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Altstadtsanierung am "Pelô"

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258 Die Neue Republik (ab 1985)<br />

Die Kommunalwahlen erhielten durch eine Änderung in der Verfassung von 1988 in der<br />

demokratischen Republik eine neue Bedeutung. Um die ehemalige Machtfülle der Bundes-<br />

regierung zu begrenzen, wurde die Gemeinde als gleichberechtigtes Mitglied der brasilia-<br />

nischen Föderation anerkannt. Die Gemeinden konnten nun sich selbst regieren, im Rahmen<br />

ihrer Zuständigkeit Steuern erheben und in Angelegenheiten von lokalem Interesse eigene<br />

Gesetze erlassen. Zudem erhöhte der Gesetzgeber die Zuwendungen an die Kommunen aus<br />

dem nationalen Steueraufkommen von 11,5% auf 18% (vgl. Jung 1997: 29). Diese relative<br />

Autonomie ist nicht neu. Wie oben gezeigt wurde, besaßen die Munizipien im historischen<br />

Verlauf immer ein hohes Maß an politischer Eigenständigkeit, die es einzelnen ermöglichte,<br />

mit einer nahezu unbegrenzten Machtfülle über riesige ländliche Regionen zu herrschen. Die<br />

Dezentralisierung der Macht der Bundesregierung beinhaltet die Gefahr, daß sich die Macht<br />

der "feudalistischen Lokalbosse", die "bis in die heutige Zeit erhalten geblieben ist" (Germa-<br />

no 1983: 35), erneut unkontrollierte Ausmaße annimmt, wie es während der Alten Republik<br />

(coronelismo) der Fall war. In jedem Fall ist die gewachsene Autonomie der Kommunen eine<br />

politische Absage an den Bruch mit den traditionellen Eliten. Auf der kommunalen Ebene<br />

bleiben sie weiter einflußreich, auch wenn die ländlichen Regionen wegen der immensen<br />

Land-Stadt-Migration heute nicht mehr dieselbe Bedeutung besitzen wie früher. Die Wahl-<br />

ergebnisse für Bahia (Abbildung 24) dokumentieren die Kontinuität des politischen Einflusses<br />

der traditionellen Eliten, deren Parteien gegenüber den letzten Kommunalwahlen noch<br />

deutlich an Stimmen hinzugewinnen konnten (vgl. Jung 1997: 40f.).<br />

In Bahia dominiert die rechtsliberale PFL, Mitinitiatorin des sozialliberalen Parteienbündnis-<br />

ses aus PSDP, PFL und PTB, die Cardoso zur Wahl verhalfen. Seit ihrer Abspaltung von der<br />

Regierungspartei der Militärs (ARENA, später PDS) gilt die Partei als S<strong>am</strong>melbecken<br />

verschiedener rechtsliberaler Kräfte (Teile der Militärs, Großgrundbesitzer, konservative Intel-<br />

lektuelle, Bürgerliche etc.). Sie war in der Vergangenheit mehrfach in Korruptionsaffären<br />

verstrickt. Ihrem Einfluß in Bahia hat dies jedoch nicht geschadet, insbesondere weil an ihrer<br />

Spitze der charismatische Antônio Carlos Magalhães (im Volksmund "ACM") steht, der sich<br />

im Land großer Popularität erfreut. Magalhães, der zu den einflußreichsten Politikern<br />

Brasiliens zählt, und der schon während des Militärregimes überaus einflußreiche Positionen<br />

besetzte, hat es immer geschickt geschafft, das Image eines Landesvaters zu vermitteln, der

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