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Altstadtsanierung am "Pelô"

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210 Geringe soziale Kohäsion<br />

drohung der Bevölkerung durch Vertreibung auf der Ebene oberflächlicher nachbarschaftli-<br />

cher Beziehungen verblieben.<br />

(5) Propaganda<br />

Insbesondere der Beginn des Projeto de Recuperação do Centro Histórico wurde von einer<br />

massiven Propaganda der Regierung in Radio-, Fernsehen und sogenannten carros de som 63)<br />

begleitet. Die Botschaft war einfach und wurde von nahezu allen Bewohnern verstanden:<br />

Ohne Restaurierung wird es das historische Zentrum in Zukunft überhaupt nicht mehr geben,<br />

da der größte Teil der Häuser in Kürze zus<strong>am</strong>menfallen wird. Angesichts der etlichen bereits<br />

vorhandenen Ruinen 64) und der katastrophalen Wohnverhältnisse in den vom Einsturz be-<br />

drohten Häusern wurde die Aussiedlung der alteingesessenen Bevölkerung allgemein als<br />

notwendig akzeptiert. Da nach offiziellen Angaben alle Bewohner eine Entschädigung<br />

erhalten sollten, 65) wurde auch die Frage nach einer späteren Rückkehr der Alteingesessenen<br />

in die restaurierten Häuser nur von einigen wenigen gestellt.<br />

(6) Diskriminierung der Bewohner 66)<br />

Der Mitte des 19. Jahrhunderts beginnende Trend zur Aussiedlung der höheren sozialen<br />

Schichten und die allmähliche Auslagerung aller städtischen und sonstigen öffentlichen und<br />

privaten Institutionen in neu erschlossene Gebiete 67) führte zu einer Peripherisierung des<br />

historischen Zentrums mit dem Ergebnis, daß das "bis heute größte Wohngebiet aus kolonia-<br />

ler und kaiserlicher Zeit (...) zum vielleicht größten innerstädtischen Slum einer brasilia-<br />

nischen Stadt" wurde (Augel 1991d: 175). Die Marginalisierung des Zentrums zur Peripherie<br />

machte d<strong>am</strong>als aus dem heutigen Weltkulturerbe eine äußerst gefährliche Gegend, in der es -<br />

63) Autos mit Lautsprechern auf dem Dach, die mit unerträglicher Lautstärke tagtäglich die Bevölkerung<br />

Salvadors mit kommerzieller Werbung, politischer Propaganda oder Veranstaltungshinweisen beschallen.<br />

64) Vgl. zum fortschreitenden Verfallsprozeß der Gebäude Kap. I.B.2.<br />

65) In Wahrheit gab es jedoch bei der Auszahlung der Entschädigung etliche Unregelmäßigkeiten. Vgl. dazu<br />

Kap. I.B.7.<br />

66) Vgl. auch die ausführliche Auseinandersetzung hinsichtlich der Diskriminierung der Bewohner in Kap.<br />

II.B.4.<br />

67) Vgl. Kap. I.B.2.

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