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Altstadtsanierung am "Pelô"

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O ser negro - zur Bedeutung einer "ethnischen" Identität im Maciel/Pelourinho<br />

Diskriminierung bestimmter Phänotypen auf ihre Fahnen geschrieben haben, das Thema<br />

"Rassismus" mit einer starken Rekurrierung auf die "afrikanische" Herkunft und die d<strong>am</strong>it<br />

verbundenen kulturellen Werte (s.o.).<br />

Die wichtigste Religion afrikanischen Ursprungs 35) ist in Bahia der Candomblé, der die<br />

afrikanische Religion der Yoruba erstaunlich treu bewahrt hat (vgl. Gerbert 1970: 38). Im<br />

Candomblé werden religiöse afrikanische Traditionen überliefert und praktiziert, 36) er ist<br />

darüber hinaus "auch Ausdruck des zunehmenden Bewußtseins einer farbigen Bevölkerungs-<br />

mehrheit vom Wert ihrer eigenen Kultur, zu der sich immer mehr bekennen" (Augel 1989:<br />

18). Die Genese der religiösen Traditionen und der heiligen Gottheiten (orixás) des Candom-<br />

blé ist eng mit der Unterdrückung der afrikanischen Religionen der Sklaven in der Kolonial-<br />

zeit verbunden. Da die katholische Kirche den Anhängern afrikanischer Religionen nicht<br />

erlaubte, ihre Heiligen zu verehren, taten es die Sklaven in den Kirchen verdeckt, indem sie<br />

ihre Gottheiten hinter katholischen Heiligen versteckten. So entstand "aus flexibler afrika-<br />

nischer Kreativität und partieller katholischer Symboloffenheit" (Armbruster 1994a: 488) eine<br />

eigentümliche Mischung aus afrikanischen und katholischen religiösen Elementen, ohne daß<br />

es bei diesem Prozeß zu einer vollkommenen Verschmelzung k<strong>am</strong>. Inwieweit der Candomblé<br />

ein Widerstandspotential besitzt, ist eine noch ungeklärte Frage der Ethnologie und Religions-<br />

soziologie (vgl. ebd.: 489). Zum einen besitzt der Candomblé eine gewisse Widerstand-<br />

stradition, denn trotz jahrhundertelanger Verfolgung gelang es niemals, die Bedeutung dieser<br />

afrobrasilianischen Religion für die farbige Bevölkerung Brasiliens ernsthaft zu mindern.<br />

Außerdem sind es insbesondere die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten, die durch die<br />

Ausübung afrobrasilianischer religiöser Praxis einen Ausweg aus ihrer Unheilssituation<br />

suchen und schon allein durch ihre gesellschaftliche Stellung ein hohes soziales Konflikt-<br />

potential beherbergen. 37) Zum anderen gibt es im Candomblé eine Art institutionalisierter<br />

35) "Versuche, die afrobrasilianische Religion zu »reinigen« und zu re-afrikanisieren gab es ebenso wie<br />

Kontaktaufnahme einzelner Kultgemeinden mit den Ursprüngen in Afrika, doch bleibt festzustellen, daß<br />

es sich bei dem candomblé um eine eindeutig brasilianische und latein<strong>am</strong>erikanische Religion handelt"<br />

(Armbruster 1994a: 486).<br />

36) Vgl. zu den Ritualen und Symbolen des Candomblé z.B. Augel 1989, Armbruster 1994a, Gerbert 1970.<br />

37) Einen großen Teil seiner Mitgliederbasis rekrutiert der Candomblé beispielsweise aus Land-Stadt-Migranten.<br />

Der Verlust des traditionellen Bezugsrahmens führte bei den Migranten gleichfalls zu Identitätsverlusten,<br />

die nach Kompensierung verlangten. Die vom Land in die Städte strömenden Massen mit ihren durch<br />

das Landleben geprägten Werten und Vorstellungen wurden ja nicht schon durch den Ortswechsel allein<br />

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