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Altstadtsanierung am "Pelô"

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84 Soziale Stratifikation der Zielgruppen<br />

veau von p = .00000 auf. Der "Bildungsgrad" ist d<strong>am</strong>it eine der signifikantesten Variablen<br />

zur Unterscheidung der verschiedenen Gruppen.<br />

Abbildung 5 zeigt die Verteilung der Gruppen auf die <strong>am</strong> häufigsten vertretenen Berufe. Die<br />

Bewohner besetzen überwiegend Positionen ohne Festanstellung, die keine besondere<br />

Ausbildung erfordern und die im untersten Bereich der Lohnskala angesiedelt sind. Die<br />

schlechtere Schulbildung der Bewohner korreliert dementsprechend auch mit einem geringe-<br />

ren Einkommen 8) (Abbildung 6).<br />

Zwar besitzen die Alteingesessenen im Vergleich zu den anderen Gruppen das im Durch-<br />

schnitt niedrigste individuelle Einkommen (BW: 172,65 R$; KU: 676,22 R$; 9) GA:<br />

507,11 R$), aber die Differenz ist dennoch, trotz statistischer Signifikanz (Sig. of F: .000),<br />

nicht so hoch, wie man es aufgrund der z.T. erheblich höheren Schulbildung und besseren<br />

Berufspositionen erwarten würde. Hier schließt sich die logische Frage an, wo denn die<br />

Grenze zwischen Unter- und Mittelschicht 10) ist, wenn das Einkommen nicht als eindeutiges<br />

Abgrenzungskriterium herangezogen werden kann.<br />

In Brasilien wird Armut mittels des sogenannten salário mínimo (gesetzlicher Mindest-<br />

lohn) 11) gemessen. Laut offizieller Statistik mußte 1992 ein Mindestlohn für 3,8 Personen<br />

genügen; die Hälfte aller F<strong>am</strong>ilien (ca. 17 Millionen F<strong>am</strong>ilien mit etwa 65 Millionen Men-<br />

schen) besitzt aber nicht einmal dieses Einkommen (vgl. Schrader 1994b: 155; IBGE 1993).<br />

8) Sig. of F: .0026<br />

9) Daß die Gruppe der Kleinunternehmer ein höheres Durchschnittseinkommen hat, als die Gruppe der<br />

Geschäftsleute/Angestellten, liegt an den erheblichen Gewinnen, die einzelne Kleinunternehmer für den<br />

Verkauf der "naiven" Kunst lokaler Künstler an zahlungskräftige Touristen erzielen. Bei einem Interview mit<br />

einem Kunsthändler in der Rua Alfredo Brito konnte ich beobachten, wie innerhalb einer einzigen Stunde<br />

sieben Gemälde an Touristen verkauft wurden; jedes einzelne im Wert zwischen 150 R$ und 400 R$. Die<br />

Künstler bekommen in der Regel nur einen kleinen Teil des Verkaufserlöses. Oft arbeiten sie für Festlöhne<br />

zwischen zwei oder drei salários mínimos unter der Auflage, Bilder nach Bedarf zu liefern.<br />

10) Die Grenze zu den Oberschichten läßt sich durchaus mit Hilfe des Indikators Einkommen ziehen, da "die<br />

obersten 4% der brasilianischen Bevölkerung (...) ein Einkommen [beziehen], das mindestens das Zweihundertfache<br />

des Elendseinkommens beträgt. Selbst von der Mittelschicht sind sie mit einem zehnmal höheren<br />

Einkommen weit entfernt" (Schrader 1994b: 159).<br />

11) Der salário mínimo betrug während der Feldforschung zunächst 100 R$ (ca. DM 160,-) und nach einer<br />

Angleichung an die offizielle Inflationsrate 112 R$ (ca. DM 180,-).

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