Ausgabe 20.11.2011 1 von 15 Hallo Ihr Lieben, hier, wie gewohnt ...
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Falsche Tierliebe: 100 Hunde aus Ex-Kaserne in Vitzeroda befreit<br />
Das Elend, das sich in den vergangenen <strong>15</strong> Jahren hinter den Mauern des ehemaligen<br />
Kasernengeländes in Vitzeroda (Wartburgkreis) abspielte hat ein Ende: Eine aus Hessen stammende<br />
Frau hielt auf dem Gelände, das abseits des Dorfes liegt und weder über Strom- noch über<br />
Wasseranschluss verfügt, mehr als 100 Hunde.<br />
Vitzeroda/Jena. Sie selbst sieht sich als eine Tierliebhaberin. Die Mannschaftsräume der ehemaligen<br />
Kaserne baute sie zu provisorischen Zwingern um. Sie gab vor, dass es ihr Ziel sei, die Tiere<br />
weiterzuvermitteln. Damit sie Spenden einwerben konnte, gründete sie einen gemeinnützigen Verein.<br />
"Dieser Verein existierte de facto aber gar nicht. Es gab keine Vereinsversammlungen oder ähnliches,<br />
der Verein war nur eine Art Schutzschild und eine Möglichkeit, an Spenden zu gelagen", erklärt Mario<br />
Aßmann, Vereinsvorsitzender des Tierschutzcentrums Meißen. Er beobachtete die Vorgänge in der<br />
Hunde-Kaserne schon seit zwei Jahren. Dass es so weit kommen konnte, sei unfassbar.<br />
Zunächst hatte es 2009 eine Welle der Unterstützung für die Hundehalterin gegeben, nachdem über<br />
sie berichtet worden war. Viele Futterspenden gingen ein. Doch das war nicht die Lösung des<br />
Problems. Bei einer großangelegten Rettungsaktion <strong>von</strong> verschiedenen Tierschützern und Vereinen<br />
konnten dann im Februar 2010 etwa 50 der mehr als 120 Hunde aus der Kaserne geholt und auch<br />
weitervermittelt werden. "Unser Anliegen war es damals eigentlich, sukzessive immer mehr Hunde<br />
aus der schlechten Haltung zu befreien", sagt Aßmann. Dazu hätten die Tierschützer die<br />
Unterstützung des Veterinäramtes im Wartburgkreis benötigt. Hier sah man jedoch keinen<br />
Handlungsbedarf. Die Tierschützer wurden abge<strong>wie</strong>sen oder vertröstet. Es heißt, das Veterinäramt<br />
habe lange die Augen verschlossen, wollte keinen Ärger haben.<br />
Das Veterinäramt hat geschlampt<br />
Eine Tierärztin aus Berka in der Nähe <strong>von</strong> Vitzeroda erklärt außerdem, dem Veterinäramt des<br />
Wartburgkreises hätten bereits seit mehr als zehn Jahren Unterlagen vorgelegen, die belegen, dass<br />
der Frau per Gerichtsbeschluss die Tierhaltung untersagt ist. Schon bevor sie nach Thüringen zog,<br />
war sie scheinbar in Hessen wegen schlechter Tierhaltung auffällig geworden.<br />
Am miserablen Zustand der Unterbringung für die Hunde änderte sich trotz des Drängens der<br />
Tierschützer zunächst nichts, das Veterinäramt stellte sich taub: Weiterhin wurden die Tiere einseitig<br />
mit Schlachtabfällen gefüttert, die ungekühlt gelagert wurden. An medizinische Versorgung für kranke<br />
Tiere war nicht zu denken, dafür fehlte der Hundehalterin das Geld. Entwurmung, die Befreiung <strong>von</strong><br />
Flöhen, regelmäßiges Gassigehen all das konnte Marietta Praß nicht leisten. Das hätte auch dem<br />
Veterinäramt klar sein müssen.<br />
Was sich genau auf dem Gelände und in den Kasernenräumen abspielte, blieb den Tierschützern<br />
verborgen. Alles war verrammelt. "Aber das, was man sah, roch und hörte, reichte völlig aus, meint<br />
Aßmann.<br />
Schließlich stellte das Tierschutzzentrum Meißen eine Anzeige gegen die Halterin. "Außerdem nutzten<br />
wir die Möglichkeit, öffentlichen Druck aufzubauen", sagt Aßmann. Ein MDR-Bericht in der Sendung<br />
"Exakt" half dabei. Die eigentliche Wende kam jedoch erst mit dem Wechsel der Leitung im<br />
Veterinäramt: Seit 1. Juni diesen Jahres leitet Dr. Eva Rähse das Veterinär- und<br />
Lebensmittelüberwachungsamt des Wartburgkreises. Sie leitete per richterlichen Beschluss eine<br />
Durchsuchung des Grundstückes ein.<br />
Jetzt zeigte sich das ganze Ausmaß der Misere: "Die Hunde hatten teilweise offene Wunden und<br />
Tumore, alle haben Flöhe, sie sind <strong>von</strong> Milben befallen. Die Tiere waren teilweise in den Kellerräumen<br />
angebunden", sagt Aßmann. Das Tierschutzgesetz wurde <strong>hier</strong> an allen Ecken und Enden missachtet.<br />
Die Hundekaserne wurde geräumt. "Es hat die ganze Nacht gedauert, denn wir sind <strong>von</strong> etwa 40<br />
Hunden ausgegangen, tatsächlich hielt Marietta Praß, nachdem wir ihr bereits 50 Hunde<br />
abgenommen hatten, schon <strong>wie</strong>der 100 Tiere."<br />
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