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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Zus<strong>am</strong>menfassung<br />

Die Ursprünge der Stigmatisierung von sozialen Einheiten aufgrund phänotypischer Unter-<br />

schiede lassen sich in Brasilien bis in die Kolonialzeit zurückverfolgen. Da bei jeder Stigma-<br />

tisierung zugleich auch ein Zwang zur Identifizierung mit dem betreffenden Stigma erzeugt<br />

wird (self-fulfilling-prophecy), führte die über Generationen andauernde Rollenzuweisung zur<br />

Akzeptierung der zugeschriebenen und im Laufe der Zeit erwarteten Eigenschaften. Die<br />

Stigmatisierten übernehmen die Stigmatisierungsphrasen als Norm für das eigene Verhalten<br />

und richten sie gegen sich selbst, was sich u.a. in dem verbreiteten Minderwertigkeitsgefühl<br />

der Farbigen oder, im Extremfall, in einem mit den Stigmata konformen Verhalten manife-<br />

stiert (z.B. durch eine sehr hohe Kriminalitätsrate bei den Farbigen). Die Betroffen können<br />

den circulus vitiosus von Stigmatisierung und Identifikation mit dem Stigma kaum selbst<br />

durchbrechen, da durch die bestehenden Vorurteile, welche die Grundlage der von Mißtrauen<br />

und Distanzierung geprägten sozialen Interaktion zwischen den verschiedenen sozialen<br />

Schichten bilden, die gesellschaftliche Rollenzuweisung und die daraus folgende Übernahme<br />

der Zuschreibungen ständig reproduziert werden.<br />

Distanzierung und Abgrenzung aufgrund von Mißtrauen sind die zentralen Verhaltensregeln,<br />

die die soziale Interaktion zwischen den heterogenen sozialen Einheiten im historischen<br />

Stadtzentrum bestimmen. Daher wurde in der vorliegenden Arbeit von einem Nebeneinander<br />

und nicht von einem Miteinander der verschiedenen Einwohnertypen in der historischen<br />

Altstadt gesprochen. Der Grad der sozialen Integration der alteingesessenen Bevölkerung in<br />

das soziale System des Stadtviertels ist außerordentlich gering. Man kann durchaus von einer<br />

Situation funktionaler Irrelevanz der alteingesessenen Bevölkerung für dieses Stadtviertel<br />

sprechen, denn für die Errichtung eines rein auf Tourismus ausgerichteten Geschäftsviertels<br />

kommt den Bewohnern weder aus der Perspektive der neuen Unternehmer noch aus Sicht der<br />

lokalen politischen Akteure irgendeine funktionale Bedeutung zu. Auch die oberflächlichen<br />

nachbarschaftlichen Beziehungen vermögen den geringen Grad sozialer Integration nicht zu<br />

erhöhen. Mißtrauen als soziale Verhaltensnorm ist der "Motor" der dyn<strong>am</strong>ischen Prozesse<br />

sozialer Differenzierung im Stadtteil. Es basiert, auf der Ebene der Beziehungen zwischen<br />

den verschiedenen sozialen Einheiten, primär auf geschürten Kriminalitätsängsten und auf der<br />

Ebene der Nachbarschaft insbesondere auf der Struktur der sozialen Beziehungen innerhalb<br />

der "Gemeinschaft des Maciel" (Comunidade do Maciel).<br />

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