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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Zur Dominanz der ökonomischen Interessenberücksichtigung<br />

ansatzweise der Fall gewesen ist, 5) stellt sich an dieser Stelle die generelle Frage: Aus<br />

welchen Gründen werden die ökonomischen Interessen den sozialen bei der Restaurierung des<br />

historischen Stadtzentrums vorgezogen? Im zweiten Teil des Kapitels steht im Mittelpunkt<br />

der Analyse die Frage nach den Ursachen für die fehlende kollektive Interessenartikulation<br />

der lokalen Bevölkerung, die zugleich entscheidend zur mangelhaften Berücksichtigung ihrer<br />

Interessen bei den für sie relevanten Entscheidungsprozessen beiträgt.<br />

Der Staat wird im Untersuchungsgebiet primär durch die an der Planung und Durchführung<br />

beteiligten Organisationen und natürlich durch Teile der politischen Szene repräsentiert, die<br />

sich die Wiederherstellung des Weltdenkmals der Menschheit aus verschiedensten Gründen<br />

auf ihre politischen "Fahnen" geschrieben haben. Ein zentrales Problem, dem man sicher All-<br />

gemeingültigkeit für Brasilien im Ganzen unterstellen kann, ist die Schwierigkeit, staatliche<br />

und privatwirtschaftliche Interessen eindeutig voneinander zu trennen. Grundsätzlich besteht<br />

natürlich zwischen Staat und Privatwirtschaft eine interdependente Beziehung, d.h., so wie<br />

die private Wirtschaft vom Staat abhängig ist, z.B. über die staatliche Sicherung eines<br />

störungsfreien Wirtschaftsablaufs und die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur oder<br />

die staatliche Übernahme eines Teils der ökonomischen, ökologischen und sozialen Risiken,<br />

so ist der Staat auf die Funktionsfähigkeit der Ökonomie angewiesen, die ohne privatwirt-<br />

schaftlichen Einsatz nicht vorstellbar wäre. 6) Diese Tatsache verschafft der privaten Wirt-<br />

schaft einen Einfluß, der die Nichtberücksichtigung ihrer Interessen in politischen Entschei-<br />

dungsprozessen undenkbar macht. Verstärkt wird die überproportionale Berücksichtigung der<br />

Interessen privatwirtschaftlicher Akteure gegenüber den Interessen macht- und einflußarmer<br />

sozialer Einheiten einer Gesellschaft insbesondere durch das Faktum, daß Staaten ja auch<br />

selbst ökonomisch aktive Akteure sind, die eine Vielzahl von staatlichen Unternehmen betrei-<br />

ben, 7) und sich somit gleichfalls an marktwirtschaftlichen Regeln orientieren und gewinn-<br />

maximierend wirtschaften. Auch im Kontext dieses historischen Zentrums profitiert der Staat<br />

5) Und selbst hier diente dies primär der Legitimation einer ansonsten von den Interessen der alteingesessenen<br />

Bevölkerung unbeeinflußten Sanierungspraxis (vgl. Kap I.B.6: 27).<br />

6) Vgl. Himmelmann 1983: 45; Miliband 1972; Grottian 1974. Vgl. zur Einwirkung des brasilianischen Staates<br />

auf die ökonomische Sphäre Mello und Sá 1972.<br />

7) Z.B. Erdölgesellschaften, Telefongesellschaften, Fernseh- und Rundfunkgesellschaften etc. Vgl. zum Einfluß<br />

der brasilianischen Regierung in der Ökonomie insbesondere IPEA (1976).<br />

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