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Altstadtsanierung am "Pelô"

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236 Die Vargas-Ära (1930-1945)<br />

neue Staat war für die Gestaltung der allgemeinen Grundlagen der kapitalistischen Akkumu-<br />

lation im Lande zuständig" (Füchtner 1991: 31).<br />

Davor wurde die wirtschaftliche Entwicklung des Landes von der Ausbeutung der natürlichen<br />

Ressourcen in sogenannten Zyklen (Brasilholz, Zucker, Gold, Kaffee, Gummi) geprägt, die<br />

im Land dyn<strong>am</strong>ische, aber durch ihre Exportorientierung abhängige Zentren schuf, denen die<br />

übrige Wirtschaft jeweils untergeordnet wurde (vgl. Wöhlcke 1987: 33). Ein Industrialisie-<br />

rungsprozeß, von Beginn an im wesentlichen ein Prozeß der Importsubstituierung, fand nur<br />

begrenzt statt und beschränkte sich auf konsumorientierte Produktionsbereiche, insbesondere<br />

der Textil und Nahrungsmittelindustrie: "Obwohl sich einige Industriezweige recht erfolgreich<br />

entwickelten, fehlte bis in die 20er Jahre eine autonome industrielle Unternehmerschicht; die<br />

industriellen Aktivitäten blieben eng mit der exportorientierten Agraroligarchie verbunden<br />

und wurden deren spezifischen Interessen untergeordnet. Der Aufschwung der Industrie ließ<br />

aber eine städtische Mittel- und eine Arbeiterschicht entstehen, die ihre zum Teil identischen<br />

wirtschaftlichen und politischen Interessen durch die staatliche Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

nicht hinreichend vertreten sahen. Auch Teile des Militärs, überwiegend Heeresoffiziere der<br />

unteren und mittleren Ränge (tenentes reformistas), unterstützen die politischen Forderungen<br />

der sich formierenden Klasse der industriellen Angestellten und Arbeiter" (Sangmeister 1992:<br />

226).<br />

Vargas versuchte zum erstenmal in der brasilianischen Geschichte eine kontinuierliche "auto-<br />

zentrierte" Entwicklung einzuleiten. Im Rahmen seiner Politik der "nationalistischen Import-<br />

substitution" förderte er mit immensen staatlichen Investitionen (Grundstoffe, Infrastruktur,<br />

Energie) eine Wirtschaftspolitik, die darauf ausgerichtet war, die externe Abhängigkeit des<br />

Landes herunterzuschrauben. Durch die Umwandlung Brasiliens in ein Industrieland gewan-<br />

nen die industriellen Schichten und die städtische Arbeiterklasse zunehmend an politischem<br />

Einfluß. Um den gewachsenen Einfluß der neuen industriellen Arbeiterklasse zu kontrollieren,<br />

leitete er eine fortschrittliche, aber paternalistische Sozialpolitik ein, mit der er die Sym-<br />

pathien der städtischen Volksmassen gewann und die ihm den Titel eines "milden" Dikta-

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