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Mitteilungen 03 / 2004 - Deutsche Meteorologische Gesellschaft eV ...

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Laudatio für Dr. Joachim Pellkowski<br />

Stefan Emeis<br />

Vermittlung zwischen Kulturen – der Bau von<br />

Brücken<br />

Ein Preis baut eine Brücke – vom Auslobenden zum<br />

Geehrten. Der Preis ist der zweite Paulus-Preises für die<br />

Geschichte der Meteorologie. Stifter des Preises ist Herr<br />

Rudolf Paulus, der diesen Preis ausgelobt hat, um die<br />

Erforschung der Geschichte der Meteorologie im deutschen<br />

Sprachraum zu fördern. Herr Paulus selbst hat<br />

viele Arbeiten zur Geschichte der Meteorologie veröffentlicht.<br />

Insbesondere muss sein Engagement für die<br />

Pflege der Wolfgang-von-Bezold-Sammlung der DMG<br />

hervorgehoben werden, einer biographischen Datenbank<br />

von Meteorologinnen und Meteorologen aus dem<br />

deutschen Sprachraum. Ein 1997 von ihm und Rudolf<br />

Ziemann herausgegebenes Findbuch, das über die<br />

Internet-Seite des FAGEM eingesehen werden kann,<br />

gibt einen Einblick in diese Sammlung. Eine Sammlung,<br />

die es Wert ist, weiter von allen unterstützt zu werden.<br />

Herr Paulus will mit der Preisausschreibung eine<br />

Brücke bauen, von seiner Generation hin zur nächsten<br />

Generation und somit das Interesse an der Geschichte<br />

der Meteorologie wachhalten. Er hat auch für die Zeit<br />

nach der heutigen 2. Verleihung des Paulus-Preises, d.h.<br />

für die Zeit nach <strong>2004</strong> vorgebaut und ein<br />

Stiftungskapital von 10.000 € (die Paulus-Stiftung) zur<br />

Verfügung gestellt, aus deren Ertrag künftige Preise<br />

finanziert werden sollen.<br />

Die Wissenschaftsgeschichte selbst – und damit auch<br />

die Geschichte der Meteorologie – baut ebenfalls<br />

Brücken, sie vermittelt zwischen Kulturen, und das<br />

sogar zweifach. Zuerst natürlich zeitlich zwischen der<br />

wissenschaftlichen Kultur vor einigen Jahrzehnten bis<br />

hin vor einigen Jahrtausenden und der heutigen<br />

Wissenschaftskultur, dann aber auch fachlich, indem sie<br />

zwischen geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen<br />

Disziplinen innerhalb der heutigen Wissenschaft<br />

vermittelt. Letzteres hat die gerade erfolgreich im<br />

Juli <strong>2004</strong> in Polling in Oberbayern abgehaltene Tagung<br />

der Internationalen Kommission für die Geschichte der<br />

Meteorologie gezeigt. Hier kamen über 80 Meteorologen,<br />

Historiker und Bibliothekare aus 22 Ländern<br />

zusammen, um eine Woche lang in klösterlicher<br />

Abgeschiedenheit gemeinsam über die Geschichte der<br />

Meteorologie unter den verschiedensten Aspekten zu<br />

diskutieren. Diese größte Zusammenkunft von Meteorologiehistorikern,<br />

die jemals stattgefunden hat, war von<br />

einer Atmosphäre der Gelehrsamkeit und Freundschaft<br />

geprägt.<br />

Und auch unser diesjähriger Preisträger ist ein<br />

Brückenbauer, ein Vermittler zwischen verschiedenen<br />

Kulturen. Geboren in Kolumbien, dort zur Schule<br />

gegangen, hier in Hamburg studiert, dann zehn Jahre an<br />

der Universität Frankfurt gearbeitet, dann abermals<br />

von links Joachim Pellkowski, Stefan Emeis<br />

focus<br />

sechs Jahre in Kolumbien beim dortigen Wetterdienst<br />

und der Universität Bogotá verbracht, seit drei Jahren<br />

wieder in Deutschland, hat er es sich seit dem Jahre 2000<br />

mit zur Aufgabe gesetzt, der spanischsprachigen<br />

Gemeinschaft der Meteorologen einige ältere europäische<br />

Arbeiten zugänglich zu machen. Hierzu zählen<br />

Arbeiten von Hadley, Humboldt, Helmholtz, Bjerknes<br />

und nun Kant, die er ins Spanische übersetzt hat. Auch<br />

eine geniale Verbindung von Gelehrsamkeit und<br />

Freundschaft.<br />

Aber er vermittelt nicht nur zwischen der hiesigen<br />

und der spanischsprachigen Kultur, er arbeitet seit seiner<br />

Rückkehr aus Südamerika auch selbst verstärkt wissenschaftshistorisch.<br />

Auf der bereits erwähnten<br />

Pollinger Tagung hat er über die Geschichte der<br />

Schwarzschildschen Gleichung, der Strahlungsübertragungsgleichung<br />

berichtet. Damit hat er schon wieder ein<br />

kleine Brücke gebaut, diesmal vor allem für sich selbst,<br />

nämlich zwischen seinem meteorologischen Spezialgebiet,<br />

der Strahlung, und der Meteorologiegeschichte.<br />

Preiswürdig nach Ansicht der dafür Bestimmten<br />

jedoch ist seine Gedenkschrift zu Gustav Hellmanns<br />

150. Geburtstag, die dieser Tage im August-Heft der<br />

<strong>Meteorologische</strong>n Zeitschrift erschienen ist und in der<br />

er den Historiker Hellmann würdigt. Somit eine im doppelten<br />

Sinne historische Arbeit. Unser Preisträger arbeitet<br />

Hellmanns Ansicht klar heraus, dass das angeblich so<br />

dunkle Mittelalter hauptsächlich deshalb so dunkel erscheint,<br />

da unser Wissen über diese Zeit so schlecht<br />

erhellt ist.<br />

Der Fachausschuss Geschichte der Meteorologie der<br />

DMG will Herrn Dr. Joachim Pelkowski darin bestärken,<br />

den von ihm eingeschlagenen Weg fortzusetzen<br />

und weiter an der Vermittlung zwischen den angesprochenen<br />

verschiedenen Kulturen zu arbeiten und<br />

Brücken zu bauen. Zugleich soll aber diese<br />

Preisverleihung an Herrn Pelkowski und die Aussicht<br />

auf weitere solche Verleihungen auf den kommenden<br />

Meteorologen-Tagungen auch ein Ansporn für andere<br />

sein, sich ebenfalls mit den Wurzeln und dem<br />

Fundament unserer Wissenschaft zu beschäftigen.<br />

Unsere Wissenschaft und ihre Vermittlung kann nur<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>03</strong>/<strong>2004</strong><br />

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