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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Das Haus Alfredo Brito 26: Ein Fallbeispiel<br />

ein nicht-renoviertes Gebäude als "typisch" empfunden habe. Das Gebäude gehört zum<br />

Häuserblock 01/M und sollte während der fünften Etappe, vermutlich im August 1996,<br />

restauriert werden. 61) Das Haus wurde Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut und befindet sich<br />

heute im Besitz des IPAC. Es besteht insges<strong>am</strong>t aus drei Stockwerken und liegt an der<br />

Öffnung zum Largo do Pelourinho. Direkt im Eingang verkauft und repariert Seu Gildo seit<br />

65 Jahren Schuhe. Überall stehen Stützbalken, die die völlig verrotteten tragenden Holzbalken<br />

der Decke des Erdgeschosses vor dem Zus<strong>am</strong>menbruch bewahren. Der hintere Teil des<br />

Gebäudes ist bereits irgendwann zus<strong>am</strong>mengefallen. Die Trümmer wurden zum Teil wegge-<br />

räumt; stehengeblieben sind nur ein paar Mauerreste und eine Wand, an der in etwa zwei<br />

Metern Höhe eine "Halskrause" eingemauert ist. Seu Nicolau, der seit 25 Jahren als Zwi-<br />

schenvermieter im Haus tätig ist, erzählt, daß dort früher die Sklaven zur Bestrafung aufge-<br />

hängt wurden, wenn sie nicht gehorchen wollten. Durch den Zus<strong>am</strong>menbruch des hinteren<br />

Teils des Hauses entstand ein kleiner Hof, in dem Nicolau in einem Holzverschlag Holzkohle<br />

und Gasflaschen zum Verkauf lagert. Einige der Mauerreste sind zum Teil mit Brettern zu<br />

kleinen cômodos umgebaut worden. Auch sie sind bewohnt. Nicolau sagt, daß dort immer<br />

noch dieselben F<strong>am</strong>ilien leben, die früher das Erdgeschoß im hinteren Teil des Hauses<br />

bewohnten, bevor es zus<strong>am</strong>menfiel. Auf die Frage, wer denn der Eigentümer des Hauses sei,<br />

geht Nicolau nicht näher ein, er erzählt nur, daß er früher für den Besitzer die Miete einge-<br />

trieben habe und dafür den Hof für sein Gas- und Kohlegeschäft habe nutzen können. In der<br />

Mitte des Eingangsflurs befindet sich die Treppe zum ersten Stock. Dahinter erkennt man bei<br />

näherem Hinsehen eine kleine Nische, die Gildo, der Schuster, für die Lagerung seiner Hand-<br />

werksgeräte und Schuhe nutzt. Die Nische mündet in eine zus<strong>am</strong>mengezimmerte Tür, hinter<br />

der sich ein Zimmer von etwa 12 m² Größe verbirgt. Hier lebt die 25jährige Regina mit ihrer<br />

jüngeren Schwester Tina und ihrem Freund Antônio. Zum Haushalt gehören noch eine<br />

Freundin und insges<strong>am</strong>t drei Kleinkinder, die Töchter von Regina und Tina. Die Einrichtung<br />

ist sehr dürftig, in der Ecke steht ein Etagenbett für die Kinder, darüber hinaus bilden ein<br />

Sofa, ein Tisch, zwei Stühle, ein Fernseher und ein Gasherd den Rest des Mobiliars. Auch<br />

hier wird die Decke von Balken gestützt, es riecht sehr modrig, obwohl die beiden Fenster<br />

weit geöffnet sind. Regina erzählt, daß es während der Regenzeit bis in das Erdgeschoß<br />

durchregnet. Über eine ungemein steile und brüchige Holztreppe gelangt man ein Stockwerk<br />

61) Nach Angaben eines Mitarbeiters des IPAC.<br />

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