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Altstadtsanierung am "Pelô"

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136 Die "Rassendemokratie" - die Genese eines Mythos<br />

schen Demokratie» bezeichnet" (Schelsky 1994a: 131 11) ), mit denen die zentrale Problema-<br />

tik der brasilianischen Gesellschaft verdrängt werde (vgl. Matta 1984: 46).<br />

2. Strukturelle Diskriminierung und das Problem der Wahrnehmung<br />

Diese Verdrängung ist aber m.E. bei weitem nicht so gegeben, wie es ein großer Teil der<br />

sozialwissenschaftlichen Literatur hinsichtlich des Verhältnisses zwischen den verschiedenen<br />

Phänotypen vermittelt. So schreibt z.B. Guimarães: "Brazilians imagine themselves as<br />

inhabiting an anti-racist nation, a «racial democracy». This is one of the sources of their<br />

pride and, at the s<strong>am</strong>e time, conclusive proof of their status as a civilized nation" (Guimarães<br />

1995: 208). Ein weiteres Beispiel aus der Fülle ähnlicher Statements: "(...) in Gesprächen mit<br />

Brasilianern wird man unterschiedliche Meinungen zu hören bekommen. Zwar wird es nur<br />

wenige Brasilianer geben, die behaupten, daß es gar keine rassische Diskriminierung in<br />

Brasilien gäbe, aber gleichzeitig werden viele von ihnen die Auffassung ablehnen, daß der<br />

Rassismus ein konstitutiver Teil ihrer Gesellschaft sei. Vielmehr werden sie die Meinung<br />

äußern, daß der vorhandene Rassismus individueller Natur sei und im öffentlichen Leben nur<br />

eine geringe Rolle spiele" (Schelsky 1994a: 124).<br />

Diese Auffassungen lassen sich vor dem Hintergrund der spezifischen Situation Brasiliens<br />

durchaus verstehen, die durch eine "Abwesenheit von wahrnehmbarem Rassismus" (ebd.)<br />

charakterisiert ist: Anders als beispielsweise in den USA oder in Südafrika hat sich in<br />

Brasilien nach Ende der Sklaverei niemals eine "rassische Ideologie" entwickelt oder gefestigt<br />

(vgl. Dzidzienyo 1993: 116). Zudem haben Schwarze, Mischlinge und Weiße immer eng zu-<br />

s<strong>am</strong>mengelebt, und es gab dort auch niemals getrennte Schulen. "Gettobildungen", wie man<br />

sie in den USA z.B. im New Yorker Stadtteil Harlem beobachten kann, wären in Brasilien<br />

kaum vorstellbar, und "Berührungsängste vor der anderen Haut sind in Brasilien unbekannt.<br />

Die Psychopathologie eines rassischen Reinhaltungskomplexes hat in Brasilien keinen<br />

Nährboden. Das nimmt dem Rassismus die unmenschliche Härte" (Goerdeler 1988: 35).<br />

11) Im dritten Band ("Ordnung und Fortschritt") hat Freyre allerdings selbst auf diese Kritiken hingewiesen<br />

(vgl. Freyre 1961 und 1974; Schelsky 1994a).

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