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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Strukturelle Diskriminierung und das Problem der Wahrnehmung<br />

der genannten Gruppen aktiv. Nilsa, eine der Bewohnerinnen, liefert hierfür eine mögliche<br />

Erklärung: "Es ist gut, daß es diese Gruppen jetzt gibt, aber ich weiß nicht, ob sich dadurch<br />

irgendetwas ändern wird in Brasilien. Ich sehe jedenfalls nichts, was sich geändert hat.<br />

Sicher, die Polizei ist nicht mehr so aggressiv wie früher gegen die Bewohner, aber da ist sie<br />

immer noch. Und bei den "Ensaios" prügelt sie doch immer noch auf die "negros" ein; da<br />

ändert auch der Widerstand gegen den Rassismus nichts. Wenn das nicht wäre, würde sich<br />

vielleicht etwas ändern, aber im Moment sehe ich das nicht". Leo, Reggae-Musiker und<br />

Bewohner, beurteilt die Situation optimistischer: "Der Widerstand ist sehr wichtig, nur leider<br />

kommen die Resultate zu langs<strong>am</strong>. Die Regierung versucht ja auch immer noch, den Wider-<br />

stand zu unterdrücken, ganz besonders hier im Zentrum, wo es so viele Touristen gibt.<br />

Dennoch hat sich schon viel geändert, zum Beispiel reden die Leute nicht mehr so versteckt<br />

über den Rassismus. Meiner Meinung nach braucht es nur mehr Zeit."<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend läßt sich feststellen, daß der Prozeß der Demokratisierung auch in Bahia<br />

das Bewußtsein der Bevölkerung verändert und daß sich dies u.a. in einer Zunahme von<br />

Schwarzenorganisationen äußert. Die repressive Haltung der lokalen politischen Arena<br />

verlangs<strong>am</strong>t diesen Prozeß jedoch offenbar, da sie die Bereitschaft der lokalen Bevölkerung,<br />

die Kosten für den Organisationsaufwand zu tragen, senkt. 25) Nicht fehlende Wahrnehmung<br />

der Probleme ist somit das eigentliche Problem, sondern die autoritäre Haltung der baiani-<br />

schen Regierung, die das Vertrauen auf Erfolge bei der Anwendung der neuen Möglichkeiten<br />

demokratischer Interessenartikulation nachhaltig beeinflußt. Die Situation in der bestehenden<br />

Demokratie unterscheidet sich daher aus der Sicht der baianischen Bevölkerung bezüglich der<br />

Einflußnahme auf politische Entscheidungsprozesse kaum von der, die während der Zeit der<br />

Militärdiktatur herrschte. Die schnelle Herausbildung einer demokratischen Zivilgesell-<br />

schaft 26) mit Bürgern, die sich als aktive, mitgestaltende Teilnehmer des politischen Prozes-<br />

ses begreifen und die ihre Möglichkeiten zu "inputs" erkennen, wird dadurch behindert bzw.<br />

25) Vgl. hierzu insbesondere Kap. III.A.<br />

26) "Die Zivilgesellschaft, das heißt die Summe aller jener sozialen Bereiche, die nicht dem politischen System<br />

im engeren Sinne zugerechnet werden können, ist in Brasilien nicht in ausreichendem Maße in der Lage,<br />

konstruktiv auf das politische System einzuwirken, das mehr Probleme zu schaffen als zu lösen scheint"<br />

(Wöhlcke 1994: 99).<br />

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