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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Einleitung<br />

formen, u.a. können Arbeiter das Verhalten der Mittelschichten annehmen - dagegen:<br />

Homogenität führt zur Erstarrung in jetziger Lebensweise" (ebd. 188; Übers. von Fried-<br />

richs 1983: 263). Am Fallbeispiel des historischen Stadtzentrums von Salvador lassen sich<br />

diese in der stadtsoziologischen Segregationsforschung divergierenden Thesen empirisch<br />

überprüfen: Die Segregation des Viertels wird durch die staatliche Restaurierungspolitik<br />

"von oben" aufgelöst. Eine heterogene Bevölkerungszus<strong>am</strong>mensetzung bestimmt nunmehr<br />

das Bild des Pelourinho. Folgt man Gans (1974) müßte dies unter den Bewohnern zu mehr<br />

Toleranz und zur gegenseitigen Übernahme von Verhaltensmustern führen. Latente<br />

Konflikte würden durch die Heterogenität abgebaut. Demgegenüber ließe sich z.B. mit<br />

Friedrichs (1983) argumentieren, daß genau das Gegenteil der Fall ist. Die alteingesessene<br />

Bevölkerung wird nun ohne räumliche Distanz mit den sozialen Disparitäten konfrontiert.<br />

Dies fördert Aspirationen, die sich aufgrund des niedrigen sozioökonomischen Status der<br />

Bewohner nicht realisieren lassen. Der Ausbruch der latenten Konflikte ist eine mögliche<br />

Folge.<br />

2) Das Restaurierungsprojekt fördert die "Globalisierung" der historischen Altstadt durch<br />

den wachsenden kulturellen Einfluß des internationalen und nationalen Tourismus sowie<br />

durch die wachsende Bedeutung einflußreicher nationaler und internationaler Unterneh-<br />

men, die den Touristen ein Einkaufs- und Vergnügungsviertel zur Verfügung stellen, das<br />

sich ohne weiteres an globalen Standards messen läßt. Die Fassaden vieler Gebäude sind<br />

zwar historisch, doch im Kern erinnern viele der restaurierten Bauwerke an die luxuriösen<br />

kleinen Geschäfte in den Innenstädten der Metropolen der nördlichen Hemisphäre. Dabei<br />

bereichern die Elemente einer globalisierten Kultur die lokale Kultur, ohne daß die eine<br />

über die andere in einer auffälligen Weise dominiert. So verweist z.B. auch Featherstone<br />

(1990) darauf, daß Globalisierung nicht zur Auflösung nationaler Identitäten in einer<br />

dominanten Kulturform führt (im Sinne von "Verwestlichung", "Amerikanisierung"),<br />

sondern zu "diversity, variety and richness of popular and local discourses, codes and<br />

practices which resist and play-back systemicity and order" (Featherstone 1990: 2; vgl.<br />

Korff 1991: 1). Die Integration in die globale Gesellschaft ist jedoch ausgesprochen<br />

selektiv und bezieht sich räumlich vor allem auf den Bereich, der vom internationalen<br />

Tourismus frequentiert wird. Korffs Aussage (1995: 8), daß Städte in Teilen globalisiert<br />

sind, aber nie insges<strong>am</strong>t, trifft auch auf dieses historische Zentrum zu. Die partielle<br />

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