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Altstadtsanierung am "Pelô"

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284 Zus<strong>am</strong>menfassung<br />

In Bezug auf die in der stadtsoziologischen Segregationsforschung divergierenden Thesen<br />

darüber, ob eine heterogene Bevölkerungszus<strong>am</strong>mensetzung zu mehr Toleranz und d<strong>am</strong>it zum<br />

Abbau von Konflikten (Gans 1974) bzw. zu einer Erhöhung des Konfliktpotentials aufgrund<br />

der verstärkten Wahrnehmung sozialer Disparitäten (Friedrichs 1983) führt oder nicht, läßt<br />

sich anhand der empirischen Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung die Auffassung von<br />

Friedrichs bestätigen. Im Untersuchungsgebiet führte die sukzessive Auflösung der Segrega-<br />

tion zu vielfältigen Prozessen sozialer Differenzierung und Abgrenzung und nicht zu mehr<br />

Toleranz und wechselseitiger Übernahme von Verhaltensmustern zwischen den sozial und<br />

phänotypisch unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Allerdings wird diese empirische<br />

Bestätigung Friedrichs durch den Zeitfaktor, der im historischen Zentrum eine zentrale Rolle<br />

spielt, relativiert. Die heterogene Bevölkerungszus<strong>am</strong>mensetzung ist nach den Plänen der für<br />

die Restaurierung verantwortlichen Behörden nicht von Dauer; das Ziel ist die völlige<br />

Umgestaltung des Wohngebietes in ein kommerzielles Viertel ohne lokale Bevölkerung. Doch<br />

gerade diese vorübergehende Heterogenisierung beeinflußt die gegenseitige Wahrnehmung<br />

der verschiedenen Bevölkerungsgruppen: Wenn eine heterogene Bevölkerungszus<strong>am</strong>men-<br />

setzung keiner zeitlichen Begrenzung unterliegt, besteht zwischen den unterschiedlichen<br />

Bevölkerungsgruppen ein ganz anderer Wille soziale Beziehungen untereinander aufzubauen.<br />

Hier würde eine empirische Überprüfung der gegensätzlichen Thesen möglicherweise zu<br />

einem anderem Ergebnis als im Kontext des Untersuchungsgebiets führen.<br />

Das sich aus der fehlenden sozialen Integration ergebende Konfliktpotential, das die Stabilität<br />

des sozialen Systems des Stadtviertels bedroht, wird noch wesentlich durch die fehlende<br />

politische Integration der Interessen der alteingesessenen Bevölkerung in die politischen<br />

Entscheidungsprozesse verstärkt: Bei der Durchführung des ehrgeizigen Restaurierungs-<br />

projekts werden primär die Interessen ökonomischer Akteure berücksichtigt, die Interessen<br />

der alteingesessenen Bewohner und der Kleinunternehmer der historischen Altstadt zugleich<br />

aber vernachlässigt. Die für die Restaurierung politisch Verantwortlichen verweigern den<br />

Anwohnern und Kleinunternehmern die Möglichkeit, nach der Restaurierung im Stadtteil zu<br />

verbleiben. Abgefunden mit einer geringen finanziellen Entschädigung, die in der Regel nur<br />

für eine kurze Zeit zum Überleben ausreicht, werden diese beiden Gruppen aus dem Zentrum<br />

vertrieben und ihrem Schicksal überlassen. Das Ziel ist die Umwandlung des ehemaligen

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