Liebe Leserinnen und Leser, - BankPraktiker

274
Beitrag
» Das akute Adressenausfallrisiko
einer homogenen
Forderungsgruppe
kann pauschal
ermittelt werden. «
06 / 2009 BankPraktiker
Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT
Bildung pauschalierter EWB unter
Einsatz von Risikoklassifizierungsverfahren
Nutzung der Risikoklassifizierungsverfahren im kleinteiligen gewerblichen
Kreditgeschäft für eine pauschalierte Ermittlung von Einzelwertberichtigungen.
Autor:
Jan Hendrik Meyer im Hagen,
Abteilungsleiter Revision,
Sparkasse Detmold.
1 Vgl. MaRisk BTO 1.2.6.
2 Vgl. MaRisk BTO 1.4.
3 Vgl. Krumnow, Rechnungslegung der Kreditinstitute,
2. Aufl. 2004, § 340 e HGB, Rdn. 193.
I. Einleitung
w Kreditinstitute sind aufgrund der Mindestanforderungen
an das Risikomanagement dazu
verpflichtet, Kriterien festzulegen, auf deren
Grundlage vor dem Hintergrund der jeweiligen
Rechnungslegungsnorm Wertberichtigungen,
Abschreibungen und Rückstellungen
für das Kreditgeschäft gebildet werden 1 .
Die dafür erforderliche eingehende Analyse
der wirtschaftlichen Verhältnisse ist aufgrund
fehlender Unterlagen oftmals nicht möglich.
Aus diesem Grund werden im kleinteiligen
Kreditgeschäft häufig pauschalierte Verfahren
zur Ermittlung der Risikovorsorge eingesetzt.
Dabei wird für Forderungen mit gleichartigen
Risiken die Einzelwertberichtigung einheitlich
ermittelt. Erkenntnisse über die Ausfallwahrscheinlichkeit
der Gruppe werden auf alle Forderungen
der Gruppe übertragen. Die Sparkasse
Detmold nutzt dabei im kleinteiligen
gewerblichen Kreditgeschäft die gem. MaRisk
erforderlichen Risikoklassifizierungsverfahren 2
und konnte so den Arbeitsaufwand bei der
Bewertung dieses Forderungssegments deutlich
vermindern.
II. Grundlagen der pauschalierten
Einzelwertberichtigung
1. Grundsatz der Einzelbewertung
Bei der Bemessung des Wertberichtigungsbedarfs
ist gem. § 252 Abs. 1 Nr. 3 HGB der
Grundsatz der einzelbewertung zu beachten.
Ein Wertausgleich zwischen einzelnen
Bewertungsobjekten ist grundsätzlich nicht
zulässig. Vor dem Hintergrund hausinterner
Kriterien ist im Rahmen einer Gesamtschau zu
beurteilen, ob jeder einzelne Kreditnehmer in
der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen
nachzukommen. Sofern die Kapitaldienstfähigkeit
nachhaltig nicht gegeben ist, muss in
Höhe der ungesicherten Kreditinanspruchnahme
eine Einzelwertberichtigung gebildet
werden. Ein wesentlicher Ausgangspunkt
dieser Analyse ist dabei die regelmäßige Beurteilung
der wirtschaftlichen Verhältnisse
der Kreditnehmer. Im gewerblichen Kreditgeschäft
sind hierbei Konzern­ und Jahresabschlüsse
sowie ergänzende Unterlagen, wie
z. B. betriebswirtschaftliche Auswertungen,
auszuwerten. Im nicht risikorelevanten Kreditgeschäft
stehen dagegen häufig keine Unterlagen
aus der laufenden Offenlegung gem.
§ 18 KWG zur Verfügung, da das Kreditvolumen
regelmäßig unterhalb der gesetzlichen
bzw. hausinternen Offenlegungsgrenze liegt.
Vielfach liegen lediglich quantitative Frühwarnindikatoren
aus der Kontoführung vor.
Die detaillierte Bewertung des kleinteiligen
Kreditgeschäfts ist aufgrund der Vielzahl der
zu beurteilenden Engagements nur mit verhältnismäßig
hohem Aufwand möglich. Dieses
Problem wurde in der Praxis insofern gelöst,
dass Forderungen mit gleichartigen Risiken zu
Gruppen zusammengefasst werden. Voraussetzung
für die Gruppenbildung ist, dass die
Gemeinsamkeiten der Gruppe die bestehenden
Unterschiede überwiegen. Die in den einzelnen
Gruppen enthaltenen Risiken werden
in einem vereinfachten Verfahren durch pauschale
Abschläge berücksichtigt, die sich an
den Erfahrungen der Vergangenheit orientieren.
Die pauschalierte Bewertung ist eine
nach dem Niederstwertprinzip gebotene,
pauschal ermittelte Einzelwertberichtigung,
da die Bildung der Risikogruppen und die
Zuordnung jedes einzelnen Kredits weiterhin
das Vorliegen eines akuten Adressenausfallrisikos
voraussetzt 3 .