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Altstadtsanierung am "Pelô"

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232 Coronelismo<br />

schen Entscheidungen verlieh (ebd.). Die öffentliche Gewalt wurde so "schlechtweg eine<br />

Beute der hegemonialen Gruppe der Oligarchie" (Branco 1983: 212).<br />

Als Gegenleistung für seine uneingeschränkten Vollmachten sorgten die coronéis in ihren<br />

Bezirken dafür, daß der Ausgang der Wahlen ganz im Sinne des Gouverneurs verlief. Wahlen<br />

hatten daher ausschließlich die Funktion, die Macht der Oligarchien zu legitimieren; sie<br />

drückten keineswegs den freien Willen der Wähler aus. Die wirtschaftliche Abhängigkeit der<br />

Wähler von ihrem coronel in den ländlichen Gebieten ermöglichte die Durchführung soge-<br />

nannter "votos de cabresto", womit im übertragenen Sinne die Stimmabgabe einer "Wähler-<br />

Herde" unter der Kontrolle des coronel gemeint war: "He [the coronel] shepherded his<br />

followers to the polls on the backs of farm trucks and instructed them for whom to vote (thus<br />

the "voto de cabresto," or, the "herd vote"); voters rarely knew for whom they had cast their<br />

ballots. In exchange for delivering these votes to the states oligarchy, the coronel secured for<br />

his municipality roads, employment, and other resources" (Hagopian 1996: 49; vgl. Pang<br />

1973: 75). Neben den votos de cabresto wurden auch andere Methoden angewandt, um die<br />

Wahlergebnisse zu beeinflussen: Fälschung der Stimmzettel, falsche Auszählungen, Korrektu-<br />

ren der Wahlergebnisse, Beibehaltung von verstorbenen oder verzogenen Wählern in den<br />

Wahllisten etc. waren übliche Manipulationen. Es wurden auch Fälle bekannt, in denen<br />

gänzlich auf die Wahlen verzichtet und ein erfundenes Wahlergebnis genannt wurde (vgl.<br />

Germano 1983: 36).<br />

Die Macht der coronéis ist in einigen Regionen bis in die Gegenwart erhalten geblieben:<br />

"Coronéis vom alten Schlag, die mit Gewalt und wirtschaftlichem Druck über ihr Gebiet<br />

herrschen und Wählerstimmen gegen eine Blankovollmacht für die ungestörte Ausübung ihrer<br />

absoluten Herrschaft mit den Politikern austauschen, gibt es heute noch im Nordosten<br />

Brasiliens" (ebd.: 35).<br />

Trotz der Dominanz der Landoligarchien in der nationalen Politik blieb das Militär niemals<br />

der Politik und der Macht in der alten Republik fern. Konkret zeigte sich dies z.B. in der<br />

Präsidentschaft von Marschall Hermes Rodrigues da Fonseca (1910-1914), der ja bereits beim

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