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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Vierte Entwicklungsphase (ab 1985)<br />

bleibt <strong>am</strong> Schluß als historisches Denkmal erhalten. Das Haus Alfredo Brito 45 war in einem<br />

denkbar schlechten Zustand, und dennoch wohnten dort zum Zeitpunkt dieser Studie noch<br />

immer 86 Menschen verteilt auf die drei Stockwerke des Gebäudes. Der angebliche "Eigentü-<br />

mer" willigte nur widerstrebend in die Befragung "seiner" Mieter ein, vermutlich weil er<br />

befürchtete, daß es sich um eine versteckte Erfassung durch das IPAC handelte. 53) Alle<br />

Mieter zahlten für ihren cômodo eine Miete zwischen 50 und 85 Reais. Wasser gab es in<br />

jedem Stockwerk auf dem Flur, die Rohre waren jedoch so brüchig und undicht, daß das<br />

Wasser an den Wänden herunterlief. Das Dach war vollkommen durchlöchert, und so regnete<br />

es in die kleinen Zimmer in den obersten Stockwerken direkt herein. Alle Treppen waren<br />

morsch und brüchig, und da es dort kein elektrisches Licht gab, konnte man sie nur mit<br />

größter Vorsicht begehen. Die Bewohner erhielten bei einem Auszug keine Entschädigung;<br />

sie wurden auch nicht beim cadastr<strong>am</strong>ento des IPAC erfaßt. Ein leitender Angestellter des<br />

IPAC sagte zum Zustand des Hauses, daß die Mieter aufgrund der Baufälligkeit in Kürze<br />

ausziehen würden, und dann könnte man mit der Fassadenrestaurierung beginnen. Der<br />

"Eigentümer" wußte hiervon angeblich nichts und er behauptete, daß das IPAC sich nicht<br />

einfach an seinem Eigentum vergreifen könne. Der Präsident der lokalen Bewohnerver-<br />

einigung des Maciel erzählte mir in diesem Zus<strong>am</strong>menhang, daß der berechtigte Anspruch<br />

der Mieter auf Entschädigungen wohl dem Konflikt zwischen Vermieter und IPAC geopfert<br />

werde, denn in allen anderen Häusern, die zum "Progr<strong>am</strong>m der Stabilisierung der Struktur"<br />

gehörten, seien die Bewohner vom IPAC erfaßt und die Entschädigungen gezahlt worden. 54)<br />

Da die Zukunft des Hauses bis zum Ende der Feldforschung ungeklärt blieb, läßt sich an<br />

dieser Stelle zu diesem speziellen Fall leider nicht mehr sagen. Eines zeigt er dennoch auf:<br />

Die komplette Restaurierung der Häuser durch das IPAC ist nur möglich, wenn die recht-<br />

mäßigen Eigentümer der Gebäude bekannt sind. Bei ungeklärten Eigentumsverhältnissen kann<br />

die Restaurierung zum Nachteil der Bewohner auf die Zukunft verschoben werden; das IPAC<br />

wartet einfach den Verfall der betreffenden Gebäude zu einer unbewohnbaren Ruine ab, um<br />

anschließend die Fassade der Häuser dem "Ges<strong>am</strong>tbild" des Weltkulturdenkmals anzupassen.<br />

53) In diesem Sinne äußerte sich ein Mieter des Hauses während eines Interviews.<br />

54) Dies betrifft z.B. die beiden Häuser "Ladeira do Carmo" (Rua Luiz Viana) Nr. 17 und Nr. 19.<br />

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