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Altstadtsanierung am "Pelô"

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274 Regionale Ursachen für den Autoritarismus in der Demokratie<br />

produziert die lokale politische Arena mit der autoritären Linie das tradierte politische<br />

Bewußtsein der Bevölkerung: Aus der Perspektive der Bevölkerung unterscheidet sich die<br />

bestehende Demokratie kaum von dem früheren autoritären Regime. Ihre Anpassung an die<br />

politischen Gegebenheiten des "demokratischen" Systems entspricht daher auch voll und ganz<br />

den passiven politischen Verhaltensmustern einer unterdrückten Bevölkerung in einem<br />

autoritären System; eine denkbar schlechte Voraussetzung für eine Neubestimmung der im<br />

historischen Prozeß entwickelten tradierten politischen Kultur.<br />

Von den elitären Machthabern ist kaum zu erwarten, daß sie politische Schritte zur Über-<br />

windung der phänotypischen bzw. sozialen Diskriminierung einleiten werden. Aufgrund der<br />

politischen Defizite wird jedoch die Lösung des Problems auf das betroffene Individuum<br />

bzw. die betroffene gesellschaftlichen Gruppe verschoben. Hier schließt sich nun der Teufels-<br />

kreis, denn der Bevölkerung fehlt die Erfahrung mit den Möglichkeiten, die legale demokrati-<br />

sche Widerstandsformen bieten, und aufgrund der autoritären Haltung der Regierung ist auch<br />

kaum d<strong>am</strong>it zu rechnen, daß sich in der Bevölkerung in absehbarer Zeit ein demokratisches<br />

politisches Bewußtsein entwickeln wird, das ausreicht, um an der bestehenden sozialen bzw.<br />

phänotypischen Differenzierung etwas zu ändern. 59)<br />

Dennoch sind die Ansätze für ein solches politisches Bewußtsein bereits vorhanden, was die<br />

explosionsartige Zunahme schwarzer Organisationen und vereinzelt das Anzeigen von Ver-<br />

stößen gegen das bestehende allgemeine Diskriminierungsverbot belegen. Solche Anzeigen<br />

sind allerdings eher die Ausnahme und wenden sich in der Regel gegen eklatante Verletzun-<br />

gen des "Gesetzes von Afonso Arino": "The rare cases prosecuted under this law has been<br />

of a blatantly racist nature, leaving the subtler institutionalized forms of racism" (Telles 1992:<br />

187). Auch wenn Widerstand gegen Diskriminierung in Brasilien bisher eher die Ausnahme<br />

als die Regel ist, gerade der politische Zus<strong>am</strong>menbruch der "sozialistischen" Regime der<br />

ehemaligen Ostblockstaaten hat uns gezeigt, daß der Keim eines veränderten politischen<br />

Bewußtseins in der Bevölkerung eine Eigendyn<strong>am</strong>ik entwickeln kann, die selbst von den<br />

59) Behindert wird die Entwicklung eines demokratischen Bewußtseins darüber hinaus durch das segregierte<br />

Bildungssystem, zu dem die unteren Bevölkerungsschichten kaum Zugang haben. Da, wo der tägliche<br />

K<strong>am</strong>pf ums Überleben den Alltag bestimmt, gerät Bildung - und insbesondere auch politische Bildung -<br />

ins Hintertreffen (vgl. zu den Defiziten des brasilianischen Bildungssystems, Schrader 1994a).

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