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Altstadtsanierung am "Pelô"

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212 Diskriminierung der Bewohner<br />

"Nähe zur Arbeit" wurden bei der entsprechenden Frage in der quantitativen Erhebung <strong>am</strong><br />

häufigsten als Wohnmotiv genannt. Als weitere Motive wurden "niedrigere Miete" und<br />

"Wohnen im Zentrum" angeführt. 69) Oft sind es nur die fehlenden wirtschaftlichen Möglich-<br />

keiten, die einen Wegzug aus dem Zentrum verhindern. In der qualitativen Erhebung äußerten<br />

immerhin 32,4% der befragten Bewohner den Wunsch, woanders zu wohnen, wenn sie das<br />

Geld dazu hätten, 22,6% würden in jedem Fall bleiben, wenn ihnen das IPAC die Möglich-<br />

keit dazu verschaffen würde und 40% äußerten sich hierzu unentschlossen. Als Hauptgrund<br />

für den Wunsch, das Viertel zu verlassen, wurde erwartungsgemäß die Diskriminierung der<br />

Bewohner genannt, die jedoch mit der Restaurierung und der weitgehenden Vertreibung der<br />

"Marginalen" in den letzten Jahren nach Meinung der Befragten merklich zurückgegangen<br />

ist. 70)<br />

(7) Geringe Bedeutung einer ethnischen Identität<br />

Trotz vorhandener ethnisierender Einflüsse, z.B. durch die Bemühungen zur Schaffung einer<br />

"Identität des Negro" durch politische und kulturelle Organisationen sowie durch die Aus-<br />

übung tradierter afrikanischer Religion (Yoruba) durch den Candomblé, lassen sich bei der<br />

Bevölkerung des historischen Zentrums keine besonderen ethnischen Orientierungen nachwei-<br />

sen, die zur Artikulation der nicht berücksichtigte Interessen genutzt würden. Mit der ges<strong>am</strong>t-<br />

gesellschaftlichen Zielbestimmung (K<strong>am</strong>pf gegen die "Rassendiskriminierung") der politi-<br />

schen und kulturellen Gruppen können sich die meisten Bewohner angesichts der drängenden<br />

persönlichen Probleme (Vertreibung, zu geringe Entschädigung) nicht identifizieren. Auch die<br />

afrobrasilianische Religion des Candomblé besitzt im historischen Zentrum wenig Attraktivi-<br />

tät. Religiöse Symbole dienen den Bewohnern insbesondere zur Vermarktung (ökonomische<br />

Integration); die eng auf die afrikanische Herkunft bezogenen Glaubensinhalte spielen für sie<br />

dagegen kaum eine Rolle. Ein Gefühl "ethnischer" Zus<strong>am</strong>mengehörigkeit aufgrund dieses<br />

69) "Bin dort geboren": 36,1%; "Wohnen mit der F<strong>am</strong>ilie": 27,9%; "Nähe zur Arbeit": 24,6%; "niedrigere<br />

Miete": 11,5%; "Wohnen im Zentrum": 21,3% (Mehrfachnennungen möglich).<br />

70) Als sehr störend werden außerdem der Lärm und der Trubel empfunden, den die regelmäßigen Stadtteilfeste<br />

bis spät in die Nacht verursachen, und der, wie Gilson sagt, "für die Touristen den Himmel, für<br />

die Bewohner aber die Hölle bedeutet. Drei bis viermal in der Woche dieser Lärm; heute Olodum, morgen<br />

ein Fest in der Bar gegenüber, <strong>am</strong> Wochenende ein Konzert, da hast du dann nur noch den Wunsch, an<br />

einem anderen Ort zu leben."

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