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Altstadtsanierung am "Pelô"

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174 Zum Begriff "Interesse"<br />

Divergierende Interessen stehen in der Regel <strong>am</strong> Anfang von gesellschaftlichen Integrations-<br />

und Differenzierungsprozessen. Sie sind gewissermaßen der "Motor" von Ausgrenzung und<br />

Integration, da eine erfolgreiche Interessendurchsetzung mittels spezifischer Handlungs-<br />

strategien auch immer eine erfolgreiche Unterdrückung konträrer Interessen und der dahinter-<br />

stehenden gesellschaftlichen Akteure bedeutet. Die Chance der Interessendurchsetzung der<br />

einen determiniert dabei die Grenze dieser Chance der anderen. Um die Chance, diver-<br />

gierende Interessen im Konflikt durchzusetzen, zu erhöhen, wenden gesellschaftliche Akteure<br />

spezifische Handlungsstrategien an. Eine Handlungsstrategie ist z.B. die Anwendung von<br />

Machtmitteln, eine andere die Organisierung kollektiver Interessen. So können die Interessen<br />

von politisch einfluß- und machtarmen sozialen Einheiten durch deren Organisierung zu<br />

einem Machtgewinn 3) gelangen, der zur Berücksichtigung dieser spezifischen Interessen bei<br />

den politischen Entscheidungsprozessen führt und auf diese Weise zu einer partiellen politi-<br />

schen, ökonomischen und sozialen Integration dieser Gruppe beiträgt. Auf der anderen Seite<br />

können Interessenkoalitionen, z.B. von politischen und ökonomischen strategischen Gruppen<br />

"zur Erhaltung oder Erweiterung ihrer gemeins<strong>am</strong>en Aneignungschancen" (Evers und Schiel<br />

1988: 10), diese politische Einflußchance machtarmer sozialer Akteure wiederum relativieren<br />

und deren gesellschaftliche Exklusion festigen. Um herauszufinden, aus welchem Grund es<br />

letztendlich zur Integration bzw. Ausgrenzung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen kommt,<br />

eignet sich daher eine differenzierte Interessenanalyse, die sowohl die hinter den diver-<br />

gierenden Interessen stehenden gesellschaftlichen Akteure als auch deren Potential an Hand-<br />

lungsstrategien (Zugang zu Machtmitteln, Organisierung etc.) bestimmt.<br />

In den folgenden Ausführungen geht es insbesondere um die Frage, aus welchen Gründen<br />

bestimmte Interessen bei der Durchführung des ehrgeizigen Restaurierungsprojekts des histo-<br />

rischen Zentrums dominieren während andere ins Hintertreffen geraten und welche gesell-<br />

schaftlichen und regionalspezifischen Faktoren den dadurch ausgelösten Konflikt relativieren.<br />

Es wird dabei nicht eine tiefergehende Analyse der lokalen strategischen Gruppen und ihrer<br />

Koalitionen erstellt, 4) da diesen Gruppen normalerweise ohnehin eine ganze Palette von<br />

3) Vgl. Berner 1995b.<br />

4) Eine solche Analyse wäre für den Kontext der Arbeit sicher gleichfalls legitim gewesen, konnte aber<br />

aufgrund der begrenzten Feldforschungszeit und der Komplexität der hierfür notwendigen Untersuchung<br />

nicht durchgeführt werden.

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