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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Das "Wesen" der politischen Kultur<br />

Ein brasilianisches Sprichwort drückt dies sehr treffend aus: "Brasileiro, profissão<br />

esperança" (Brasilianer; Beruf: Hoffnung) (vgl. Wöhlcke 1987: 125). 54)<br />

Die beiden <strong>am</strong>erikanischen Politikwissenschaftler Gabriel Almond und Sidney Verba ver-<br />

suchten in ihrer 1963 veröffentlichten Studie "The civic culture", das "Wesen" der latein-<br />

<strong>am</strong>erikanischen politischen Kultur aufzuschlüsseln. Sie unterteilten hierfür die politische<br />

Kultur in drei von spezifischen Einstellungen und Werthaltungen geprägte Subkulturen, die<br />

sie als "parochial culture", "subject culture" und "participant culture" definierten. Die "paro-<br />

chial culture" wird dabei durch einen politischen Horizont charakterisiert, der sich lediglich<br />

auf den engsten, eigenen Lebenskreis beschränkt. Der Durchschnittsbürger der "subject<br />

culture" versteht sich primär als Untertan, als Empfänger staatlicher Befehle und Leistungen.<br />

Diese "output"-Orientierung führt zwar zur Anerkennung des Staates, seiner Regierung und<br />

der Administration, die Zuständigkeiten des Staates bleiben aber auf Ordnungsthemen und<br />

bestimmte materielle Leistungen beschränkt. Die "participant culture" wird als die <strong>am</strong><br />

höchsten entwickelte Subkultur beschrieben, in der sich der Bürger als aktiver, mitgestalten-<br />

der Teilnehmer des politischen Prozesses versteht, und in der er sowohl die Möglichkeit als<br />

auch die eigene Pflicht, "inputs" einzubringen, erkennt. Almond und Verba schlossen, daß<br />

eine demokratische politische Kultur im Idealfall eine Synthese aus "subject culture" und<br />

"participant culture" sein müßte, weil "vom Bürger in der Demokratie beides verlangt werde:<br />

Die Fähigkeit zu regieren ebenso wie die Fähigkeit, sich regieren zu lassen. (...) Aktivität und<br />

Passivität, Politiknähe und Politikferne halten sich in einer Art von Balance" (Kielmansegg<br />

1987: 25).<br />

Demokratisierung beinhaltet für die Bürger einen politischen Lernprozeß, der zur Annäherung<br />

an den hier beschriebenen Idealtyp der demokratischen politischen Kultur führt: "Die bloße<br />

Existenz demokratischer Institutionen reicht nicht aus, um die Bürger an die Anforderungen<br />

der demokratischen Praxis zu gewöhnen. Der Prozeß der Legitimation von Demokratie im-<br />

pliziert Überzeugungsarbeit und also auch eine bewußte Aktion von Seiten der politischen<br />

Parteien und anderer Akteure" (Moisés 1993: 178; vgl. Calcagnotto 1994: 184). Voraus-<br />

54) Vor diesem Hintergrund läßt sich auch der politische Erfolg des mit einer glänzenden Redegabe ausgestatteten<br />

ehemaligen ecuadorianischen Präsidenten José María Valasco Ibarra verstehen, der gesagt haben soll:<br />

"»Give me a balcony and the country is mine!« and he proved it precisely five times" (Duncan 1976: 112).<br />

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