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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Verfall der Bausubstanz und soziale Degradierung<br />

insbesondere den privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Institutionen, 10) einfach an<br />

dem notwendigen Kapital, um in die Erhaltung ihres Besitzes zu investieren. Durch den<br />

Verfall wurde das Wohnen für diejenigen bezahlbar, die sich normalen innerstädtischen<br />

Wohnraum aufgrund ihrer begrenzten finanziellen Mittel nicht leisten konnten: "Die ehemali-<br />

gen Bürger- und Adelspaläste wurden in dem Maße von unteren sozialen Schichten bewohnt,<br />

wie das Interesse ihrer Besitzer an ihrer Unterhaltung und Nutzung verschwand" (Augel<br />

1984: 114). Dieser Gruppe fehlt es verständlicherweise an den finanziellen Möglichkeiten und<br />

an der Motivation, die Häuser, z.B. in Form kollektiver Selbsthilfe, zu restaurieren. Walger<br />

verweist neben der grundsätzlich fehlenden Bereitschaft, persönliche Mittel zur Verbesserung<br />

fremden Eigentums einzusetzen, auf eine fehlende "Identifizierung der Bewohner mit dem<br />

von ihnen genutzten Wohnraum, der u.U. von ihnen als Symbol von Herrschaft, von Macht-<br />

und Ausbeutungstrukturen empfunden wird. Da es sich bei den Gebäuden nicht um selbst-<br />

geschaffenes Eigentum handelt und keine authentischen sozialen und kulturellen Beziehungen<br />

daran geknüpft sind, wird die ohnehin stark verfallene Wohnsubstanz weiter verbraucht"<br />

(Walger 1991: 50). Als weitere Gründe für die fehlende Bereitschaft der Bewohner in ihren<br />

Wohnraum zu investieren, nennt der Autor deren Angst, daß die durch Selbsthilfe erlangten<br />

Verbesserungen sich in höheren Mieten niederschlagen könnten sowie ihre geringe praktische<br />

Erfahrung mit den Formen kollektiver Organisation und Selbsthilfe (vgl. ebd.: 162, 165;<br />

Augel 1986: 222).<br />

Die Verfall der Bausubstanz des historischen Stadtzentrums ging mit dem sozialen Nieder-<br />

gang einher, wozu insbesondere die Konzentration der Prostitution einen entscheidenden<br />

Beitrag leistete. Espinheira (1971) meint, daß sich die Prostituierten einerseits durch die<br />

sozialen und ökonomischen Bedingungen der Örtlichkeit angezogen fühlten und sich deshalb<br />

<strong>am</strong> Pelourinho zus<strong>am</strong>menfanden, und daß sich andererseits die Prostitution durch die Aktio-<br />

nen der Sittenpolizei (s.u.) gezwungenermaßen stabilisierte: "Die lokalisierte Prostitution<br />

10) Z.B. "dem Waisenhaus des Allerheiligsten Herzens Jesu, der Vereinigung für das Armenbrot des Heiligen<br />

Franziskus, dem Heim der Vergebung, der Wohltätigkeitsvereinigung 16. Juli, dem Ehrwürdigen Dritten<br />

Orden des Heiligen Franziskus und vielen ähnlichen Institutionen" (Augel 1986: 231).<br />

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