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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Die Vargas-Ära (1930-1945)<br />

Wahl einer Verfassunggebenden Vers<strong>am</strong>mlung (März 1933), die erneut "von den gliedstaatli-<br />

chen Aristokratien und ihren »offiziellen Staatsparteien« beherrscht" wurde (Pfirter 1990: 80).<br />

Die neue Verfassung entsprach daher "im wesentlichen den Vorstellungen der Land-Oligar-<br />

chien" und reichte nicht aus, "um die Beherrschung des ländlichen Elektorats durch die<br />

Lokalpotentaten zu beenden" (ebd.); zudem enthielt sie, dem Zeitgeist gemäß, auch faschi-<br />

stische Elemente. Mit der Wahl Getúlio Vargas’ zum Präsidenten für vier Jahre durch die<br />

verfassunggebende Vers<strong>am</strong>mlung, die die Möglichkeit einer Wiederwahl ausschloß, begann<br />

die zweite Periode der Vargas-Ära (1934-1937). Das Aufkommen sozialrevolutionärer<br />

Parteien (insbesondere der ANL - Aliança Nacional Libertadora), von deren Ideen sich neben<br />

den ausländischen Kapitalinvestoren auch die heimische Aristokratie bedroht fühlte, nutzte<br />

Vargas geschickt zur Ausdehnung seiner Macht: Die traditionelle Aristokratie versöhnte sich<br />

mit Vargas und genehmigte mit großer Mehrheit in dem von den Aristokraten beherrschten<br />

Parl<strong>am</strong>ent "im März 1935 das nationale Sicherheitsgesetz, das praktisch den permanenten<br />

Belagerungszustand einführte. Die ANL wurde verboten und ihre Mitglieder blutig verfolgt,<br />

wobei Vargas auch vor der Kooperation mit der deutschen Gestapo nicht zurückschreckte"<br />

(Pfirter 1990: 81). Eine angeblich kommunistische Verschwörung bot schließlich den Vor-<br />

wand zum Putsch mit Hilfe der Militärs <strong>am</strong> 10. November 1937, der die dritte Periode (1937-<br />

1945) der Ära eines diktatorischen Regimes einleitete. Vargas verkündete die Verfassung<br />

seines "Estado Novo", löste Parl<strong>am</strong>ent und Gliedstaatenlegislativen auf und verbot alle<br />

politischen Parteien. Die exekutiven Befugnisse wurden im "Neuen Staat" erheblich ausge-<br />

weitet und der Präsident regierte mit sogenannten Verordnungsgesetzen. Vargas ersetzte in<br />

den Gliedstaaten alle ihm Widerstand leistenden Gouverneure durch ihm gegenüber loyale<br />

Bundes-Interventoren. Liberale und linke Oppositionelle wurden verfolgt, ins Exil geschickt<br />

und gefoltert.<br />

Die Vargas-Ära markiert den Beginn eines neuen, modernen Brasiliens. Das entscheidend<br />

Neue <strong>am</strong> "Estado Novo" war die Ausweitung der politisch-administrativen Zuständigkeit des<br />

Staates auf alle grundlegenden Probleme der Nation, wovon im besonderen die Wirtschafts-<br />

politik betroffen war: "Von nun gab es keine Bereiche der gesellschaftlichen Produktion und<br />

Reproduktion mehr, die dem staatlichen Einfluß prinzipiell entzogen geblieben wären. Der<br />

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