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Altstadtsanierung am "Pelô"

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166 Horizontale Diskriminierung: Die Verdrängung gesellschaftlicher Integrationsdefizite<br />

ergänzt. Er erstreckt sich innerhalb der sozialen Stratifikation auf die Beziehungen zwischen<br />

den Mitgliedern der unteren sozialen Schicht.<br />

Im Kapitel zur "Stigmatisierung und sozialen Differenzierung" wurden einleitend einige<br />

gängige Vorurteile gegen die farbige Bevölkerung zitiert (154f.). Eines wurde dabei nicht<br />

erwähnt: sowohl Alberto als auch Sérgio sowie Saíba und Marco, die sich dort über die<br />

negativen Eigenschaften ihrer farbigen Mitbürger äußern, sind in ihrer phänotypischen Er-<br />

scheinung selbst "schwarz". Sie diskriminieren die Mitglieder ihrer eigenen phänotypischen<br />

Gruppe anhand deren phänotypischen Erscheinung.<br />

Im folgenden hierfür einige weitere Beispiele, die den Interviews mit den alteingesessenen<br />

Bewohnern entnommen wurden:<br />

- Joceáne: "Ich war auf der Rodoviária (zentraler Busbahnhof für Überlandreisen), k<strong>am</strong><br />

aber ein bißchen zu spät. Also wollte ich schnell durch die Schranke für "hora marca-<br />

da" (ausgemachte Uhrzeit) gehen, weil vor der anderen eine lange Schlange stand. Da<br />

stand aber ein Wachmann, der mich nicht vorbeigehen lassen wollte. Ich habe ihn<br />

gefragt: »Warum nicht, ich habe bezahlt«, »Aber du kannst hier nicht vorbeigehen«,<br />

»Aber natürlich gehe ich hier durch, warum denn nicht, mein Bus fährt ab«, »Hast du<br />

dir schon mal deine Farbe angesehen, "pretos" gehen hier nicht durch«. Kannst du dir<br />

das vorstellen, dieser Typ war dunkler als ich und der nennt mich preto. Aber sowas<br />

ist normal hier in Bahia. In São Paulo habe ich nie so darunter gelitten".<br />

- Olivia: "Idioten ... Personen, die ihre eigene Farbe diskriminieren ... Aber das gibt es hier<br />

oft ... Zum Beispiel wenn ich in ein Geschäft gehe, schauen mich die Leute wie eine<br />

Person an, die kein Geld hat etwas zu kaufen - als ob du eine Diebin wärst. Immer gibt<br />

es eine Wache, und die hat dieselbe Farbe wie ich ...; sie überwachen dich die ganze Zeit,<br />

verfolgen dich durch den Laden bis du wieder raus gehst ...; sie machen das nicht mal<br />

diskret. Hinter Weißen laufen die nie her. Das ist mir schon oft passiert, sehr oft. Vor<br />

Fahrstühlen sagt die Hauswache immer zu mir, daß ich den Dienstbotenfahrstuhl benutzen<br />

muß, weil ich Negerin bin. Der denkt, daß ich dann nur eine empregada (Dienstmädchen)<br />

sein kann. Dabei sehen die doch alle aus wie ich, die das machen".

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