FWF - Publikationen - Jahresbericht 2004
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Hier besteht die Gefahr, dass es in verschie-<br />
denen Disziplinen möglicherweise verschie-<br />
den rasch zur Einführung der Steigerungsfor-<br />
men kommt. Glücklicherweise werden beim<br />
Wissenschaftsfonds die Entscheidungen<br />
vom gesamten Kuratorium getroffen, was<br />
ein gewisses Korrektiv garantiert.<br />
Das zweite Problem ist ernster. Auch wenn<br />
WissenschafterInnen exzellent und „outstanding“<br />
sind, werden sie nicht in diese Kategorie<br />
hineingeboren, sondern reifen heran.<br />
Das heißt, sie waren einmal bloß „sehr gut“ –<br />
eine Art Larvenstadium, das sie hinter sich<br />
gelassen haben. Der <strong>FWF</strong> muss in die Lage<br />
versetzt werden, nicht zusehen zu müssen,<br />
wie Larven vertrocknen. Es könnte durchaus<br />
sein, dass man den Schmetterlingsflug<br />
besser im Ausland studieren wird können.<br />
Strenge Selektion und ihre Konsequenzen<br />
Um es weniger plakativ, aber immer noch<br />
mit einem biologischen Vergleich zu formulieren:<br />
Der <strong>FWF</strong> muss, wie jede Förderorganisation,<br />
Auslese betreiben. Jedem Populationsgenetiker<br />
ist bekannt, dass eine strenge<br />
<strong>FWF</strong>-FACHABTEILUNGEN Naturwissenschaften und Technik<br />
Selektion zwar den Vorteil hat, die durchschnittliche<br />
Fitness zu erhöhen, dass der<br />
Effekt aber bald seine Grenze erreicht. Man<br />
erhält eine homogene Population, die den<br />
momentanen Bedingungen bestens angepasst<br />
ist. Längerfristig erweist sich die Spezialisierung<br />
als ein Bumerang. Die Population<br />
hat zu wenig Variabilität, um darauf zu reagieren.<br />
Auf lange Sicht ist eine zu harte<br />
Selektion kontraproduktiv, und das gilt auch<br />
in der Wissenschaft. Der Unterschied zwischen<br />
den Bewilligungsraten von 28,5 und<br />
40 % gemessen an der Antragssumme, ist<br />
der Unterschied zwischen einer kurzfristigen<br />
Leistungssteigerung und einer nachhaltigen<br />
Erfolgsgeschichte über Generationen hinweg.<br />
Ganz zu Recht fordern ExpertInnen, dass der<br />
Fonds noch mehr in die Schwerpunkte investieren<br />
soll. Aber das macht nur Sinn, wenn<br />
die österreichische Wissenschaftsszene die<br />
notwendige Breite besitzt, um den Nachschub<br />
zu gewährleisten. Daher ist, längerfristig<br />
gesehen, die Förderung der Einzelprojekte<br />
unerlässliche Vorbedingung für die<br />
Förderung der Schwerpunkte.<br />
Mathematik/Informatik, Physik, Chemie, Geowissenschaften, Technische Wissenschaften <strong>2004</strong> Abb. 17<br />
Technische Wissenschaften 5,08 %<br />
Geowissenschaften 5,47 %<br />
Chemie 7,38 %<br />
Physik 10,50 %<br />
Mathematik/Informatik 14,11 %<br />
andere Wissenschaftsdisziplinen 57,46 %<br />
JAHRESBERICHT <strong>2004</strong><br />
Die Förderung der Einzelprojekte<br />
ist unerlässliche<br />
Vorbedingung für die<br />
Förderung der<br />
Schwerpunkte.<br />
Mathematik und Physik<br />
sind die „Spitzenreiter“<br />
in der Abteilung.<br />
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