Roland Springer/Florian Rehfeldt Lean Management in der ... - IIM
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ist. Die <strong>in</strong>ternen Leistungsprozesse bleiben bis heute weitgehend außer Betracht,<br />
wenn man z.B. nicht nur an adm<strong>in</strong>istrative Prozesse o<strong>der</strong> Pflegeprozesse, son<strong>der</strong>n<br />
etwa auch an die mediz<strong>in</strong>ische Behandlung von Patienten <strong>in</strong> Krankenhäusern denkt.<br />
Nicht zuletzt deswegen wird heute gerade im sozialwirtschaftlichen Bereich nur allzu<br />
gerne mit <strong>der</strong> Reduzierung von Leistungen gedroht, wenn die Budgets s<strong>in</strong>ken. Auf<br />
diese Weise werden die Leistungsempfänger, die <strong>in</strong>zwischen nicht zuletzt von den<br />
E<strong>in</strong>richtungen und Trägern zunehmend als Kunden bezeichnet werden, gleichsam<br />
als Geisel gegen Budgetkürzungen missbraucht. Das ist im privatwirtschaftlichen<br />
Bereich nicht vorstellbar. Hier wird im Normalfall nicht dem Kunden gedroht, wenn es<br />
e<strong>in</strong>em Unternehmen schlechter geht. Vielmehr versucht jedes privatwirtschaftliche<br />
Unternehmen, <strong>in</strong> Krisensituationen die Leistungen für se<strong>in</strong>e Kunden nach Preis und<br />
Qualität möglichst zu verbessern. Nur so kann es se<strong>in</strong>e Wettbewerbssituation wie<strong>der</strong><br />
verbessern.<br />
Gerade die Kunden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> sozialwirtschaftlichen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> vielen Fällen aber<br />
nicht das stärkste, son<strong>der</strong>n das schwächste Glied <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Prozesskette.<br />
Demente Heimbewohner zum Beispiel haben alles <strong>in</strong> allem schlechte Karten, wenn<br />
das Pflegepersonal schlampig arbeitet, bezahlte Leistungen gar nicht erbr<strong>in</strong>gt o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
hohem Maße unfreundlich ist. Die Drohung mit dem Auftragsentzug, also zum<br />
Beispiel dem Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Heim, dürfte hier das am wenigsten<br />
verwendete Mittel se<strong>in</strong>, um den Kundenansprüchen Geltung zu verschaffen. Gleiches<br />
gilt für den schwerkranken Krebspatienten, <strong>der</strong> sich schwer tut, sich mit e<strong>in</strong>em<br />
Chefarzt anzulegen, <strong>der</strong> ihn nicht zufrieden stellend behandelt.<br />
Mangelhafte Prozessqualität kann im sozialwirtschaftlichen Bereich daher weit mehr<br />
auf dem Rücken <strong>der</strong> so genannten Kunden, also <strong>der</strong> Leistungsempfänger<br />
ausgetragen werden als zum Beispiel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Autoreparaturwerkstatt, wo <strong>der</strong> Kunde<br />
nicht wie<strong>der</strong> kommt, wenn er schlecht bedient o<strong>der</strong> die Reparatur nicht korrekt<br />
ausgeführt worden ist. Das verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t den Druck auf die Prozessqualität und ist,<br />
unter an<strong>der</strong>en, mit e<strong>in</strong> Grund dafür, dass Prozessoptimierung bis heute im<br />
sozialwirtschaftlichen Bereich eher e<strong>in</strong> Schattendase<strong>in</strong> fristet. Dem kann strukturell<br />
wohl nur dadurch entgegengewirkt werden, dass die Rechte <strong>der</strong> Leistungsempfänger<br />
und ihrer Angehörigen, zum Beispiel auf Schadenersatz, stärker ausgebaut werden<br />
und das Risiko <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger auf diese Weise vergrößert wird. Wer se<strong>in</strong>e<br />
Leistungen nicht qualitätsgerecht erbr<strong>in</strong>gt, muss dafür auch vom e<strong>in</strong>zelnen<br />
Leistungsnehmer regresspflichtig gemacht werden können.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt jedoch e<strong>in</strong> noch wichtigerer Sachverhalt. Aufgrund e<strong>in</strong>es nach wie vor<br />
eher mangelhaften Wettbewerbs um Kunden und Aufträge f<strong>in</strong>den im<br />
sozialwirtschaftlichen Bereich kaum gezielte Effizienzsteigerung und damit<br />
verbundene Kosten- und Preissenkung statt. Beson<strong>der</strong>s drastisch fällt dies im<br />
mediz<strong>in</strong>ischen Sektor <strong>in</strong>s Auge, wo <strong>der</strong> technologische Fortschritt nicht, wie <strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>en Sektoren, zu e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Leistungen bei s<strong>in</strong>kenden Kosten und<br />
Preisen, son<strong>der</strong>n zu e<strong>in</strong>er ständigen Steigerung <strong>der</strong> Kosten und Preise führt.<br />
Staatlicherseits wird darauf seit geraumer Zeit mit e<strong>in</strong>er Absenkung <strong>der</strong><br />
Versicherungsleistungen reagiert, während die privaten Krankenkassen schlicht die<br />
Versicherungsprämien erhöhen.<br />
Gute mediz<strong>in</strong>ische Versorgung wird <strong>in</strong> beiden Fällen mehr und mehr zu e<strong>in</strong>em teuren<br />
Luxusgut, das sich nur noch wenige leisten können. Effizienzsteigerung und<br />
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