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Altstadtsanierung am "Pelô"

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6 Einleitung<br />

globale Integration ergibt sich dabei "aus den Strategien spezifischer Gruppen, die ver-<br />

suchen, die Stadt ihren Interessen und Bedürfnissen gemäß zu strukturieren" (ebd.).<br />

Im Untersuchungsgebiet sind es insbesondere die lokale politische Arena und die neuen<br />

gewerbetreibenden Nutzer in den restaurierten Gebäuden, die bei der Verfolgung ihrer<br />

politischen und ökonomischen Interessen das Zentrum partiell "globalisieren". Auch die<br />

Konfrontation mit der internationalisierten Konsumkultur erhöht das vorhandene Kon-<br />

fliktpotential, denn die Mehrheit der an der Armutsgrenze lebenden alteingesessenen<br />

Bewohner der verfallenen Häuser wird nun, ohne räumliche Distanz, mit einer Kon-<br />

sumkultur konfrontiert, die bei ihnen Wünsche weckt, die aufgrund ihrer unendlichen<br />

Armut wahrscheinlich niemals erfüllt werden können.<br />

Bis zum Beginn des ehrgeizigen Restaurierungsprojekts wurde die lokale Bevölkerung sowohl<br />

von den lokalen politischen Behörden als auch von den Mitgliedern der höheren sozialen<br />

Schichten der Bevölkerung Salvadors weitgehend ignoriert. Die früher überwiegend aus der<br />

unteren Sozialschicht st<strong>am</strong>menden alteingesessenen Bewohner wurden als marginal und<br />

gefährlich stigmatisiert. Der Bereich des Untersuchungsgebietes (Maciel/Pelourinho) wurde<br />

im Volksmund als "Höllenschlund" bezeichnet. Es galt, insbesondere während der Nacht, als<br />

ausgesprochen leichtsinnig, sich in der historischen Altstadt aufzuhalten. Daher wollte die aus<br />

den höheren sozialen Schichten st<strong>am</strong>mende Bevölkerung Salvadors mit den Menschen vom<br />

"Pelô" kaum etwas zu tun haben; sie hielt sich nur selten im historischen Zentrum auf, und<br />

soziale Beziehungen mit Bewohnern wurden vermieden. Für die lokale Bevölkerung war es<br />

fast unmöglich, aus ihrer sozialen Isolierung auszubrechen. So war es aufgrund ihrer Stigma-<br />

tisierung als Marginale für die Bewohner z.B. ausgesprochen schwierig, außerhalb ihres<br />

Wohngebietes eine formelle Arbeit zu finden. Trotz des immensen touristischen Wertes des<br />

kolonialen Baubestands hielten sich auch die zuständigen Behörden mit einer regelnden Inter-<br />

vention im historischen Zentrum weitgehend zurück; beim Ausbruch lokaler Konflikte<br />

handelten sie meistens willkürlich gegen alle Bewohner mit massiver spontaner Präsenz der<br />

Militärpolizei. Ein zentraler Grund hierfür mag der gewesen sein, daß sich Konfliktausbrüche<br />

in der historischen Altstadt primär gegen die Bevölkerung selbst richteten: Schlägereien<br />

zwischen der lokalen Bevölkerung waren an der Tagesordnung, politische Proteste gab es<br />

dagegen kaum. Für die lokale politische Arena waren die gewalttätigen Ausbrüche nur von

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