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Altstadtsanierung am "Pelô"

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62 Vierte Entwicklungsphase (ab 1985)<br />

Das IPAC beschäftigte sich in dem Jahr, in dem die Feldforschung durchgeführt wurde, vor<br />

allem mit der Erfassung der übriggeblieben Bewohner im Maciel/Pelourinho und dem<br />

angrenzenden Stadtteil Carmo, mit der Überwachung der Restaurierungsarbeiten, der Vor-<br />

bereitung für die Renovierungen der 5. Etappe, die im April/Mai 1996 beginnen sollte, sowie<br />

mit dem Beginn des Baus einer 12.400 m² großen fünfstöckigen Garage für 462 Autos und<br />

12 Reisebusse an der östlichen Grenze des Maciel, der Baixa dos Sapateiros (Rua J. J. Seab-<br />

ra). 50) Mit einem Ausgang an der Rua Francisco Moniz Barreto sollen die erwarteten Besu-<br />

cherströme direkt den Kernbereich des historischen Stadtzentrums erreichen können, ohne daß<br />

der Zugang, wie bisher, vor allem über die Praça daSé erfolgen müßte. Die Kosten für den<br />

Bau in Höhe von 2,4 Mill. Reais (ca. 3,8 Mill. DM) werden dabei voll von der Weltbank<br />

übernommen (vgl. A Tarde, 6.9.95). Einmal mehr zeigt dieses Beispiel, wofür genügend<br />

Gelder da sind, wenn die dahinterstehenden Interessen "mächtig" genug sind, sich durchzuset-<br />

zen. Für die ges<strong>am</strong>ten Entschädigungen aller bisher vertriebenen Bewohner wurde keine<br />

solche Summe ausgegeben. 51)<br />

Die Situation im historischen Zentrum war für die restlichen Bewohner während der ges<strong>am</strong>-<br />

ten Feldforschungsphase relativ stabil. In der Zeit des Forschungsaufenthalts k<strong>am</strong> es lediglich<br />

zu zwei Räumungen. Der einzig übriggebliebene Bewohner des Hauses Alfredo Brito Nr. 14<br />

wurde im September 1995 entschädigt. Wie mir ein Mitarbeiter des IPAC erzählte, hielt er<br />

sich jedoch schon länger nicht mehr "im" Hause auf. Der Grund: Alle Stockwerke waren<br />

nach und nach zus<strong>am</strong>mengefallen, im Innern war das Haus nur noch eine Ruine, ein leerer<br />

Platz, der lediglich noch von der Fassade des Gebäudes eingeschlossen war. Im Oktober 1995<br />

wurde das Souvenier-Geschäft im Haus Alfredo Brito 10 zwangsgeräumt. Eigentlich bestand<br />

dazu noch kein aktueller Grund, da das Erdgeschoß erst während der fünften Etappe renoviert<br />

50) Die Baixa dos Sapateiros liegt in der Talsenke, durch die früher der Rio das Tripas, der Bach der Eingeweide,<br />

floß, der die östliche Erweiterung des Siedlungskerns während der Kolonialzeit begrenzte. Der Bach<br />

"erhielt seinen N<strong>am</strong>en aufgrund der Tatsache, daß die vom Landesinnern zur Versorgung der Stadt sowie<br />

zum Export der Häute herangetriebenen Viehherden in diesem Bereich geschlachtet wurden und der Bach<br />

die Funktion der fehlenden Kanalisation bzw. der fehlenden Abfallbeseitigung übernehmen mußte" (Augel<br />

1991b: 39).<br />

51) Das IPAC hat mir eine klare Auskunft über die Ges<strong>am</strong>tsumme der bisherigen Entschädigungen immer mit<br />

der Begründung vorenthalten, daß man diese nicht genau kenne. Legt man aber die 2.763 Entschädigungszahlungen<br />

zugrunde, die bis Dezember 1994 ausgezahlt wurden, und die bestenfalls im Durchschnitt DM<br />

900,- betragen haben, so kommt man auf einen Wert von etwa 2,5 Mill. DM.

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