30.12.2012 Aufrufe

Altstadtsanierung am "Pelô"

Altstadtsanierung am "Pelô"

Altstadtsanierung am "Pelô"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

28 Verfall der Bausubstanz und soziale Degradierung<br />

erlaubte eine effizientere Kontrolle und Überwachung und gleichzeitig verhinderte dies, daß<br />

sich das "trottoir" auf die ganze Stadt ausbreitete" (ebd.: 11). 11)<br />

Welche Bedeutung die Prostitution als Erwerbsquelle hatte, zeigt der Autor in seiner 1969<br />

durchgeführten Erhebung auf, in der auch die Beschäftigungssituation im Maciel erfaßt<br />

wurde: Von 781 Frauen im aktiven Beschäftigungsalter gingen 57,6% der Prostitution nach,<br />

19% verrichteten häusliche Dienstleistungen, und die restlichen 23,4% teilten sich ohne eine<br />

bedeutende Konzentration auf zehn weitere, nicht genannte Kategorien auf. Die 442 befragten<br />

Männer verteilten sich auf insges<strong>am</strong>t 24 verschiedene Berufskategorien. Hiervon entfielen<br />

23% auf kaufmännische Angestellte, 15,1% auf <strong>am</strong>bulantes (Straßenverkäufer), 7,4% auf<br />

Geschäftsleute und 5% auf Gelegenheitsarbeiter (biscateiros). Die restlichen 49,5% entfielen<br />

auf 20 weitere Berufe, gleichfalls ohne eine signifikante Konzentration. Genannt werden u.a.<br />

Schuhputzer, Schuster, Maler, Kellner, Maurer und Mechaniker. Die Analyse der männlichen<br />

Beschäftigungssituation schließt mit der Feststellung, "daß es ein Minimum von regulären<br />

Beziehungen mit dem Produktionssystem gab, es dominiert die Bedingung der versteckten<br />

Arbeitslosigkeit" (Espinheira 1971: 24ff.). 12)<br />

Ende der 60er Jahre gab es erste Bestrebungen, das Prostitutionszentrum im Maciel wieder<br />

zu dezentralisieren, da die Ausbreitung der Straßenprostitution im ges<strong>am</strong>ten Altstadtbereich<br />

in der Öffentlichkeit zunehmend zum Stein des Anstoßes wurde und die Presse Maßnahmen<br />

forderte, "den »Schandfleck« zu beseitigen, der als eine »Zumutung für jede anständige Frau«<br />

galt" (Barth 1991: 104). Dahinter standen allerdings auch handfeste ökonomische Interessen,<br />

denn der Tourismus entwickelte sich immer mehr zur einer der wichtigsten Einnahmequellen<br />

Salvadors und die im Maciel/Pelourinho ansässige Bevölkerung wurde als das entscheidende<br />

Entwicklungshemmnis für die touristische Erschließung begriffen. Bereits 1959 ergriff der<br />

Polizeikommissar für "Spiele und Sitten" im Alleingang die Initiative und versuchte einen<br />

Teil der Prostituierten aus dem Maciel in die Unterstadt (cidade baixa) umzusiedeln, in ein<br />

11) "A prostituição localizada permite um controle e fiscalização mais eficiente e ao mesmo tempo impede que<br />

o "trottoir" se estenda por toda a cidade" (Espinheira 1971: 11).<br />

12) "Analisando com profundidade a situação ocupacional da população masculina, conclui-se que há um<br />

mínimo de relacion<strong>am</strong>ento regular com o sistema de produção, predominando a condição de desemprêgo<br />

disfarçado" (Espinheira 1971: 24).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!