FWF - Publikationen - Jahresbericht 2004
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Neues Licht auf die Tumortherapie<br />
In der Krebstherapie gibt es viele – angebliche – Alternativen zur Chirurgie und zur<br />
Chemo- oder Strahlentherapie. Doch nur wenige basieren auf dem Verständnis der<br />
ursächlichen zellulären Wirkmechanismen.<br />
Für eine wirkliche Alternative, nämlich die Photodynamische Tumortherapie (PDT),<br />
schafft Barbara Krammer seit über 15 Jahren das Verständnis. Diese Therapie beruht<br />
auf lichtempfindlichen Substanzen (Photosensibilisatoren), die vom Körper bevorzugt in<br />
Tumore aufgenommen werden. Durch anschließende Bestrahlung mit Licht produzieren<br />
die Substanzen schädlichen, reaktiven Sauerstoff in den Tumorzellen, die absterben.<br />
PDT zeichnet sich durch eine hohe Tumorspezifität und geringe Nebenwirkungen aus.<br />
Johanneskraut gegen Krebs Kaum hat Krammer 2003 ein <strong>FWF</strong>-Projekt über die molekularen<br />
Mechanismen der PDT bei Verwendung eines körpereigenen Stoffes als Photosensibilisator<br />
beendet, arbeitet sie bereits am nächsten Projekt. Dieses Mal geht es um<br />
die Wirkung eines Extraktes aus dem Johanneskraut (Hypericum) im Rahmen<br />
der PDT. Dieser als Hypericin bezeichnete Stoff wurde bereits seit<br />
längerem wegen seiner bevorzugten Aufnahme in Tumorzellen in der<br />
Diagnostik eingesetzt. Die Möglichkeit, ihn auch als Photosensibilisator zu<br />
verwenden, ist erst vor kurzem erkannt worden. So gilt es noch viele Fragen<br />
vor einer routinemäßigen Anwendung in der Klinik zu klären.<br />
Krammer untersucht 10.000 Gene, um die Unterschiede zwischen behandelten<br />
und unbehandelten Zellen zu ermitteln. Eine unglaubliche Zahl, die<br />
nur durch den Einsatz so genannter DNA-Arrays bewältigt werden kann.<br />
Diese erlauben es, die Aktivitäten aller 10.000 Gene gleichzeitig zu beurteilen.<br />
So können jene Gene identifiziert werden, die erst durch eine PDT<br />
mit Hypericin aktiviert werden und somit für den Erfolg der Behandlung verantwortlich<br />
sein könnten. Sind diese Gene und ihre Protein-Produkte erst einmal identifiziert, kann<br />
durch die Steuerung ihrer Aktivitäten die Hypericin-PDT gezielt optimiert werden.<br />
Dabei richtet Barbara Krammer ihr Augenmerk auf die Tatsache, dass Hypericin unter<br />
Versuchsbedingungen eine spezielle Art des Zelltodes verursacht. Dieser als Apoptosis<br />
bezeichnete Zelltod verläuft aktiv nach einem in der Zelle gespeicherten Programm ab<br />
und wird bei der PDT für gewöhnlich nicht sehr häufig beobachtet. Für Krammer ist<br />
Hypericin damit nicht nur ein möglicher neuer Photosensibilisator, sondern auch ein<br />
Mittel, um im Sinne der Patientenbehandlung die zellulären Wirkmechanismen der PDT<br />
besser verstehen zu lernen.<br />
Internationale Wettbewerbsfähigkeit bedeutet für Universitätsassistentin Prof.<br />
Dr. Barbara Krammer vom Fachbereich für Molekulare Biologie der Universität<br />
Salzburg Forschung auf höchstem Niveau unter Verwendung neuester Techniken:<br />
„Im Jahr <strong>2004</strong> kamen fast 80 % unseres Budgets vom <strong>FWF</strong>. Das erlaubte uns, hoch<br />
qualifizierte MitarbeiterInnen anzustellen und ihnen modernste Laborgeräte zu bieten.<br />
In einem solchen Umfeld profitiert auch die universitäre Ausbildung.“<br />
JAHRESBERICHT <strong>2004</strong><br />
PROJEKTE Biologie und Medizin<br />
Das Forschungs-<br />
gebiet der Photo-<br />
dynamischen<br />
Tumortherapie ist<br />
multidisziplinär:<br />
PhysikerInnen<br />
konstruieren oder<br />
adaptieren Belichtungssysteme,<br />
Applikatoren und<br />
Detektionssysteme;<br />
ChemikerInnen<br />
synthetisieren Photosensibilisatoren;<br />
BiochemikerInnen,<br />
BiologInnen und<br />
ImmunologInnen<br />
erforschen Wirkmechanismen<br />
und<br />
MedizinerInnen<br />
setzen diese Erkenntnisse<br />
in der Patientenbehandlung<br />
um.<br />
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