Roland Springer/Florian Rehfeldt Lean Management in der ... - IIM
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Was nun die Marktpotenziale betrifft, dürfte außer Frage stehen, dass diese im<br />
sozialwirtschaftlichen Bereich alle<strong>in</strong> aufgrund zunehmen<strong>der</strong> Lebenserwartung heute<br />
schon erheblich s<strong>in</strong>d und weiter wachsen werden. Wir haben es hier, wie alle<br />
Fachleute betonen, mit e<strong>in</strong>em potenziellen Wachstumsmarkt zu tun, <strong>der</strong> nicht zuletzt<br />
zur Lösung <strong>der</strong> beschäftigungspolitischen Probleme e<strong>in</strong>en erheblichen Beitrag leisten<br />
kann. Öffentlich <strong>in</strong> den Blick genommen und diskutiert wird dieser Markt <strong>der</strong>zeit<br />
jedoch nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Markterschließung und des<br />
Beschäftigungsaufbaus, son<strong>der</strong>n unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierbarkeit <strong>der</strong><br />
auf ihm erbrachten Leistungen. Im Vor<strong>der</strong>grund steht die Frage, ob die über<br />
Sozialabgaben und Steuern getätigten E<strong>in</strong>nahmen noch reichen, um die heute und <strong>in</strong><br />
Zukunft notwendigen Leistungen zu f<strong>in</strong>anzieren. Allenfalls am Rande und vor allem<br />
weit weniger <strong>in</strong>tensiv wird demgegenüber die Frage behandelt, wie es denn machbar<br />
wäre, durch Prozess<strong>in</strong>novationen die Qualität <strong>der</strong> Leistungen zu verbessern und<br />
dabei gleichzeitig die Kosten zu verr<strong>in</strong>gern, um so bei gleich bleiben<strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />
Leistungen diese für die Leistungsnehmer zu verbilligen o<strong>der</strong> zu gleich bleibenden<br />
Preisen diesen mehr Leistung und Qualität zu bieten.<br />
Derlei Fragen und entsprechenden Vorgehensweisen s<strong>in</strong>d heute <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Sozialwirtschaft gewisse <strong>in</strong>stitutionelle Grenzen gesetzt. Die wichtigste dürfte die<br />
se<strong>in</strong>, dass das entscheidende Motiv für schöpferische Zerstörung, die<br />
unternehmerische Gew<strong>in</strong>nerwirtschaftung, als Antrieb für Prozess<strong>in</strong>novation<br />
weitgehend ausfällt. Dies f<strong>in</strong>det nicht zuletzt auch dar<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Nie<strong>der</strong>schlag, dass<br />
die betriebswirtschaftlichen Input/Output-Relationen im Rahmen <strong>der</strong> zwischen<br />
F<strong>in</strong>anzierungsträgern und Leistungserbr<strong>in</strong>gern getroffenen Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />
durch Fachkräftequoten und Personalschlüssel fixiert und so zunächst je<strong>der</strong><br />
Effizienzsteigerung entzogen werden. Den E<strong>in</strong>richtungen und ihren Mitarbeitern wird<br />
auf diese Weise gleichsam verboten, durch <strong>in</strong>telligenteres und effizienteres Arbeiten<br />
ihre Leistungen zu steigern und dies unter an<strong>der</strong>em auch den Leistungsnehmern<br />
zugute kommen zu lassen.<br />
Tun sie dies dennoch und wird dies den F<strong>in</strong>anzierungsträgern bekannt, laufen sie<br />
Gefahr, dass die Sätze für ihre Leistungen gekürzt werden und ihre E<strong>in</strong>nahmen sich<br />
auf diese Weise verr<strong>in</strong>gern. We<strong>der</strong> entstehen auf diese Weise beispielsweise<br />
Spielräume für e<strong>in</strong>e leistungsbezogene, am Produktivitätsfortschritt orientierte<br />
Bezahlung <strong>der</strong> Mitarbeiter, noch für den Aufbau von f<strong>in</strong>anziellen Rücklagen für<br />
schlechte Zeiten o<strong>der</strong> <strong>in</strong>vestive Vorhaben, ganz zu schweigen davon, dass die<br />
Produktivitätsgew<strong>in</strong>ne auch nicht dazu genutzt werden können, z.B. durch<br />
Preissenkungen die Nachfrage nach den Leistungen und damit den Umsatz zu<br />
erhöhen.<br />
Effizienzsteigerung durch Prozess<strong>in</strong>novation wird auf die Weise zu e<strong>in</strong>er Art Un<strong>der</strong><br />
Cover-Aktion, bei <strong>der</strong> die E<strong>in</strong>richtungen immer Gefahr laufen, sich <strong>in</strong>s eigene Fleisch<br />
zu schneiden, sobald von den F<strong>in</strong>anzierungsträgern zum Beispiel entdeckt wird, dass<br />
festgelegte Personalschlüssel nachhaltig unterschritten werden. Um die Kürzung von<br />
Sätzen zu vermeiden, muss entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Personalstand dem def<strong>in</strong>ierten Soll<br />
angepasst o<strong>der</strong> die Belegungskapazität verr<strong>in</strong>gert werden. Effizienzsteigerung durch<br />
Prozess<strong>in</strong>novation steht also gleichsam unter Strafe, was e<strong>in</strong>em dann nicht weiter<br />
wun<strong>der</strong>n lässt, dass sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialwirtschaft weith<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ziemliches Schattendase<strong>in</strong><br />
fristet.<br />
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