FWF - Publikationen - Jahresbericht 2004
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Die Zusammenhänge<br />
der komplexen Vorgänge<br />
des menschlichenImmunsystems<br />
können nur in<br />
Kooperation<br />
erforscht werden.<br />
Für den SFB<br />
„Immunologische<br />
Toleranz“ arbeiten<br />
die Medizinische<br />
Universität Wien, das<br />
Forschungsinstitut<br />
für Molekulare<br />
Pathologie (IMP)<br />
und das Institut für<br />
Molekulare Biotechnologie<br />
der Österreichischen<br />
Akademie der<br />
Wissenschaften<br />
(IMBA) erfolgreich<br />
zusammen.<br />
Ansteckende Begeisterung<br />
52 JAHRESBERICHT <strong>2004</strong><br />
Selbst ImmunbiologInnen können sich gegenseitig „infizieren“. Für Wilfried Ellmeier ist<br />
das Sinn und Zweck eines Spezialforschungsbereiches (SFB) zur immunologischen<br />
Toleranz des Menschen. In diesem haben sich acht Gruppen aus drei Wiener Forschungsinstituten<br />
der Spitzenklasse zusammengefunden und stecken sich nun gegenseitig mit<br />
ihrer Begeisterung an, mehr über die Funktionsweise wichtiger Immunzellen zu lernen.<br />
Immunreaktionen Als Sprecher des SFBs ist Wilfried Ellmeier davon überzeugt, dass<br />
die Gruppen mit ihrem Fokus auf das Zusammenspiel der dendritischen und T-Zellen<br />
richtig liegen. Dieses versetzt unseren Körper in die Lage, zwischen „fremd“ und<br />
„eigen“ zu unterscheiden und entsprechend zu reagieren. Würde der Körper das nicht<br />
tun, so wären wir Krankheitserregern ausgeliefert oder würden unseren eigenen Körper<br />
bekämpfen. Letzteres passiert bei Autoimmunerkrankungen. Hier erhalten T-Zellen<br />
falsche Informationen und bewerten Teile des Körpers als fremdartig. Konsequenterweise<br />
starten sie eine autoreaktive Immunantwort. Potenziell autoreaktive<br />
T-Zellen kommen zwar öfters vor, die meisten werden aber vom Körper<br />
eliminiert. Selbst jene, die übrig bleiben, werden meistens von speziellen<br />
dendritischen Zellen oder anderen – regulatorischen – T-Zellen inaktiviert.<br />
Genforschung Wie genau diese verschiedenen Arten an T-Zellen –<br />
„normale“, autoreaktive und regulatorische – entstehen können, fasziniert<br />
Ellmeier. So identifiziert er mit seiner Gruppe jene Gene, deren Funktion<br />
die Steuerung der Entwicklung und Differenzierung von T-Zellen ist. Doch<br />
weiß er, dass nicht nur Gene für die Differenzierung der T-Zellen verantwortlich<br />
sind. Die Kontrolle der Genexpression und die Signalübertragung<br />
in den Immunzellen sind mindestens genauso wichtig und werden auch untersucht.<br />
Viel versprechend Trotz des Fokus auf einzelne Zellen verliert Wilfried Ellmeier nie die<br />
Notwendigkeit aus den Augen, dass die grundlegenden Erkenntnisse des SFBs eines<br />
Tages Menschen helfen sollen. Dabei sind die Therapie von Autoimmunerkrankungen,<br />
die Linderung von Allergien und das Verhindern von Organabstoßungen realistische<br />
Ziele. Gerade dieser SFB mit seiner Zusammenarbeit von GrundlagenforscherInnen und<br />
klinisch-orientierten WissenschafterInnen bietet seiner Ansicht nach ideale Voraussetzungen<br />
dafür. Denn diese Kombination erlaubt es, das Verständnis der Immunzellen<br />
effizient und ohne Reibungsverluste in medizinische Anwendungen einzubringen.<br />
Für ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Wilfried Ellmeier vom Institut für Immunologie der<br />
Medizinischen Universität Wien bietet die Komplexität der Grundlagenforschung<br />
auch eine persönliche Herausforderung: „Bereits alle zehn aus Drittmitteln finanzierten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meiner Gruppe publizieren Ergebnisse von aufeinander<br />
abgestimmten Experimenten. Als Sprecher des SFB Immunologische Toleranz<br />
ist es mir aber auch ein wichtiges Anliegen, den genauen Überblick über die Arbeit von<br />
16 Kolleginnen und Kollegen in insgesamt sieben weiteren Gruppen zu behalten.“