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Altstadtsanierung am "Pelô"

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224 Die Macht der "Zuckerbarone"<br />

Sklaven öffentlich bestrafte. Die Kolonisten wohnten üblicherweise nicht in den vilas,<br />

sondern auf den ihnen überlassenen seismarias. In die vilas k<strong>am</strong>en sie nur zu besonderen<br />

Anlässen, wie religiösen Festen oder anderen bedeutenden Ereignissen, wie zu den Wahlen<br />

der Abgeordneten für die Rathäuser. Um den Wahlvorgang zu erleichtern, fiel er in der Regel<br />

mit besonderen Festen, z.B. Weihnachten, zus<strong>am</strong>men, zu denen viele der Kolonisten in die<br />

kleinen Ortschaften k<strong>am</strong>en (vgl. ebd.: 11). In der Vers<strong>am</strong>mlung der "guten Männer" wurden<br />

der Richter und die drei Abgeordneten gewählt und es wurden über die Maßnahmen abge-<br />

stimmt, die das lokale Leben erforderte. Von den "guten Männern" ausgeschlossen waren<br />

"die Handwerker, die Mechaniker, die Verbannten, die Juden und die Ausländer" (Rebêlo<br />

1925: XIV). So wurden nahezu ausschließlich die agricultores (Landwirte) als "gute Männer"<br />

zu den Wahlen berufen. In der ges<strong>am</strong>ten Phase der Kolonialisierung waren es also im<br />

wesentlichen zwei Schichten, die auf die politische Zus<strong>am</strong>mensetzung der Rathäuser Einfluß<br />

nehmen konnten: Die "Zuckerbarone" (os senhores de engenho), vom portugiesischen König<br />

mit riesigen Besitztümern zu deren Verwaltung versehen, und die einfachen Kolonisten,<br />

ausgestattet mit einer kleinen seismaria, die mit den Großgrundbesitzern in der Regel in<br />

einem klientelistischen Abhängigkeitsverhältnis standen (s.o.; vgl. Queiroz 1969: 13).<br />

Hinter diesem System lokaler politischer Selbstorganisation verbirgt sich die Grundlage für<br />

die bis in die Gegenwart anhaltende Macht der Agraroligarchie, denn in der Regel waren es<br />

die Großgrundbesitzer, die die für die Munizipien wichtigsten politischen Ämter besetzten,<br />

gewählt von den "guten Männern", die üblicherweise in einem Abhängigkeitsverhältnis zu<br />

den reichen Zuckerbaronen standen. Letztendlich bedeutete die Besetzung der politischen<br />

Ämter durch die Großgrundbesitzer nichts anderes, als daß sich deren Interessen und deren<br />

Macht in allen lokalen und überregionalen politischen Belangen widerspiegelte: "Für diese<br />

Landherren war das persönliche Interesse unentwirrbar mit dem munizipalen Interesse<br />

vermischt; die Beschlüsse, die von der câmara municipal gefaßt wurden, reflektieren nicht<br />

nur die Sorge um die öffentlichen Güter, sondern auch die Sorge des Landherren um die<br />

Verteidigung seiner privaten Interessen; es gab keine Trennung zwischen dem einen oder

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