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Altstadtsanierung am "Pelô"

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14 Einleitung<br />

wurde bei der Vorbereitung der Untersuchung davon ausgegangen, daß die konkrete Gefahr<br />

der Vertreibung und der d<strong>am</strong>it einhergehende Verlust traditioneller Überlebensstrategien, die<br />

mit dem historischen Zentrum in direkten Zus<strong>am</strong>menhang stehen, bei der alteingesessenen<br />

Bevölkerung zu einer kollektiven Interessenartikulation führen werde, um eine Berücksichti-<br />

gung ihrer Interessen bei den politischen Entscheidungsprozessen durchzusetzen und um den<br />

Wohn- und Arbeitsort gegen die Bedrohung von außen zu verteidigen. Ebenfalls wurde davon<br />

ausgegangen, daß die Organisierung kollektive Zugehörigkeitsgefühle erzeugen werde, die<br />

sich auf ein bestimmtes urbanes Territorium richten (Lokalität) und die auch den Grad der<br />

sozialen Integration zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in das soziale<br />

System des historischen Stadtzentrums erhöhen könnten. Da sich im Untersuchungsgebiet<br />

keine kollektive Interessenorganisation der alteingesessenen Bevölkerung nachweisen läßt, die<br />

sich gegen die drohende Vertreibung richtet, werden die Ursachen für die fehlenden Inter-<br />

essenorganisation in das Zentrum der Analyse gestellt.<br />

Eine zentrales Ergebnis der vorliegenden Untersuchung ist die Tatsache, daß sich die Ursa-<br />

chen für die dominante Berücksichtigung der ökonomischen Interessen bei der Umsetzung<br />

der ehrgeizigen Restaurierung sowie die fehlende kollektive Interessenartikulation der<br />

alteingesessenen Bevölkerung nicht durch regionale Faktoren, z.B. die lokalen Machtverhält-<br />

nisse, hinreichend beschreiben lassen, sondern daß sie auch auf ges<strong>am</strong>tgesellschaftliche<br />

strukturelle Ursachen zurückzuführen sind, die eng mit der historischen Entwicklung des<br />

politischen Systems verbunden sind, die in Kap. III.B. im Zentrum einer umfassenden<br />

historischen Analyse steht. Erstens führte die historische Entwicklung des politischen Systems<br />

zu einer elitären Natur des politischen Systems, in welchem die Interessen einer kleinen<br />

Clique gesellschaftlicher und politischer Eliten über die der Masse der Bevölkerung in nahezu<br />

allen politischen Entscheidungsprozessen dominieren. Zweitens bildete sich im historischen<br />

Verlauf eine durch tradierte Einstellungsmuster geprägte politische Kultur heraus, mit der<br />

sich die politische Passivität der lokalen Bevölkerung und d<strong>am</strong>it auch die Stabilität des<br />

urbanen Teilgebiets zum Teil erklären läßt. Der entscheidende Faktor jedoch, der den<br />

Ausbruch eines lokalen Konfliktes kontrolliert und d<strong>am</strong>it die Stabilität des Viertels trotz<br />

erheblicher Integrationsdefizite der alteingesessenen Bevölkerung aufrechterhält, ist drittens<br />

die massive Anwendung autoritärer Herrschaftsinstrumente durch die lokale politische Arena<br />

im Untersuchungsgebiet. Hier handelt es sich natürlich nicht um einen systematischen politi-

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