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Altstadtsanierung am "Pelô"

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222 Die Macht der "Zuckerbarone"<br />

Das soziale Zus<strong>am</strong>menleben auf den Zuckerrohrplantagen und das Gefühl der scheinbaren<br />

Unabhängigkeit vom kleinen Mutterland Portugal stellte den zentralen Nährboden für die<br />

Entwicklung dieses Widerstandspotentials dar, an dem die Holländer in Pern<strong>am</strong>buco scheiter-<br />

ten. Bahia unterschied sich in diesem Punkt wohl kaum von Pern<strong>am</strong>buco, der in dieser Zeit<br />

wirtschaftlich erfolgreichsten Kapitanie, denn den baianischen Kolonisten gelang es ja gleich-<br />

falls, die Holländer von ihrem Land zu vertreiben (s.o).<br />

Die sozialen Beziehungen auf den Zuckerrohrplantagen waren einerseits durch die Unterord-<br />

nung der Sklaven unter ihre Herren gekennzeichnet - eine Beziehung, die in hohem Maße<br />

durch Graus<strong>am</strong>keit und Unterdrückung geprägt wurde - andererseits gab es innerhalb des<br />

sozialen Systems des "Herrenhauses" auch verbindende Elemente. So bestand zwischen der<br />

auf den Plantagen lebenden Bevölkerung (weniger begüterte Kolonisten, Sklaven, befriedete<br />

Indianer, Hausangestellte etc.) und den senhores de engenho ein Art "gegenseitiges" Dienst-<br />

leistungsverhältnis: Die Bevölkerung arbeitete für ihren "Patron" (patrão) auf den Zucker-<br />

rohrfeldern, in den Gutshäusern und in den Mühlen etc.; diese wiederum garantierte als<br />

Gegenleistung neben der Entlohnung auch "militärischen" Schutz 16) und ein gewisses Maß<br />

an sozialer Sicherheit. So konnte die Bevölkerung bei Krankheit auf die Hilfe ihres Patrons<br />

zählen, der z.B. die anfallenden Arztkosten übernahm. Zwischen dem Patron und der auf<br />

seiner Fazenda arbeitenden Bevölkerung entstanden auch freundschaftliche Verbindungen So<br />

fungierte der "Zuckerbaron" als Taufpate für die Kinder der Kolonisten, man ging gemeins<strong>am</strong><br />

in die Kirche und jeder konnte auf die Hilfe, den Schutz und die Treue des anderen zählen<br />

(Queiroz 1969: 10). Dieses scheinbar harmonische Bild der sozialen Beziehungen auf den<br />

Fazendas, wie man es häufig in den Beschreibungen findet, darf natürlich nicht darüber<br />

hinwegtäuschen, daß, unabhängig von allen freundschaftlichen Banden, die Beziehung<br />

zwischen Patron und Angestellten ein reines Abhängigkeitsverhältnis war, eine Beziehung,<br />

in der es nur eine Autorität gab, die im feudalen Stil unangefochten über alle Belange der<br />

Fazenda herrschte. Auch zwischen den seismeiros (Besitzer der seismarias), die aufgrund der<br />

geographischen Gegebenheiten zum Anbau von Zuckerrohr kaum geeignet waren oder wegen<br />

ihrer Entfernung schlecht versorgt wurden, und den wohlhabenden Großgrundbesitzern<br />

16) Insbesondere in der Anfangsphase hatte der Zus<strong>am</strong>menhalt größerer Gruppen auch einen gewissen<br />

"militärischen" Sicherheitsaspekt, da sich die häufig weit auseinanderliegenden Plantagen immer wieder<br />

den Attacken feindlicher Indianerstämme erwehren mußten.

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