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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Einleitung<br />

suchten Gruppen sollen dann im zweiten Teil deren gruppen- bzw. schichtspezifische<br />

Eigenheiten, z.B. im Konsum- und Freizeitverhalten, aufgezeigt werden. Diese Ausführungen<br />

folgen der hypothetischen Überlegung, daß signifikante Unterschiede, z.B. im Konsumverhal-<br />

ten und in den Geschmäckern, mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sozialschicht<br />

korrelieren. Sie zeigen auch, daß diese Unterschiede von den drei Gruppen als "Symbole<br />

spezifischer Lebensstile" zu deren Differenzierung gegenüber den als nicht zum eigenen<br />

sozialen Milieu gehörig empfundenen Bevölkerungsteilen des historischen Viertels instrumen-<br />

talisiert werden können. Dabei gewinnt die Instrumentalisierung von schichtspezifischen<br />

Symbolen zur expressiven Zurschaustellung der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen<br />

Schicht, insbesondere in Gesellschaften mit einem hohen Grad an "Statusinkonsistenzen", an<br />

Bedeutung. "Statusinkonsistenz" bezeichnet dabei eine gesellschaftliche Situation, in der sich<br />

die Beschreibung der sozialen Differenzierung der Bevölkerung nicht, wie in früheren Studien<br />

der <strong>am</strong>erikanischen und europäischen Mittelstandsforschung üblich, im wesentlichen an den<br />

zus<strong>am</strong>mengefaßten Merkmalen »Einkommen«, »Bildung« und »Berufsposition« 1) orientieren<br />

kann. Hohe Schulbildung bedeutet heute wegen der fortschreitenden Ausdifferenzierung der<br />

Gesellschaft nicht mehr automatisch eine gute Berufsposition; so sind z.B. in Deutschland<br />

viele Lehrer arbeitslos. Demgegenüber können selbständige Facharbeiter mit niedrigem<br />

Bildungsabschluß Spitzenlöhne erzielen (vgl. Dangschat 1990: 73; Beck 1983: 35). 2) In<br />

Brasilien ist der Grad der Statusinkonsistenz in den letzten Jahren zunehmend gewachsen,<br />

insbesondere aufgrund der abnehmenden und relativ geringen durchschnittlichen Einkommen<br />

der Mittelschichten mit hohem und mittlerem Ausbildungsniveau. 3) Das Einkommen enthebt<br />

sie zwar dem Leben in Armut, ein dem schichtspezifischen Status gemäßes Konsumniveau<br />

liegt aber für die meisten Mitglieder der mittleren Sozialschicht fern ihrer tatsächlichen<br />

1) "Die klassischen Variablen der <strong>am</strong>erikanischen und europäischen Mittelstandsforschung (SES = Beruf,<br />

Einkommen, Ausbildung)" (Gerke 1995: 4). Solch eine Vorgehensweise hatte im <strong>am</strong>erikanischen und<br />

europäischen Kontext bis in die 60er Jahre durchaus ihre Berechtigung, denn eine höhere Bildung bedeutete<br />

in der Regel auch eine bessere berufliche Position sowie ein besseres Einkommen.<br />

2) Aufgrund dieser Entwicklung reichten Begriffe wie "Schicht" und "Klasse" nun nicht mehr zur Beschreibung<br />

und Erklärung von Unterschieden in Einstellungen und Verhalten bestimmter Bevölkerungsgruppen aus. Da<br />

die "vertikale Klassifikation" drohte, "zum Erkenntishindernis" zu werden (Kreckel 1985: 309), entwickelten<br />

sich eine ganze Reihe verschiedener Ansätze zur Beschreibung der "neuen" horizontalen sozialen Ungleichheiten.<br />

Die drei wichtigsten sind laut Dangschat (1990: 75): Kreckels "Zentrum und Peripherie"-Ansatz<br />

(1983 und 1985), Hradils klassifikatorisches Konzept der sozialen Lagen und Milieus (1987) sowie die<br />

Kulturtheorie von Bourdieu (z.B. 1994 und 1983).<br />

3) Vgl. die ausführliche Diskussion zur Verarmung der Mittelschichten in diesem Kapitel (II.A.5).<br />

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