Liebe Leserinnen und Leser, - BankPraktiker
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Unterschiede im Tilgungsverlauf werden<br />
durch K<strong>und</strong>enverhalten beeinflusst (vgl.<br />
Abb. 2).<br />
Die durch durationsorientierte Zinsabsicherung<br />
erzielbaren Kostenreduzierungen<br />
können zur Erhöhung der Profitabilität entsprechender<br />
Produkte bzw. Stellung von<br />
attraktiven K<strong>und</strong>enkonditionen verwendet<br />
werden. Ein teilweiser bis kompletter<br />
Ausgleich für nicht durchholbare Zinsabsicherungskosten<br />
ist somit möglich. Den<br />
Kostenreduzierungen steht aber auch ein<br />
Modellrisiko hinsichtlich der prognosegüte<br />
Abbildung 2: Tilgungsverläufe<br />
Inanspruchnahme<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Jahre<br />
planmäßiger<br />
Tilgungsverlauf<br />
tatsächlicher<br />
Tilgungsverlauf<br />
des erwarteten sondertilgungsverhaltens<br />
gegenüber. Das Risiko besteht in einer Fehleinschätzung<br />
des K<strong>und</strong>enverhaltens <strong>und</strong><br />
einer dadurch nachträglich notwendigen<br />
Anpassung des Zinsrisikoprofils. Ein Überschätzen<br />
von zukünftigen Tilgungen führt<br />
dazu, dass der angenommene modellartige<br />
Tilgungsverlauf steiler ist als die eintretenden<br />
Cashflows <strong>und</strong> umgekehrt. Beide Seiten<br />
können zu unterschiedlichen Effekten im<br />
Zinsrisiko der Bank führen, je nachdem, wie<br />
sich die Zinsen entwickeln. Es ist daher notwendig,<br />
die Prognosegüte der realen Cashflows<br />
auf ein hohes Niveau zu heben.<br />
Bei der Analyse der möglichen Treiber des<br />
sondertilgungsverhaltens ist auf möglichst<br />
lange Zeitreihen <strong>und</strong> konsistente Daten zu<br />
achten. Hinsichtlich der Prognosegüte ist<br />
diese am höchsten, wenn Kohorten gebildet<br />
werden, da dann einzelne Tilgungsprofile<br />
nachvollziehbar werden. Hierbei ist ebenfalls<br />
auf einen ausreichend großen Datenbestand<br />
zu achten, um statistische Messmethoden<br />
anwenden zu können <strong>und</strong> nicht Expertenschätzungen<br />
zu nutzen. Die Kohorten wiederum<br />
werden nach Kreditcharakteristika<br />
wie Alter des Kredits (Seasoning), Laufzeit<br />
des Kredits, Nominalvolumen, Besicherungen,<br />
regelmäßigen Tilgungen <strong>und</strong> bereits<br />
erfolgten Sondertilgungen untersucht.<br />
Ebenfalls sollten k<strong>und</strong>enspezifische Charakteristika<br />
wie Ausbildung, Familiengröße<br />
(Anzahl im Haushalt lebender Erwachsener),<br />
Alter, Ort, bzw. Region, Einkommen <strong>und</strong><br />
Rating oder Scoringergebnis berücksichtigt<br />
werden. Neben diesen am Kredit orientierten<br />
Variablen sollten natürlich auch makroökonomische<br />
Faktoren untersucht werden. Hierbei<br />
sind offensichtliche mögliche Einflüsse<br />
wie Höhe des Zinsniveaus, Verlauf der Zinskurve,<br />
Spreaddifferenzen zwischen z. B. B<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Kredit oder Einalgen <strong>und</strong> Kreditzinsen,<br />
Arbeitslosenquote, Hauspreis oder Lebenshaltungskostenindizes,<br />
BIPÄnderungen <strong>und</strong><br />
Veränderungen in der Inflationsrate zu berücksichtigen.<br />
Bei den Analysen sollten auch saisonale<br />
Effekte bzw. Verteilungen über die<br />
Monate/Quartale berücksichtigt werden.<br />
3. Prognosemodell durationsorientierte<br />
Zinsabsicherung<br />
Die Prognose des Sondertilgungsverhaltens<br />
von K<strong>und</strong>en ist zentraler Bestandteil der<br />
durationsorientierten Zinsabsicherung. Dabei<br />
nehmen Prognosegüte <strong>und</strong> Änderungen des<br />
Zinsniveaus Einfluss auf den Vorteil des Zinsabsicherungsmodells.<br />
Falls das Sondertilgungsverhalten<br />
korrekt prognostiziert wird, treten<br />
die Kostenvorteile der durationsorientierten<br />
Zinsabsicherung unabhängig von eventuellen<br />
Änderungen des Zinsniveaus ein. Bei Abweichungen<br />
zwischen prognostiziertem <strong>und</strong> tatsächlichem<br />
Sondertilgungsverhalten können<br />
sich die Kostenvorteile in Abhängigkeit vom<br />
aktuellen Zinsniveau erhöhen oder reduzieren<br />
(vgl. Abb. 3).<br />
Das Sondertilgungsverhalten ist für die<br />
vereinbarte Konditionsbindung (z. B. zehn<br />
Jahre) zum Zeitpunkt des Neugeschäftsabschlusses<br />
durch ein Prognosemodell zu<br />
schätzen. Dabei sind mögliche Einflussfaktoren<br />
auf das Sondertilgungsverhalten<br />
auf Basis von Datenhistorien zu analy<br />
06 / 2009 <strong>BankPraktiker</strong><br />
Beitrag<br />
» Durch Abbildung<br />
des tatsächlichen<br />
K<strong>und</strong>enverhaltens<br />
ist eine genauere<br />
Zinsrisikosteuerung<br />
möglich. «<br />
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