche<br />

Nutz- (Tomate), Zier- (Riesen-Bärenklau),<br />

Heilpflanze (Sonnenblume) oder<br />

Forstgehölz (Robinie). Andere hielten<br />

unbeabsichtigt als Pflanzensamen in<br />

Saatgut, Wolle oder Tierfutter Einzug.<br />

invasive arten<br />

Neue Arten treten meist als Raritäten,<br />

wenige aber in hoher Verbreitung (invasiv)<br />

als Pro blempflanzen auf. So haben<br />

etwa 50 Arten unerwünschte<br />

Auswirkungen und gefährden die<br />

Artenvielfalt. Einige verursachen<br />

wirtschaftliche Schäden.<br />

Grund für die starke Verbreitung<br />

sind angepasste Ansprüche, unbesetzte<br />

ökologische Nischen und fehlende<br />

Fraßfeinde / Parasiten. Hinzu<br />

kommen hohe Samenproduktion,<br />

starke Wuchskraft und Toleranz gegen<br />

widrige Bedingungen.<br />

gesundheit in gefahr<br />

Von manchen Neophyten und deren<br />

Teilen gehen Gefahren für die Gesundheit<br />

aus. Dazu gehören:<br />

■ Beifuß-Ambrosie – Pollen lösen<br />

Al lergien (Asthma, Haut) aus;<br />

■ Essigbaum – Milchsaft ruft Haut-<br />

und Augenentzündungen hervor;<br />

■ Kanadische und Späte Goldrute<br />

– Auslöser von Pollenallergien;<br />

■ Riesen-Bärenklau – verursacht<br />

Hautentzündung mit Blasen;<br />

■ Robinie, Schmalblättriges Greiskraut,<br />

Schneebeere, Späte Traubenkirsche<br />

und Vielblättrige Lupine<br />

haben giftige Pflanzenteile.<br />

Am problematischsten sind Beifuß-<br />

Ambrosie und Riesen-Bärenklau.<br />

Beifuß-ambrosie: allergie droht<br />

<strong>Die</strong> Pflanze stammt aus Nordamerika<br />

und gilt dort als Heilpflanze. Der einjährige<br />

Korbblütler ist in Europa weit<br />

verbreitet. Nach Deutschland kommen<br />

die Samen versteckt in Saatgut<br />

oder Vogelfutter. <strong>Die</strong> Ambrosie besiedelt<br />

Schutthalden, Straßenränder und<br />

Gärten (� Vogelfutter). Sie wird bis<br />

zu 1,5 Meter hoch. <strong>Die</strong> einhäusige<br />

Pflanze entwickelt 60.000 Samen, die<br />

viele Jahre keimfähig bleiben.<br />

<strong>Die</strong> Pollen treten spät im Jahr auf<br />

(August bis Oktober), sind stark allergisierend<br />

und lösen auch Kreuzallergien<br />

aus. So werden auch Korbblütler<br />

problematisch, die bisher keine<br />

Wirkung zeigten (wie Gänseblümchen,<br />

Sonnenblume, Margerite, Goldrute,<br />

Kamille, Arnika).<br />

Bei der Bekämpfung bitte beachten:<br />

■ Vor der Blüte: eine Tüte über die<br />

gesamte Pflanze stülpen, diese<br />

dann herausreißen und über den<br />

Hausmüll entsorgen oder verbrennen<br />

(Nicht kompostieren!);<br />

■ Handschuhe tragen, bei blühenden<br />

Pflanzen zusätzlich Schutzbrille<br />

und Feinstaubmaske (FFP 2);<br />

■ Vorbeugend: Vogelfutterplätze<br />

regelmäßig kontrollieren.<br />

Verbrennungen: Riesen-Bärenklau<br />

Aus dem Kaukasus stammend, ist der<br />

Riesen-Bärenklau heute als Zierpflanze<br />

in Parks oder verwildert an Wald-<br />

und Wiesenrändern sowie Verkehrswegen<br />

zu finden. Außerdem wurde er<br />

als Bienenweide kultiviert.<br />

<strong>Die</strong> Staude erreicht drei bis vier Meter<br />

Höhe. Jede Pflanze produziert bis zu<br />

50.000 Samen, die durch Tiere, Wind<br />

und Wasser verbreitet werden. Der<br />

Pflanzensaft kann bei Sonnenein-<br />

strahlung Haut schä den<br />

verursachen. <strong>Die</strong> Haut<br />

brennt, juckt, bildet<br />

Schwellungen und Blasen,<br />

sogar Verbrennungen<br />

dritten Grades sind möglich.<br />

Vor allem Kinder sind gefährdet,<br />

da sie gern mit Pflanzenteilen<br />

spielen.<br />

Für die Bekämpfung ist Folgendes<br />

wichtig:<br />

■ mechanisch (manuell,<br />

fräsen, mähen) oder<br />

chemisch (Herbizide) möglich;<br />

■ beim Umgang mit der Pflanze<br />

unbedingt Schutzkleidung<br />

(Einweganzug, Gummihandschuhe,<br />

Schutzbrille) tragen;<br />

■ Arbeiten nicht bei Nässe oder<br />

Sonnenschein durchführen;<br />

■ Einzelpflanzen: Abschneiden<br />

aller Blütendolden vor Samenreife<br />

(Juli / August), Ausgraben<br />

der Wurzeln (Ende April), Nachkontrolle<br />

erforderlich;<br />

■ Mahd / Mulch: vier- bis sechsmal<br />

jährlich, so allmählicher Rückgang<br />

nach drei Jahren.<br />

■ bei Kontakt sofort in den Schatten,<br />

betroffene Stelle mit Wasser und<br />

Seife reinigen und Arzt aufsuchen.<br />

In Deutschland besteht keine Meldepflicht,<br />

das Auftreten der Pflanzen<br />

sollte jedoch beim Pflanzenschutzamt,<br />

der Naturschutzbehörde oder der<br />

Biologischen Bundesanstalt angezeigt<br />

werden. ■<br />

lsV-info<br />

weiterführende informationen unter<br />

n www.floraweb.de/neoflora/<br />

n www.lfu.bayern.de/umweltwissen/natur<br />

> Draußen in der natur > neophyten<br />

n www.lsv.de/spv > prävention > Vor-<br />

schriften und informationen > informa-<br />

tionsmaterial bereich prävention<br />

GesundheiT ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

september i 09 lsV <strong>kompakt</strong> 15


„neubürger“ im<br />

pflanzenreich<br />

<strong>Die</strong> Ausbreitung „exotischer Arten“ wird weltweit zu einem<br />

Problem. inzwischen gelten 27 Prozent der wild wachsenden<br />

Pflanzen als Neubürger – Neophyten. Neue Arten treten<br />

meist als raritäten, wenige aber in hoher verbreitung als<br />

Pro blempflanzen<br />

auf. sie gefährden<br />

die Artenvielfalt,<br />

verursachen<br />

wirtschaftliche<br />

schäden, einige<br />

bedrohen die<br />

Gesundheit von<br />

Mensch und tier. riesen-Bärenklau späte Goldrute<br />

Beifuß-Ambrosie Drüsiges springkraut Japanknöterich

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