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emotionen – erfahrungen - Ferdinand-von-Steinbeis Schule - Ulm

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18 | <strong>Ferdinand</strong>-<strong>von</strong>-<strong>Steinbeis</strong>-<strong>Schule</strong><br />

Dem Leben Farbe geben<br />

Das Konzept der Sinnzentrierten<br />

Pädagogik in der <strong>Schule</strong><br />

„Ein Mensch, der Sinn anstrebt,<br />

wird einerseits glücklich und andererseits<br />

leidensfähig.“ (V. E. Frankl)<br />

Dieses Zitat formulierte Viktor E.<br />

Frankl, Arzt und Philosoph sowie<br />

international anerkannter Experte für<br />

Sinnfragen und Gründer der Logotherapie<br />

und Existenzanalyse, der<br />

sog. „Dritten Wiener <strong>Schule</strong>“ nach<br />

Sigmund Freud und Alfred Adler.<br />

Wie ist dieser Gedanke einer grundlegenden<br />

Sinn-Strebigkeit des Menschen<br />

in die Pädagogik zu übertragen? Da<br />

gilt es zunächst die Frage: „Was ist der<br />

Mensch?“ zu klären. Worin unterscheidet<br />

sich der Mensch vom Tier?<br />

Anlage (Erbgut) und Lage (schicksalhafte<br />

Bedingungen wie Umfeld, Milieu)<br />

prägen den Menschen in seinem Dasein<br />

in der Welt sowie auch die Tiere in ihrer<br />

Umwelt.<br />

Tatsächlich können sich weder Tier<br />

noch Mensch die Zeit aussuchen, in die<br />

sie geboren werden, noch die Genetik<br />

oder das Umfeld wählen. Das klingt<br />

sehr ernüchternd und könnte beim<br />

Menschen Desinteresse an den eigenen<br />

Fähigkeiten und an der Mitgestaltung<br />

der Welt auslösen: Resignation, Dau-<br />

erjammern, Antriebslosigkeit, „Null-<br />

Bock-auf-Nix“, No-future-Stimmung,<br />

Aggression, Flucht in die Sucht oder<br />

Depression sind scheinbar logische<br />

Konsequenzen. Doch wir ahnen intuitiv,<br />

dass dies noch nicht den Menschen in<br />

seinem wahren Wesen kennzeichnet.<br />

Viktor E. Frankl bestimmt in seinem<br />

Menschenbild der Logotherapie (Sinn-<br />

Lehre) den wesentlichen Unterschied<br />

zwischen Tier und Mensch im Seinsverständnis.<br />

Was ist also das entscheidend<br />

Humane? Was macht den Menschen<br />

zum Menschen?<br />

Der Mensch kann zu seiner Lage und<br />

Anlage, zu seinen Bedingungen Stellung<br />

nehmen, über sich und sein Da-<br />

Sein nachdenken und seinen persönlichen<br />

Beitrag für die Welt frei wählen.<br />

In jeder Situation hat der Mensch die<br />

Möglichkeit, in Freiheit zu entscheiden,<br />

was <strong>von</strong> ihm ausgehen soll. In konkreten<br />

Situationen muss er nicht auf<br />

Bedingungen blind reagieren, sondern<br />

er kann human agieren und Leben<br />

kreativ, sinnorientiert gestalten <strong>–</strong> trotz<br />

gegebener Bedingungen.<br />

Auf die aktuelle Schulsituation übertragen<br />

bedeutet dies: SchülerInnen,<br />

KollegInnen, DirektorInnen, Eltern,<br />

Politikerentscheidungen, Zeitgeistproblematik,<br />

Wirtschaftskrise etc. stellen<br />

zwar „schicksalhafte“ Bedingungen dar,<br />

doch jeder Einzelne ist aufgefordert,<br />

diese nach bestem Wissen und Gewissen<br />

zu gestalten. Oder in Frankls Worten<br />

gesagt: „Menschliches Verhalten<br />

wird nicht <strong>von</strong> Bedingungen diktiert,<br />

die der Mensch antrifft, sondern <strong>von</strong><br />

Entscheidungen, die er selber trifft.“<br />

So weit, so gut, es wäre aber noch zu<br />

wenig, käme nicht noch der Sinnaspekt<br />

dazu. Was ist der Sinn des Lebens? „Jeder<br />

Mensch ist zutiefst <strong>von</strong> einem Sehnen<br />

und Streben beseelt, für etwas oder<br />

jemanden gut zu sein, für eine Aufgabe<br />

oder für einen Menschen da zu sein.“<br />

So lautet das empirisch nachgewiesene<br />

Urmotivationskonzept Viktor E. Frankls.<br />

Weiß der Mensch heute darum, wofür<br />

er lebt? Jeder Mensch hat aufgrund<br />

seiner spezifischen Anlagen und seiner<br />

spezifischen Situation die Aufgabe,<br />

Einmaliges und Einzigartiges zu verwirklichen.<br />

Zu jedem Menschen gibt es<br />

eine persönliche Entsprechung auf der<br />

Welt, einen vorfindlichen Sinnanruf,<br />

der darauf wartet, <strong>von</strong> ihm persönlich<br />

wahrgenommen und verwirklicht zu<br />

werden. Genau daraus leitet Frankl die<br />

Einmaligkeit, Unersetzbarkeit und Würde<br />

jedes einzelnen Menschen ab.<br />

„Das Leben selbst ist es, das dem<br />

Menschen Fragen stellt. Er hat nicht<br />

zu fragen, er ist der vom Leben her<br />

Befragte, der dem Leben zu antworten<br />

<strong>–</strong> das Leben zu verantworten<br />

hat.“ Gerade das Bewusstsein der<br />

Verantwortlichkeit macht den Menschen<br />

hellhörig und hellsichtig in<br />

der Wahl seiner Entscheidungen.<br />

Conclusio:<br />

Der Mensch ist in seiner freien Wahl<br />

entscheidendes Sein und verantwortlicher<br />

Mitgestalter seiner Person und<br />

seiner Umwelt - und damit der Welt,<br />

unabhängig <strong>von</strong> den Bedingungen, die<br />

er vorfindet.<br />

Sinnvolles Tun<br />

macht Freude<br />

fördert mehr innere Ruhe<br />

schafft mehr innere Harmonie und<br />

verstärkt die Einsatzbereitschaft<br />

und die Belastbarkeit.<br />

Wendelin Ruchti

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