HP 2006 02 - Hansa Flex
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„…und der Heinz hat gesagt, das hat beim Anlaufen<br />
nur noch einmal kräftig gezischt, und schon war alles<br />
voller Öl. Wo bekommen wir jetzt so schnell einen<br />
neuen Zylinder her – die Stanze muss doch laufen!“<br />
Ein solches Szenario ist sicherlich nicht alltäglich,<br />
doch es kann jederzeit passieren – der plötzliche<br />
Ausfall eines hochbeanspruchten Hydraulikzylinders.<br />
Carsten Kempfert, Trainer bei HANSA-FLEX, ist neben<br />
der Leitungstechnik auch mit derartigen Problemen<br />
der Zylinder- und Dichtungstechnik vertraut.<br />
Der Hydraulikzylinder ist das wohl bekannteste<br />
Bauteil in der Fluidtechnik, denn es ist eindeutig<br />
das Bindeglied zwischen dem hydraulischen Kreislauf<br />
und der Arbeitsmaschine. Zylinder sind praktisch<br />
überall dort zu fi nden, wo die menschliche<br />
Arbeitskraft hydraulisch unterstützt bzw. gänzlich<br />
ersetzt wird. Sei es im klassischen Maschinenbaubereich,<br />
in der Windenergietechnik, der Luft- und<br />
Seefahrt oder auf dem Rummelplatz.<br />
Hydraulikzylinder sind im Vergleich zu ihren hoch<br />
komplexen Einsatz- und Aufgabengebieten nicht<br />
nur vom konstruktiven Prinzip her sehr einfach gehalten.<br />
Auch der technisch-physikalische Aspekt ist<br />
weitestgehend der Gleiche, erläutert Carsten Kempfert:<br />
„Beim Arbeitsvorgang wirkt ein bestimmter<br />
Druck p über ein Medium so auf eine Kolbenfl äche<br />
A (F = p x A), dass eine mechanische Kraft F von<br />
wenigen Newton (N) bis weit über 250.000 kN bei<br />
sehr kurzen bis zu meterlangen Hublängen erreicht<br />
wird. Wobei die Antriebsbewegung meist geradlinig<br />
ist. Somit werden an Maschinen und Anlagen<br />
die auftretenden hydraulischen Kräfte durch unterschiedlichste<br />
Arbeitsbewegungen für jeden<br />
20<br />
TECHNISCHE INFORMATIONEN<br />
Hydraulikzylinder und Dichtungstechnik<br />
Verschleißteile mit intelligenter Kraft<br />
HYDRAULIKPRESSE<br />
deutlich sichtbar.“ Letztendlich gehören das Heben,<br />
Senken, Verschieben und Verriegeln von Lasten zu<br />
den markantesten und wichtigsten Einsatzgebieten<br />
von Hydraulikzylindern.<br />
Doch nicht nur hohe Kräfte oder große Hübe sind<br />
zu verzeichnen, es gibt durchaus weitere wichtige<br />
Eigenschaften von Hydraulikzylindern:<br />
• Direkte Krafterzeugung, d.h. ohne mechanische<br />
Zwischenglieder;<br />
• Ein- und Ausfahrgeschwindigkeiten können über<br />
den gesamten Hub konstant gehalten werden;<br />
• Möglichkeit des Aufbringens von Zug- und/oder<br />
Druckkräften;<br />
• Kraft kann an jeder Stelle des Hubes beliebig bis<br />
zur maximalen Nennkraft aufgebracht werden;<br />
• Große Leistung bei minimalem Einbauraum möglich.<br />
Der Ausfall eines Zylinders, wie anfangs beschrieben,<br />
kann die unterschiedlichsten Ursachen haben,<br />
weiß Carsten Kempfert. „Das können technisch<br />
nicht vertretbare mechanische Beanspruchungen,<br />
mangelhafte Auslegung, ungünstige Beaufschlagung<br />
physikalischer Eigenschaften und natürlich<br />
das Zusammenwirken mehrerer dieser Komponenten<br />
sein.“<br />
Auf lange Sicht<br />
Die tägliche Praxis hat gezeigt, dass sich durch regelmäßige<br />
Sichtprüfungen ein solcher Schaden, der<br />
immer wieder immensen Zeitverzug und sehr hohe<br />
Folgekosten mit sich führt, frühzeitig erkennen und<br />
dementsprechend beseitigen lässt. „Denn die meisten<br />
problembedingten Stillstände von Maschinen<br />
bzw. Anlagen zeigen ein schon länger zurückliegendes<br />
Schadensbild, obgleich es oftmals einfach<br />
nur der durch den täglichen Einsatz bedingte<br />
Verschleiß ist, der über einen (un)bestimmten<br />
Zeitraum die Funktionalität des Hydraulikzylinders<br />
mindert“, erläutert der Fachmann.<br />
Beim Einsatz von Hydraulikzylindern mit großen<br />
Ausfahrlängen (Vergleich Hub > Ø Kolbenstange)<br />
kann es unter Belastung zu Stabilitätsproblemen<br />
kommen, wobei diese Problematik präventiv auf<br />
rechnerischem Wege gelöst werden kann. Dabei<br />
werden sowohl die Knicklast als auch die Betriebslast<br />
nach Euler berechnet (siehe HANSA-FLEX Schulungsbegleitbuch,<br />
Seite 74).<br />
Knicklast und Betriebslast<br />
Den Wert für die jeweilige freie Knicklänge zeigt die<br />
Tabelle „Belastungsfälle nach Euler“.<br />
Für Standardzylinder, deren Betriebslagen vorab<br />
selten bekannt sind, bietet dieses Berechnungssystem<br />
für die Praxis einen ausreichenden Sicherheitsfaktor<br />
bezüglich Aufnahme sich überlagernder<br />
Biegespannungen – „manches Mal ist es dann aber<br />
doch zu spät“.<br />
Dicht halten<br />
Das weitaus größte Schadenspotenzial ist aber den<br />
unterschiedlichen Abdichtmechanismen, also den<br />
Dichtungen, zuzuschreiben. Obwohl Dichtungen<br />
nur einen geringen Teil der Gesamtkosten eines<br />
Zylinders ausmachen, entscheiden die in einem<br />
Hydraulikzylinder vorhandenen unterschiedlichen<br />
Dichtsysteme nicht nur seine Funktion, sondern<br />
auch die Sicherheit gegenüber Mensch und Umwelt.<br />
Kein Zylinder ist besser als seine Dichtungen,<br />
AUSGABE FEBRUAR <strong>2006</strong>