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Altstadtsanierung am "Pelô"

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250 Die Neue Republik (ab 1985)<br />

Einen Tag vor dem Inkrafttreten der neuen demokratischen Verfassung im Oktober 1988, die<br />

u.a. auch das Decreto Lei (s.o.) abschaffen sollte, erließ Sarney mehrere Dutzend solcher<br />

Dekrete, die primär dazu dienen sollten, den "politischen und persönlichen Freunden und<br />

Verwandten des Präsidenten Staatsstellen, Konzessionen und andere Privilegien zuzuschan-<br />

zen, nachdem er bereits im vorangegangen Monat im Schnitt jede halbe Stunde eine Fernseh-<br />

oder Radiokonzession an seine Klienten vergeben hatte" (ebd.: 99f.). Die öffentliche Mei-<br />

nung, die anfangs noch von begeisterter Zustimmung für die Regierung Sarneys gekenn-<br />

zeichnet war, schlug in offene Ablehnung um. Die Unfähigkeit der Regierung, die wirt-<br />

schaftlichen und sozialen Probleme in den Griff zu bekommen, sowie die nepotistischen<br />

Eskapaden des Präsidenten trieben das Volk in die Arme der linksgerichteten Parteien. Für<br />

die Präsidentschaftswahlen 1989 galten nun der Links-Populist Leonel Brizola und der<br />

militante Gewerkschafter Luis Inácio ("Lula") da Silva als aussichtsreichste Kandidaten bei<br />

der ersten "freien" Präsidentschaftswahl seit 1960. Ein Schreckenszenario 42) für Industrie,<br />

Agraroligarchie und konservatives Bürgertum, die nun hektisch nach einem bürgerlichen<br />

Kandidaten suchten, der beim Volk noch nicht diskreditiert war und der gute Chancen hatte,<br />

die drohende Präsidentschaft eines sozialistischen Kandidaten abzuwenden. Mit der Auf-<br />

stellung von Fernando Collor de Mello, dem rechtspopulistischen Gouverneur des kleinen<br />

Bundesstaates Alagoas, konnten die herrschenden Eliten wieder hoffen. Mit seinem Aufruf<br />

zum K<strong>am</strong>pf gegen die Korruption und seinen frontalen Angriffen gegen den ungeliebten<br />

Sarney eroberte Collor Millionen Wähler im Sturm. Trotz seiner Vergangenheit in der<br />

ehemaligen Militärpartei ARENA, der offenen Unterstützung durch mächtige Unternehmer-<br />

gruppen und seines ausschweifenden Lebenswandels in den Diskotheken von Rio, schaffte er<br />

es, mit Hilfe des alles dominierenden Fernseh- und Mediengiganten "Globo", gezielt das<br />

Image eines Kandidaten zu gewinnen, dem es gelingen würde, "den Bruch mit dem verschärft<br />

klientelistischen politischen System der Neuen Republik" (Calcagnotto 1994: 192) zu voll-<br />

ziehen: "Im ersten Wahlgang fielen alle Kandidaten durch, die sich in der Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit den vorhergehenden Regimes - ob Militärregierung oder Neue Republik - hervorgetan<br />

hatten, und im zweiten Wahlgang siegte der Kandidat, der die Durchführbarkeit dieses<br />

Bruchs <strong>am</strong> besten zu gewährleisten schien: Collor. Mit seinem modernisierenden Reformkurs<br />

hatte er es verstanden, den Wählern das Image eines tatkräftigen Reformpolitikers zu ver-<br />

42) Vgl. Frankfurter Rundschau, 8. November 1989.

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