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Altstadtsanierung am "Pelô"

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148 Hautfarbe als Symbol für Abgrenzung und Integration<br />

Fragte man nach den Gründen für den verbreiteten Wunsch, heller zu sein als man ist, wurde<br />

in den Interviews auf ein Gefühl der Minderwertigkeit bei den Schwarzen hingewiesen. So<br />

erzählt z.B. Clarindo, Besitzer einer der bekanntesten Touristenbars direkt an der Praça daSé,<br />

folgendes: "In unserer Geschichte, seit dem Beginn der Sklaverei, wurde den negros immer<br />

wieder gesagt, daß sie eine minderwertige Rasse seien. Kein Wunder, daß sie dies auch glau-<br />

ben. Es sind ja heute immer noch die Schwarzen, die in Brasilien die Unterklasse bilden,<br />

daran haben auch große Schwarzenführer wie Zumbi nichts geändert". Die Stigmatisierung<br />

der farbigen Bevölkerung führte demnach im Verlauf des historischen Prozesses in Brasilien<br />

zur Identifikation mit dem Stigma 33) von der Minderwertigkeit der Schwarzen (vgl. Kap.<br />

II.B.4.). Zur Aufpolierung des eigenen Selbstwertgefühls lassen die Respondenten die eigene<br />

Farbe ins Hellere verlaufen, was zwar einerseits zu den verzerrten Selbstbeschreibungen<br />

führt, andererseits das sozialisierte Gefühl von der eigenen Minderwertigkeit relativiert.<br />

Daß die Respondenten den Begriff preto in ihrer Selbsteinschätzung bei der qualitativen<br />

Erhebung (Tabelle 8) mit einer einzigen Ausnahme vermieden, liegt wohl gleichfalls an der<br />

negativen Stigmatisierung des "Schwarzseins" im Verlauf des historischen Prozesses. "Preto<br />

sein" wird in Brasilien auch heute noch von vielen mit "minderwertig sein" verbunden. Dies<br />

könnte ein Grund dafür sein, daß von der Mehrheit in der Selbstbeschreibung der Begriff<br />

negro (Neger) verwendet wurde, mit dem im alltagssprachlichen Gebrauch eine eher neutrale<br />

Bezeichnung verknüpft wird. 34) In Deutschland ist dies genau umgekehrt. Hier wird der<br />

Begriff "Schwarz" dem Begriff "Neger" wegen dessen kolonialer Vorbelastung vorgezogen.<br />

Ähnlich ist ist es in den USA: "In den USA bezeichnet der Begriff negro Aggression und<br />

Abwertung, black dagegen wird von den politischen Bewegungen für sich selbst gebraucht.<br />

Hier in Brasilien kehrt sich dies um: preto ist ein aggressiver Terminus, und negro ist re-<br />

spektvoll" (Maggie 1994: 314).<br />

33) Mit Stigma wird hier in Anlehnung an Jürgen Hohmeier "der Sonderfall eines sozialen Vorurteils gegenüber<br />

bestimmten Personen [verstanden], durch das diesen negative Eigenschaften zugeschrieben werden.<br />

Es beruht auf Typifikationen, d.h. Verallgemeinerungen von teils selbst gewonnenen, teils übernommenen<br />

Erfahrungen, die nicht mehr überprüft werden (...). Stigmatisierung heißt dann ein verbales oder nonverbales<br />

Verhalten, das aufgrund eines zueigen gemachten Stigmas jemandem entgegengebracht wird.<br />

Stigmatisierte sind Personen oder Gruppen, denen ein bestimmtes - meist negatives - Merkmal oder<br />

mehrere Merkmale zugeschrieben werden" (Hohmeier 1975: 7; vgl. zur Stigmatisierung im Stadtgebiet von<br />

Salvador Hellmann 1990).<br />

34) Vgl. Hegmanns 1994: 7.

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