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Altstadtsanierung am "Pelô"

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144 Strukturelle Diskriminierung und das Problem der Wahrnehmung<br />

verlangs<strong>am</strong>t. Mit anderen Worten: Bezüglich einer demokratischen politischen Kultur herrscht<br />

in Bahia noch immer ein deutliches Defizit. 27)<br />

3. Hautfarbe als Symbol für Abgrenzung und Integration: Soziale Klas-<br />

sifizierung zwischen Idealtypus und Kontinuum<br />

In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung über das zueinander bestehende Verhältnis der<br />

verschiedenen Phänotypen in Brasilien fällt insbesondere die begriffliche Vielfalt ins Auge,<br />

mit der versucht wird, die unterschiedlichen Hautschattierungen zu beschreiben. Die ver-<br />

wendeten Kategorien werden in der Regel nicht näher erläutert und erschließen sich in ihrem<br />

Sinn oft nur dem Experten mit fundierten Kenntnissen der portugiesischen Sprache. Allein<br />

bei den hier bereits angeführten Autoren war von "Negern", "Braunen", "Schwarzen",<br />

"Mulatten" und "Afrobrasilianern" die Rede, die der Kategorie "Weiß" vergleichend gegen-<br />

übergestellt wurden. Die eindeutige Klassifizierung der brasilianischen Bevölkerung nach<br />

ihrer Hautfarbe bereitet offenbar große Schwierigkeiten. Über eines sind sich jedoch alle<br />

Autoren einig: Mit einer simplen Dichotomie in Schwarz und Weiß, wie sie z.B. zur Be-<br />

schreibung der Verhältnisse in den USA benutzt wird, lassen sich die Unterschiede in Brasi-<br />

lien nicht zufriedenstellend beschreiben. "Compared to the United States, race classification<br />

in Brazil reflects the phenotypical variations that result from miscegenation. In Brazil, grada-<br />

tions of color are recognized, rather than a simple black/white dichotomy" (Webster/Lovell/-<br />

Dwyer 1988: 136). Durch den jahrhundertelang dauernden Prozeß der sukzessiven Mischung<br />

der verschiedenen Phänotypen (miscigenação) ist es heute also nahezu unmöglich festzulegen,<br />

wer "Weißer", "Schwarzer" bzw. "Mischling" ist. So entstand in Brasilien eine ganze Reihe<br />

von phänotypischen Klassifikationen mit zum Teil ineinander verlaufenden Grenzen. Der<br />

brasilianische Staat beschränkt sich beispielsweise in seinen regelmäßigen Erhebungen auf<br />

fünf Kategorien: Weiß, Schwarz, Braun, Gelb und "indígena" (indianisch). Diese Klassifi-<br />

zierung bietet jedoch keine eindeutige Unterscheidungsmöglichkeit. Beim Zensus von 1991<br />

der Region Norte 28) gaben z.B. 72,2% der Befragten an, daß sie pardo (braun) seien. Dabei<br />

27) Vgl. zur politischen Kultur die Ausführungen in Kap. III.B.3.<br />

28) Die Region Norte umfaßt die nördlichen Bundesstaaten Rondônia, Acre, Amazonas, Roraima, Pará, Amapá<br />

und Tocantins.

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