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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Coronelismo<br />

Sturz der Monarchie eine entscheidende Rolle spielte. 26) Die Unzufriedenheit in den Reihen<br />

der Militärs wuchs massiv unter der Präsidentschaft von Epitácio Pessoa (1919-1921),<br />

Konsenspräsident der Paulistaner und der Mineiro-Aristokratie, der in seiner Amtszeit<br />

Zivilisten für die Ämter in den verschiedenen Militär-Ministerien ernannte, und der zudem<br />

mit verschiedenen zivilen und militärischen Aufständen zu kämpfen hatte, die er nicht zu<br />

lösen vermochte. Mit der Aufstellung eines eigenen Kandidaten bei den Präsidentschafts-<br />

wahlen (Nilo Peçanha) im Jahre 1921 versuchten die Militärs erneut, die politische Macht zu<br />

übernehmen. Peçanhas Wahl scheiterte jedoch aufgrund der Aufdeckung eines aus den<br />

Reihen der Militärs organisierten Komplotts gegen den Kandidaten des Machtkartells der<br />

Landaristokratie (Artur da Silva Bernardes). 27) Die Präsidentschaften der letzten beiden von<br />

den herrschenden Aristokratien getragen Staatsoberhäupter der alten Republik, Artur da Silva<br />

Bernardes und Washington Luiz, waren durch erhebliche innenpolitische Unruhen 28) (1924-<br />

1929) und den Beginn der Weltwirtschaftskrise (1929) gekennzeichnet. Die Krisen förderten<br />

den Einfluß einer sich neu formierenden politischen Opposition aus Teilen der städtischen<br />

Mittelklasse, jungen Offizieren (tenentes) und einigen dissidenten Aristokraten, die sich in der<br />

Liberalen Allianz (Aliança Liberal) zus<strong>am</strong>menschlossen und mit Getúlio Vargas als ihrem<br />

Kandidaten zu den Wahlen 1930 antraten. Mit ihrem politischen Progr<strong>am</strong>m, das verschiedene<br />

soziale und politische Reformen forderte, weckten sie insbesondere bei den Mittelschichten<br />

die Hoffnung, das Machtkartell der Landaristokraten endlich durchbrechen zu können. Doch<br />

die Wahlmaschinerie der ländlichen Oligarchien funktionierte einmal mehr, und Júlio Prestes<br />

26) Die Wahl Fonsecas spaltete die herrschenden Aristokratien. Sein Gegenkandidat Rui Barbosa konnte zwar<br />

auf die Unterstützung der Gouverneure der herrschenden Kreise in den meisten Gliedstaaten zählen, aber<br />

Fonseca hatte die Militärs, einige lokale Aristokraten, die in ihren Staaten in der Opposition waren, und<br />

den städtischen Mittelstand hinter sich, die an seine Parole vom K<strong>am</strong>pf gegen die lokalen Aristokratien<br />

glaubten. Nach einer sehr unschönen Wahlk<strong>am</strong>pagne "und einem zweifelhaften Urnengang wurde der<br />

Marschall zum Sieger erklärt" (Pfirter 1990: 75; vgl. Calógeras 1980: 337f.). Der Marschall scheiterte<br />

allerdings mit seiner klientelistischen und nepotistischen Politik sowie seinen Interventionen in die<br />

Angelegenheiten der Gliedstaaten. Er verlor fast alle seine Anhänger und nach seiner Abwahl wurde<br />

wieder ein Konsenskandidat der Gliedstaaten an die Macht gebracht (Wenceslau Brás Pereira Gomes).<br />

27) Während des Wahlk<strong>am</strong>pfes versuchten einige aus den Reihen der Militärs, das Klima soweit zu vergiften,<br />

daß ein Militärputsch unter Leitung Fonsecas möglich wurde. Mit einem gefälschten Brief, der angeblich<br />

vom Kandidaten der Aristokraten geschrieben wurde, versuchten sie dessen politische Karriere zu beenden.<br />

Der Betrug flog jedoch auf, womit der Kandidat der Militärs politisch erledigt war (vgl. Calógeras 1980:<br />

360ff.)<br />

28) Während die Revolutionäre z.B. in São Paulo lediglich eine neue Verfassung und liberale Reformen<br />

forderten, "propagierten die Rebellen im Amazonas nicht mehr und nicht weniger als die Abschaffung des<br />

Kapitalismus. Im Süden breitete sich eine Guerilla unter der Führung von Luiz Carlos Prestes aus, dem<br />

späteren Gründer der kommunistischen Partei" (Pfirter 1990: 77).<br />

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