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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Einleitung<br />

untergeordneter Relevanz, da sie die politische Ordnung kaum gefährden konnten. Selbst die<br />

hohe Kriminalitätsrate änderte wenig an der gleichgültigen Haltung der zuständigen Behör-<br />

den; sie führte weder zu nennenswerter Verstärkung der polizeilichen Präsenz, noch wurden<br />

von den Behörden sinnvolle Konzepte entwickelt, um ein höheres Maß an Sicherheit auf den<br />

Straßen des historischen Zentrums zu erreichen. Lediglich der Zugang zu der von den<br />

Touristen <strong>am</strong> häufigsten besuchten, weltbekannten Praça do Pelourinho wurde tagsüber<br />

regelmäßig von der Polizei überwacht.<br />

Die ignorante Haltung gegenüber der Bevölkerung des historischen Zentrums läßt sich gut als<br />

"lokale Fragmentierung" des Stadtteils beschreiben. Mit Fragmentierung wird ein Zustand<br />

beschrieben, in dem "Stadtbewohner als Summe wenig gemein haben und in einer An-<br />

onymität und gegenseitigen Ignoranz nebeneinander leben" (Korff 1995: 8). Diese Anonymi-<br />

tät und gegenseitige Ignoranz zwischen den Bewohnern eines urbanen Gebietes bzw. zwi-<br />

schen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen urbaner Teilgebiete kann bis zu einer Situa-<br />

tion funktionaler Irrelevanz von spezifischen Personengruppen und städtischen Gebieten<br />

führen: "Diese zunehmende funktionale Irrelevanz betrifft (...) auch spezifische Personen-<br />

gruppen und »Gebiete« in allen Gesellschaften. In den Städten stehen sich deshalb nicht nur<br />

»Zentrum« und »Peripherie« gegenüber, sondern eine funktional irrelevante, mehr oder<br />

weniger ignorierte Gruppe ohne oder mit nur sehr geringen Zukunftsoptionen muß hinzu<br />

gezählt werden" (Korff 1993: 7; vgl. Castells 1990: 230). Fragmentierungsprozesse be-<br />

schreiben also eine bestimmte (negative) Qualität von Beziehungen unterschiedlicher Bevöl-<br />

kerungsgruppen zwischen oder innerhalb von urbanen Teilgebieten. Sie beinhalten ein<br />

immenses Konfliktpotential, insbesondere dann, wenn ignorierte Bevölkerungsgruppen keine<br />

oder nur eine geringe Perspektive auf eine bessere Zukunft besitzen und daher kaum etwas<br />

zu verlieren haben, wenn sie sich gegen politische und/oder soziale Integrationsdefizite<br />

wehren.<br />

Im regionalen Kontext des Untersuchungsgebietes trug der hohe Grad an lokaler Fragmentie-<br />

rung vor Beginn des ehrgeizigen Restaurierungsprojekts sicherlich auch zum Ausbruch der<br />

latenten Konflikte bei, jedoch richtete sich die Gewalt vor allem gegen die Bevölkerung<br />

selbst und nicht gegen andere Bevölkerungsgruppen oder gegen die politische Ordnung (s.o.).<br />

Durch die partielle Globalisierung und die d<strong>am</strong>it einhergehende Heterogenisierung der<br />

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