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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Horizontale Diskriminierung: Die Verdrängung gesellschaftlicher Integrationsdefizite<br />

renden Haltung gegenüber den Mitgliedern ihrer eigenen phänotypischen Gruppe als Vertreter<br />

dieser "Richtung" angeführt werden. Beide haben die höhere Schule besucht, Alberto sogar<br />

studiert, und beide befinden sich durch ihren Status als Festangestellte in einer anderen<br />

sozialen Position als die alteingesessenen Bewohner.<br />

Ob fehlende Bildung bei horizontaler Diskriminierung eine Rolle spielt, läßt sich nicht<br />

eindeutig klären. Tatsache ist, daß die Mehrheit der Bewohner einen im Durchschnitt sehr<br />

niedrigen Bildungsgrad besitzen (vgl. Kap. II.A.2.). Daß sie sich deswegen horizontal gegen-<br />

seitig diskriminieren, kann man aber wohl kaum unterstellen, denn wie man <strong>am</strong> Beispiel von<br />

Alberto und Saíba sehen kann, schützt auch ein höherer Bildungsgrad nicht vor Diskrimi-<br />

nierungen durch Vertreter der eigenen, gleichen Hautfarbe. Sicher kann man hier argumen-<br />

tieren, daß das höhere Bildungskapital der beiden ja mit einer besseren Berufsposition und<br />

höherem Einkommen korreliert, so daß deren diskriminierende Haltung gegenüber Personen<br />

ihrer eigenen Hautfarbe insbesondere auf deren höherem Status beruhen könnte. Ein begrün-<br />

deter Einwand, doch läßt auch dieses Argument es nicht zu, einen eindeutigen Zus<strong>am</strong>men-<br />

hang zwischen niedrigem Bildungsgrad und horizontaler Diskriminierung herzustellen.<br />

Machtunterschiede bzw. ein Mangel an Macht, wie er von Gilson als eine der Ursachen für<br />

horizontale Diskriminierung identifiziert wird, der in ein Gefühl von Verachtung gegen die<br />

eigenen "Brüder" mündet, um sich selbst besser zu fühlen, erscheint demgegenüber als eine<br />

mögliche Ursache plausibler: "Wo im übrigen das Machtgefälle sehr steil ist, messen Grup-<br />

pen in einer Außenseiterposition sich selbst <strong>am</strong> Maßstab ihrer Unterdrücker. Sie stellen fest,<br />

daß sie deren Normen nicht genügen, und empfinden sich selbst als minderwertig. Genau wie<br />

Etabliertengruppen ihre höhere Macht bedenkenlos als ein Zeichen ihres höheren mensch-<br />

lichen Werts auffassen, so erleben Außenseitergruppen, wenn der Machtunterschied groß und<br />

die Unterordnung unausweichlich ist, ihre geringere Macht emotional als ein Zeichen ihres<br />

geringeren Werts" (Elias/Scotson 1993: 22).<br />

Machtgefälle können also zur Verstärkung von Prozessen gesellschaftlicher Stigmatisierung<br />

und "Self-fulfilling prophecy" führen; gleichzeitig begrenzt das geringe Machtpotential der<br />

unteren sozialen Schicht die mögliche Kompensierung der Ausgrenzungsfrustration durch<br />

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